Es fällt auf, dass die Dienstleistungsinflation, die Komponente, die von der EZB als Indikator für den inländischen Preisdruck genau beobachtet wird – und die im vergangenen Monat bemerkenswert stark blieb – von 5,2 % im April auf 5,0 % im Mai zurückging. Die Kerninflation bei den Basis-Konsumgütern ging von 6,2 % auf 5,8 % zurück, was mit der anhaltenden Lockerung ders Angebotsseite im Einklang steht.
Energieinflation wieder unter Nulllinie
Die Gesamtinflation ging ebenfalls stark zurück, von 7,0 % im April auf 6,1 % im Mai. Die Energieinflation fiel erneut unter die Nulllinie, und die Lebensmittelinflation ging den zweiten Monat in Folge um einen Prozentpunkt zurück. Es wird erwartet, dass die Gesamtinflation für den Rest des Jahres weiter sinken wird.
Die Kerninflation hingegen könnte in den Sommermonaten aufgrund von Basiseffekten bei der Teilkomponente Verkehrswesen hoch bleiben, und das obwohl die anderen wichtigen Dienstleistungskomponenten nun deutlich nachgeben.
Keine Pause bei Zinserhöhung
Die EZB wird den Rückgang der Inflation begrüßen, aber sie wird nicht ausreichen, um eine Pause bei der Zinserhöhung zu bewirken. Der Abwärtstrend bei der Kerninflation steckt noch in den Kinderschuhen, und es besteht weiterhin das Risiko eines Wiederanstiegs der Kerninflation bei den Dienstleistungen und der Arbeitsmarkt im Euroraum bleibt angespannt.
Aus den gestern ebenfalls veröffentlichten Daten geht hervor, dass die Arbeitslosenquote im April um 0,1 Prozentpunkte auf 6,5 % gesunken ist, nachdem sie im März noch bei 6,6 % gelegen hatte und nach oben korrigiert worden war.
Nachfrage nach Arbeitskräften stabil
Die Konsenserwartung lag bei 6,5 %, was zwar keine große Neuigkeit ist, aber angesichts der angespannten Lage auf dem Arbeitsmarkt werden die Zentralbanken mehr Anzeichen für ein Nachlassen des Preisdrucks sehen wollen. Die Umfragedaten deuten auch darauf hin, dass die Nachfrage nach Arbeitskräften stabil bleibt.
Wir halten es für wahrscheinlich, dass die EZB die Zinssätze auf einen Wert zwischen 3,5 % und 4 % anheben wird (d. h. +25 bis +75 Basispunkte gegenüber dem heutigen Stand), wobei +50 Basispunkte bis Juli als das wahrscheinlichste Ergebnis angesehen werden.
(BNY Mellon IM / Manuela Blisse / surpress)