Die ganze Breite des Anleihenmarkts nutzen
Wenn die Märkte durch Unsicherheit bestimmt werden, müssen Anleiheninvestoren in der Lage sein, aktiv die beiden wichtigsten Stellschrauben in ihren Depots zu bedienen: Bonität und Duration. Diese bewegen sich meist in gegenläufige Richtung.
Kredit- oder Bonitätsrisiko lohnt sich am meisten in risikobereiten Märkten, während Duration eher in risikoaversen Zeiten funktioniert. Manchmal bieten hochverzinsliche Anleihen mit niedriger Bonität und relativ hoher Korrelation zu Aktien die besten Renditechancen. Aber Anleger benötigen auch Zinsdurationsengagements, denn die langläufigsten Papiere performen in der Aktien-Baisse am besten. Wer die Bonitätsschraube lockert, sollte die Durationsschraube im Allgemeinen anziehen, und umgekehrt.
Auf der Suche nach Risikopuffern
Zugleich haben Anleger die Möglichkeit, mehr Stabilität in ihr Anleihenportfolio zu bringen. Die Renditen langdatierter europäischer Staatsanleihen, die die Benchmarks dominieren, sind derart niedrig, dass sie selbst bei anhaltenden Turbulenzen kaum Raum nach unten haben. Bundesanleihen sind mittlerweile bis auf 15 Jahre hinaus sogar mit negativen Renditen behaftet. Unseren Analysen zufolge wird selbst eine anhaltende „Safe Haven“-Bewegung diese Renditen nicht signifikant weiter drücken. Bundesanleihen und ähnlich niedrig rentierende Papiere sind als Risikopuffer bei fallenden Aktienmärkten wenig effektiv.
Wer dagegen höher rentierende Anleihen von Regierungen außerhalb Kerneuropas wählt, könnte damit einen besseren Schutz gegen die Aktien-Baisse erhalten. Britische, australische und amerikanische Staatsanleihen haben während den jüngsten Turbulenzen signifikant besser abgeschnitten als Bundesanleihen.
Die Marktstimmung wird aktuell von der hohen Volatilität dominiert. Es empfiehlt sich jedoch, einen breiteren Kontext zur Betrachtung europäischer Anleihen heranzuziehen. Die EZB fährt unbeirrt in ihrem Anleihenkaufprogramm fort, und erwirbt jeden Monat Staatsanleihen, Pfandbriefe und Unternehmensanleihen im Wert von 80 Milliarden Euro. Dies hat bereits dazu beigetragen, die Märkte etwas zu entspannen und wird die Brexit-Ansteckungsgefahr für die breiteren Märkte unserer Ansicht nach verringern.