Wirtschaft

Banken schrecken vor digitalem Wandel zurück

Viele deutsche Banken bereiten sich nur unzureichend auf den digitalen Wandel vor. Zwar ist den meisten Managern die Dringlichkeit des Problems bewusst, der Aufbau der Veränderungen lässt jedoch viele zurückschrecken.

55 Prozent aller Führungskräfte glauben, dass mangelnde Digitalisierungsanstrengungen ihr Institut binnen weniger Jahre mindestens 10 Prozent der Erträge kosten könnten. Trotzdem zeigen sich die Banken bei der Umsetzung konkreter Maßnahmen zögerlich. Nur jedes fünfte Geldinstitut sieht zum Beispiel bei der Überarbeitung der eigenen IT-Architektur besonders hohen Handlungsbedarf, zeigt die „digital pulse check“-Studie von zeb, eine der führenden europäischen Strategie- und Managementberatungen im Finanzsektor.

„Eigentlich hätten wir vermutet, dass die Banken die Modernisierung ihrer IT vorantreiben. Das gilt insbesondere im Hinblick auf die Integration von Kooperationspartnern in das eigene Produkt- und Serviceangebot. Denn wer hier zu lange wartet, wird früher oder später den Anschluss verlieren. Insofern überrascht uns die abwartende Haltung“, sagt zeb-Partner und Studieninitiator Dr. André Ehlerding. Insgesamt beteiligten sich rund 250 Führungskräfte aus sämtlichen Bankensektoren an der Ende 2015 durchgeführten Befragung.

„Ja“ zum Online-Abschluss, „Nein“ zu Vergleichsportalen

Die höchste Priorität messen Topmanager dem eigenen Online-Auftritt bei – fast zwei Drittel der Befragten meinen, die Internetpräsenz in naher Zukunft stärken zu müssen. Gleiches gilt für die Anpassung der traditionellen Vertriebsstrukturen. So halten 57 Prozent der Führungskräfte zum Beispiel die Verringerung der Filialpräsenz oder den Ausbau alternativer Vertriebskanäle für dringlich. Dazu passt, dass 61 Prozent der Teilnehmer die Online-Abschlussfähigkeit von Standardprodukten verbessern wollen.

Für irrelevant halten viele Banker dagegen die Nutzung von Vergleichsportalen und das Thema Bannerwerbung – lediglich 7 Prozent der Befragten zeigten hier hohe Zustimmungswerte. „Hier würde ich mir eine größere Offenheit wünschen. Wir wissen aus unseren Projekten, wie sinnvoll die intelligente Einbindung von Vergleichsportalen sein kann. Damit vernachlässigen die Institute einen zunehmend wichtigen Vertriebskanal“, sagt Ehlerding.

Auch beim Thema FinTech warten die meisten Banken ab

Abwartend zeigen sich die meisten Banken, was mögliche Kooperationen mit FinTechs betrifft – nur für jeden siebten Befragten hat dieses Thema momentan Priorität. Dennoch glauben die meisten Führungskräfte, dass die Finanz-Startups im Zahlungsverkehr, in Abwicklung und Infrastruktur sowie bei Big Data und Scoring kurzfristig relevant werden. Die sogenannte Online-Vermögensverwaltung („Robo-Advice“) spielt für die meisten Führungskräfte dagegen auf absehbare Sicht keine Rolle – eine Gefahr, wie zeb meint, denn diese innovative Technologie könnte für das Retailgeschäft schneller wichtig werden als viele Banker annehmen.

Alles in allem glaubt Mathias Gans, Senior Manager bei zeb und Autor der Studie, zwar, „dass die deutschen Banken grundsätzlich begriffen haben, wie wichtig die Digitalisierung ihrer Geschäftsmodelle wäre. Besonders herausfordernde Handlungsfelder mit Kundenbezug und IT-Fokus meiden sie jedoch. Wir plädieren dafür, den Megatrend Digitalisierung umfassender anzugehen. Denn Banken, wie wir sie heute kennen, wird es so langfristig nicht mehr geben.“

zeb ist eine auf den Finanzdienstleistungssektor spezialisierte Strategie- und Managementberatung. Das Unternehmen unterhält 15 Standorte u. a. in Deutschland, Dänemark, Italien, Luxemburg, Norwegen, Österreich, Polen, Russland, Schweden, der Schweiz und der Ukraine. Mit mehr als 900 Mitarbeitern und rund 180 Millionen Euro Umsatz in 2015 ist zeb die Nummer 1 in Deutschland und eine der führenden europäischen Beratungsgesellschaften für Banken, Sparkassen, Versicherer und andere Finanzinstitute.

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