Obwohl Deutschland für die Reaktion auf die Corona-Krise viel Lob erhalten hat, sind deutsche Personalberatungsfirmen den negativen wirtschaftlichen Auswirkungen von Corona nicht entkommen. Das geht aus einer Umfrage von der Association of Professional Staffing Companies Deutschland (APSCo Deutschland), dem Berufsverband für Personalberater- und Vermittler in Deutschland hervor.
Der Berufsverband befragte seine 85 Mitglieder in Deutschland sowie sein erweitertes Netzwerk von mehr als 200 Personalberatungsfirmen im hochqualifizierten Segment, um zu ermitteln, wie die APSCo-Mitglieder in Deutschland betroffen sind und wie sie mit der Situation, seit dem Ausbruch von Corona, umgehen.
Weniger Beeinträchtigungen in Nischenmärkten
Die Umfrage zeigt auf, dass viele Unternehmen mit einem beträchtlichen Rückgang ihrer Tätigkeiten konfrontiert waren, wobei knapp 40 Prozent der Unternehmen einen Rückgang ihrer Tätigkeiten um mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Zeitraum bis März 2020 angaben.
Eine beträchtliche Anzahl von Unternehmen hat jedoch einen geringeren Rückgang der Tätigkeiten verzeichnet, wobei knapp 23 Prozent der Befragten angaben, dass das Aktivitätsniveau um weniger als 25 Prozent gesunken ist.
Es ist wahrscheinlich, dass diese Unternehmen in spezialisierten Nischenmärkten arbeiten, in denen die Nachfrage weniger stark beeinträchtigt wird und in denen das Kandidatennetzwerk besser für die digitale Arbeitswelt vorbereitet ist.
Dieses Netzwerk dürfte sich aus hochqualifizierten Fachleuten aus den Bereichen Pharma und IT zusammensetzen, die in den meisten Fällen nach einem Freiberuflermodell und im begrenzten Umfang in der Arbeitnehmerüberlassung vermittelt werden.
Gros auf Kurzarbeit
Ein weiterer Indikator für die Unsicherheit im aktuellen Markt, ist die Anzahl der Mitarbeiter, welche auf Kurzarbeit gesetzt wurden. Laut Umfrage haben 37,5 Prozent der Unternehmen zwischen 80 Prozent und 100 Prozent ihrer Mitarbeiter auf Kurzarbeit gesetzt.
Es scheint jedoch, dass sich die Hilfen der Regierung sehr positiv auf die Mitarbeiterbindung in den befragten Unternehmen auswirkt. Knapp 80 Prozent der Befragten nehmen noch keine Änderungen an ihrem Personalbestand vor.
Freiberufler nur leicht betroffen
Ein weiterer ermutigender Trend war, dass fast drei Viertel der Unternehmen angaben, weniger als 20 Prozent der Freiberufler gekündigt zu haben. Dies würde auf eine relativ gesunde Position für den Freiberuflermarkt hindeuten.
Aber auch hier deuten Informationen, die aus Gesprächen mit großen und kleinen Unternehmen entstanden sind, darauf hin, dass es einige Faktoren gibt, die in diesen Zahlen nicht ersichtlich sind und die einen weiteren Einfluss auf die GuV, die Rentabilität und den Cashflow der Unternehmen haben werden.
Beispielsweise liegt diesen Ergebnissen die Zahl der Freiberufler zugrunde, die zwar noch immer beschäftigt sind, aber wesentlich weniger Stunden aktuell arbeiten. Diese sind in den Umfrageergebnissen nicht berücksichtigt. Es liegt auf der Hand, dass dies einen versteckten Einfluss über die hier angegebenen Prozentsätze hinaus haben wird.
Zudem berichten die Mitglieder, dass es einen zusätzlichen Druck von Seiten der Endkunden geben könnte, nicht nur die Stundenanzahl zu reduzieren, sondern auch die Reduktion der Stunden- sowie Tagessätze der Freiberufler.
Ermutigende Signale
„Es war unvermeidlich, dass auch der deutsche Markt unter den Auswirkungen von Corona leidet. Jedoch sind der recht stabile Freiberuflermarkt und die niedrige Zahl von Entlassungen, auf Grund der Unterstützungsmaßnahmen der Regierung, ermutigende Signale in der allgegenwärtigen Situation.“, sagt Tremayne Elson, MD von APSCo Deutschland.
„Während es viele Unsicherheiten in Bezug auf den Aufschwung gibt, lockern zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels viele Bundesländer innerhalb Deutschlands ihre Beschränkungen das Haus zu verlassen, und wir sehen auch, dass einige Geschäfte wieder öffnen.
Es wird interessant sein zu sehen, ob die Zahl der Unternehmen, die staatliche Unterstützung in Anspruch nehmen, zunimmt, gleichbleibt oder abnimmt. Dies wird sicherlich ein Faktor sein, den man im Auge behalten sollte, um zu beurteilen, wann der Markt beginnt, die Talsohle zu durchschreiten und Anzeichen einer Erholung zeigt“, so Elson weiter.
Elson: „Darüber hinaus ist es wichtig zu erwähnen, dass die Firmen, die sich aktuell weiterhin mit dem Markt beschäftigen und somit in Kontakt zu Kunden und Kandidaten bleiben, in einer stärkeren Position sein werden, wenn der Markt sich wieder zur Normalität dreht. Bei einer durchschnittlichen Besetzungsdauer von ein bis drei Monaten, kann sich dies als Wettbewerbsvorteil auswirken.“
(APSCo)