Wirtschaft

Blockchain  –  Fluch  oder  Segen?

 Was  ist  der  Unterschied  zwischen  einer   Blockchain  und  einer  herkömmlichen  Datenbank?

Bild:  Fotolia.com/Sashkin

 

Wie  praktikabel  ist  die  Technologie  und  macht  es   Sinn,  sie  im  eigenen  Unternehmen  einzusetzen?

Ein  wesentlicher  Unterschied  zwischen  der  neuen  Form  der  Datenbank  und  den  bisherigen  Modellen, ist  die  Verteilung  der Verantwortung.  Herkömmliche  Datenbanken  sind  zentralisiert  aufgebaut.  Im   Gegensatz  dazu  ist  eine  Blockchain  dezentral organisiert.  Das  heißt,  jeder  Teilnehmende  ist   zeitgleich  auch  Teilhaber  des  Systems  und  kann  jederzeit  alle  hinterlegten Daten einsehen.  Das   funktioniert  so:  Eine  Blockchain  ist  eine  Kette  („chain“)  aus  chronologisch  aneinandergereihten   Blöcken.  Jeder einzelne  Block  besteht  aus  einer  gewissen  Anzahl  an  Transaktionen.  Das  können   beispielsweise  Überweisungen  sein,  wie  im Fall  der  Kryptowährung  Bitcoin,  oder  aber  auch   verschiedene  Informationen,  die  ausgetauscht  werden.  Wie  viele Transaktionen maximal  in  einen   Block  passen,  ist  im  Regelwerk  der  jeweiligen  Datenbank  festgelegt,  das  von  allen  Teilnehmerinnen   und Teilnehmern  zu  Beginn  ausgehandelt  wird.

Ein  Block  wird  abgeschlossen,  indem  einer  der  Teilnehmenden  den  sogenannten  Hash  errechnet.   Der  Hash  ist  eine Zahlenkette,  die  dem  Block  einen  eindeutigen  Wert  zuordnet.  Um  die  Blöcke   miteinander  zu  verketten,  ist  der  Hash  am  Ende des  einen  Blocks  auch  immer  der  Start-­Hash  des   darauffolgenden  Blocks.  Da  der  Hash  von  den  Netzwerk-­Teilnehmern  selbst errechnet  werden  kann,   können  alle  Beteiligten  die  Transaktionen  leicht  überprüfen  und  bestätigen.  Durch  diese  Systematik  wird  eine  zentrale  Instanz  obsolet  –  das  Netzwerk  funktioniert  dezentral.

Blockchain  –  Ist  das  sinnvoll?

„Häufig  wollen  Unternehmen  eine  Blockchain  einsetzen,  obwohl  die  aktuelle  Herausforderung  mit   einer  normalen  Datenbank  viel  besser  gelöst  werden  könnte“,  sagt  Martin  Spickermann,   Innovationsmanager  im  Corporate  Center  Innovation  bei  TÜV  NORD.  „Blockchain  ist  ein Lösungsmodell  für  ein  sehr  spezifisches  Problem.  Zentrale  Instanzen  innerhalb  einer  Datenbank   sollen  abgeschafft  werden.  Die  Frage,  die  ich  mir  als  Unternehmen  also  stellen  muss,  ist:  Ist  diese   Lösung  für  mein  aktuelles  Problem  die  passende?“,  ergänzt  Sebastian  Förtsch,  Leiter  des   Vorstandsbüros  der  TÜV  NORD  GROUP.

Drei  Bedingungen  müssen  laut  der  beiden  Experten  erfüllt  sein,  damit  die  neue  Technologie  zum   einen  funktionieren  und zum  anderen  auch  sinnvoll  eingesetzt  werden  kann.  Als  Basis  werde  ein   Ökosystem  benötigt,  in  dem  grundsätzlich Transaktionen  oder  ein  Informationsaustausch  zwischen   den  Beteiligten  stattfindet.  Außerdem  müsse  ein  Sachverhalt  betroffen sein,  der  alle  interessiert.  Um   darüber  hinaus  Aktivität  innerhalb  des  Netzwerks  zu  generieren,  seien  Teilnehmerinnen  und   Teilnehmer  notwendig,  die  den  Zustand  des  Sachverhalts  aktiv  verändern.  Ein  Mehrwert  entstehe   dabei,  wenn  es  allen Teilnehmenden  wichtig  ist,  darauf  vertrauen  zu  können,  dass  der  Zustand   innerhalb  des  Netzwerks  korrekt  ist.  Zur Veranschaulichung:  Ein  Car-­Sharing-­Unternehmen  bietet   seinen  Kunden  an,  sich  verschiedene  Autos  für  begrenzte  Zeit auszuleihen.  Die  Transaktion  in   diesem  Fall  ist  also  der  Tausch  beziehungsweise  das  Teilen  eines  Autos.  Damit  ist  bereits  ein  Ökosystem  für  eine  Blockchain  gegeben.  Innerhalb  dieser  Datenbank  wird  gespeichert,  wo  welches   Auto  steht,  ob  es beispielsweise  vollgetankt  ist  und  beliebige  weitere  Informationen.  Darüber  hinaus   haben  auch  die  Teilnehmenden  ein Interesse  daran  diese  Informationen  einsehen  zu  können:  Sie   erhalten  Hintergrundinfos  über  die  Vorgeschichte  des  Autos, dessen  aktuellen  Zustand  und  vieles   mehr.  Die  Voraussetzungen  für  eine  Blockchain  sind  gegeben,  sofern  sich  eine interessierte  Gruppe   findet,  welche  die  finanziellen  Mittel  zur  Entwicklung  bereitstellt.

Chancen  und  Herausforderungen  der  neuen  Technologie

Bei  der  Frage,  wie  die  neue  Technologie  Prozesse  verändern  und  gegebenenfalls  sogar  obsolet   machen  wird,  sind  sich Experten  uneinig.  „Blockchain  wird  eine  ähnliche  Revolution  des   Datenwesens  sein  wie  vor  einigen  Jahren  das  Internet.  Viele der  Transaktionen,  die  aktuell  noch  über   konventionelle  Datenbanken  laufen,  werden  meines  Erachtens  nach  durch  das  neue System  ersetzt   werden“,  prognostiziert  Förtsch.  Die  neue  Form  der  Datenbank  könnte  viele  Abläufe  sowohl   konsistenter  als auch  effizienter  und  damit  kostengünstiger  gestalten.  Allerdings  handelt  es  sich  bei   diesem  Ausblick  um  einen  Idealzustand, dessen  Umsetzung  mit  vielen  Herausforderungen  verbunden   ist.  Grundsätzlich  ist  dieser  Zustand  aber  möglich  und  vor  allem vorteilhaft.

Spickermann  dagegen  zeigt  sich  zurückhaltender  in  seiner  Prognose:  „Eine  große  Herausforderung   beim  Aufbau  einer  solchen Struktur,  ist  der  enorme  Aufwand“,  so  der  Experte.  „Um  ein   entsprechendes  Ökosystem  etablieren  zu  können,  wird  eine interessierte  Gruppe  benötigt,  die  die   erforderlichen  Kapazitäten  aufbringen  kann  und  will.  Das  müsste  ein  Verbund  mehrerer Unternehmen   der  gleichen  Branche  sein.  Ich  halte  es  für  unwahrscheinlich,  dass  sich  viele  Unternehmen  diese   Mühe  machen werden“,  ergänzt  er  seine  Einschätzung.

(TÜV Nord)

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