mit Hauptstadt-Korrespondent Werner Sonne für das ARD-Morgenmagazin (Das Erste, 09.11.09, 05.30 bis 09.00 Uhr) an den historischen Moment: „Ja, ich hatte eine Ahnung, weil ich die Worte von Herrn Schabowski im Fernsehen gehört hatte und sich darin andeutete, dass am Abend des 9. November noch etwas passieren konnte. Und ich bin dann nach der Sauna auf der Bornholmer Straße Richtung Westen gegangen. Tja, man war sprachlos und glücklich. Das waren eigentlich die beiden Impulse und Gefühle.“ Wobei Merkel nicht sofort daran gedacht habe, dass die deutsche Einheit sehr schnell kommen würde.
„Es gab Menschen, die sehr an einen sogenannten dritten Weg geglaubt haben. Ich habe da nicht so richtig dazu gehört, aber ich hatte mir auch keine konkreten Pläne über die Gestaltung der Deutschen Einheit gemacht, sondern man ist in diese Entwicklung hineingeraten.“ Mit der totalen Öffnung der Grenzen sei im Grunde auch die schnelle Deutsche Einheit angelegt gewesen. Sie glaube, dass bei den allerallermeisten das Glücksgefühl, dass es die Deutsche Einheit gibt, überwiege. „Es bleibt der glückliche Moment der Deutsche Geschichte,“ sagte die Bundeskanzlerin.
Rückblickend sagte Merkel: „Die DDR ist auf Unrecht gegründet, sie ist nicht aus freien Wahlen entstanden, sie hatte keine Meinungsfreiheit, sie hatte keine Religionsfreiheit.“ Was hinter dieser Debatte aber stecke, sei, dass es neben dem Unrechtsstaat DDR das persönliche Leben von 16 Millionen Menschen gab, das sich dadurch ausgezeichnet habe, „dass die allermeisten anständig waren, dass sie versucht haben unter widrigen Lebensbedingungen gute Freunde, gute Kameraden zu sein, gute Nachbarn zu sein, gute Familien, Väter und Mütter zu sein.“ Dieser Punkt ginge immer ein wenig unter in der sehr abstrakten Diskussion über das Staatsgefüge. „Menschliches Leben ist immer viel mehr als nur staatliches Leben,“ so Merkel weiter.
„Natürlich haben wir viele blühende Landschaften, inzwischen sind Dinge geschehen, die haben wir überhaupt nicht für möglich gehalten.“ In den neuen Bundesländern gebe es trotzdem immer noch eine doppelt so hohe Arbeitslosigkeit. Deshalb sei der Solidarpakt bis 2019 hin angelegt. „Deshalb werden wir auch bei der Arbeitsmarktpolitik immer wieder auf die besonderen Gegebenheiten der neuen Bundesländer Rücksicht nehmen. Die Deutsche Einheit ist noch nicht vollendet. Wir sollten auch die Bedürfnisse der Erneuerung in den alten Bundeländern, nicht gegen das, was in den neuen Bundesländern passiert, ausspielen. Sondern wir müssen natürlich Investitionen in allen Bereichen Deutschlands hinbekommen. Dennoch bleiben strukturelle Unterschiede zwischen Ost und West bestehen und an denen müssen wir ansetzen, wenn wir die Angleichung oder die Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse hinbekommen wollen.“
Merkel zeigt sich optimistisch, dass es viele Menschen gebe, die sich ausgesprochen freuten, dass die junge Generation zwischen Ost und West viel weniger unterscheide. „Und das ist das, was wir verstärken müssen“.
Quelle: News Aktuell