Für die Fondsbranche ist das abgelaufenen Geschäftsjahr 2018 insgesamt gut verlaufen, aber weniger gut als ein Jahr zuvor erwartet; für 46 Prozent fielen die Erwartungen so aus wie im Herbst 2017 prognostiziert, für 27 Prozent jedoch schlechter. 2017 waren noch knapp 60 Prozent der Befragten von einem guten Geschäftsjahr 2018 ausgegangen. Das ergab eine BVI-Umfrage im Dezember unter Führungskräften aller BVI-Mitglieder. Insgesamt nahmen 345 Entscheider an der Umfrage teil, sie repräsentieren rund 3 Billionen Euro Fondsvermögen.
Befragt nach ihren Geschäftsaussichten 2019 schätzen 44 Prozent der Fondsgesellschaften ihre Lage als unverändert gut ein, 32 Prozent gehen davon aus, dass sich ihre Ertragslage 2019 verschlechtern wird. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren nur 17 Prozent dieser Meinung. Die stärksten Geschäftsimpulse sind nach Ansicht der Branche die unverändert niedrigen Zinsen (59 Prozent), weil die Nachfrage der Anleger nach rentierlichen Anlageprodukten wie Fonds steigt, dicht gefolgt vom Thema Altersvorsorge (53 Prozent) und der Nachfrage nach alternativen Anlageprodukten (50 Prozent).
Regulatorischer Druck bleibt hoch
Herausfordernd werten die Befragten den zunehmenden Margen- und Kostendruck (80 Prozent). 2017 lag der Anteil noch bei 77 Prozent. Auch der regulatorische Druck bleibt hoch (79 Prozent). Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des BVI: „Die Fondsgesellschaften werden in den nächsten Jahren ihre Ressourcen darauf konzentrieren müssen, wettbewerbsfähig zu bleiben. Allerdings bindet die EU-Regulierung seit Jahren enorme Kapazitäten bei den Asset Managern. Die EU könnte einen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Asset Managern leisten, indem sie endlich die „bessere Regulierung“ schafft, die sie sich 2014 selbst zum Ziel gesetzt hat. Das bedeutet, Auswirkungen geltender Regeln zu überprüfen und Überregulierung abzubauen.“
Nach Ansicht vieler Mitglieder wird sich das jetzige Gebührenmodell für Fonds auf Sicht innerhalb der nächsten fünf Jahre verändern. Fast die Hälfte (49 Prozent) der Befragten erwartet, dass die Bedeutung leistungsabhängiger Gebühren steigen wird. Nur ein Viertel glaubt, dass „Performance Fees“ eine Randerscheinung bleiben. Die Erzielung einer Outperformance (56 Prozent) und die Digitalisierung (47 Prozent) wertet die Branche ebenfalls als große Herausforderung. Als größte Hemmnisse für das Wachstum im Jahr 2019 könnten sich den Befragten zufolge geopolitische Unsicherheiten (74 Prozent) und eine negative Entwicklung an den Kapitalmärkten (66 Prozent) auswirken.
Beliebte Anlageklassen für institutionelle Anleger sind nachhaltige Investments (64 Prozent), alternative Anlagen (61 Prozent) und aktive Portfoliostrategien (40 Prozent). Kryptowährungen spielen für die Branche kaum eine Rolle. Die Umfrage zeigt auch, dass der Mehrheit der Mitglieder ein ungeordneter Brexit ohne Übergangsfrist keine Sorgen bereitet. Fast zwei Drittel der Befragten zeigt sich von einem ungeordneten Austritt von UK aus der EU wenig oder überhaupt nicht betroffen. Das erklärt sich daraus, dass in London ansässige Portfoliomanager lediglich sieben Prozent des Spezialfonds- und drei Prozent des Publikumsvermögens in Deutschland verwalten. Als Outsourcing-Markt ist die USA wesentlich wichtiger. Der Fondsmarkt in Deutschland (2,6 Billionen Euro) ist mehr als 50 Prozent größer als der Fondsmarkt in England (1,7 Billionen Euro).
(BVI)