Wirtschaft

Corona-Krise führt zu massiver Verschlechterung der Branchen-Bonität

Kreditwürdigkeit sinkt so stark wie nie zuvor in einem Quartal

Free-Photos / Pixabay

Der Lockdown weiter Teile der Wirtschaft im Zuge der Corona-Krise hat die Bonität einer Vielzahl von Branchen massiv verschlechtert. Das geht aus dem aktuellen FERI Branchen Rating für 525 Branchen in Deutschland für das 2. Quartal 2020 hervor. Demnach ergibt sich für 174 Branchen eine Ratingverschlechterung, so viele wie noch nie zuvor in einem einzigen Quartal. Der Anteil der Branchen mit einem erhöhten Ausfallrisiko stieg von 36 auf 46 Prozent. Das ist vor allem deshalb bemerkenswert, weil das Rating einen Zeitraum von bis zu sieben Jahren berücksichtigt und damit kurzfristige Schwankungen im Normalfall nicht derart spürbar durchschlagen. Aktuell ergeben sich aber starke Risiken sowohl aus der Höhe der zu erwartenden Umsatz- und Gewinnrückgänge als auch aus der Tatsache, dass diese Einbrüche abrupt und ohne jede Vorwarnung eintreten. Insbesondere in Branchen, die bereits zuvor eine relativ geringe Umsatzrendite aufwiesen, ist die Gefahr von Insolvenzen nun deutlich gestiegen. Zu befürchten ist, dass die mittel- bis langfristig wahrscheinliche Erholung des wirtschaftlichen Umfeldes nicht ausreicht, um die erlittenen Verluste ausgleichen zu können.

Dienstleistungssektor besonders stark betroffen

Besonders stark verschlechtert hat sich das Rating in jenen Branchen, die vom Lockdown der Wirtschaft am meisten betroffen sind. Dazu gehören Reisebüros und Reiseveranstalter, Messe-, Ausstellungs- und Kongressveranstalter, die Luftfahrt und die Flughäfen, das gesamte Gastgewerbe (Hotels und Restaurants), die Kraftwagenvermietung und erhebliche Teile des Einzelhandels. Die Industrie ist zwar ebenfalls negativ betroffen, jedoch fallen die Ratingverschlechterungen dort in den meisten Fällen moderat aus. Die meisten der betroffenen Industrie-Branchen weisen zudem weiterhin ein durchschnittliches oder sogar leicht unterdurchschnittliches Risiko auf. Eine wesentliche Ausnahme ist der Fahrzeugbau, insbesondere die Autoindustrie, in dessen Teilbranchen das Ausfallrisiko jetzt fast durchgehend über dem Durchschnitt liegt.

Digitalwirtschaft stemmt sich gegen den Negativtrend

In der aktuellen Krise gibt es aber auch einige wenige Gewinner: Zu den 11 Branchen, deren Rating sich verbesserte, gehören die Softwareentwicklung und IT-Beratung und der Bereich Datenverarbeitung und Webportale. Konstant auf hohem Niveau blieben beispielsweise Arzt- und Zahnarztpraxen und die pharmazeutische Industrie.

Kleinere Unternehmen auf direkte Finanzhilfen angewiesen

In die Berechnung des Branchen Ratings fließen staatliche Konjunkturprogramme ein, nicht jedoch individuelle Hilfen für einzelne Unternehmen. Die Ergebnisse im aktuellen Quartal unterstreichen noch einmal die Bedeutung solcher direkten Finanzhilfen. Sie sind nötig, weil die Aussichten, dass kleinere Unternehmen neu gewährte Kredite zurückzahlen können, trotz günstiger Konditionen begrenzt sein dürften.

FERI ermittelt mit dem Branchen Rating seit 30 Jahren einen Indikator für die Ausfallwahrscheinlichkeit auf Branchenebene. Wichtigste Grundlage ist eine detaillierte Branchenprognose, die Aussagen über die Umsatz- und Gewinnentwicklung, aber auch über die Wettbewerbsfähigkeit zulässt.

(FERI Investment)

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