Wirtschaft

Corona-Schock: Börsen bewerten neue Risikoszenarien

Weltwirtschaft 2020 mit klarer Rezessionstendenz – Märkte zu abrupter Risikobewertung gezwungen – Notenbanken stehen vor Überforderung

Corona: Weltwirtschaftskrise

Die globalen Aktienmärkte haben auf den „Corona-Schock“, der schon jetzt zu massiven Einschränkungen wirtschaftlicher Aktivität führt, mit starken Kursverlusten reagiert. Die Erwartung einer globalen Rezession wurde blitzartig in nur wenigen Handelstagen eingepreist. Aktuell zeigen nun fast alle Aktienmärkte klare „Überverkauft“-Signale.

Dies schafft üblicherweise eine gute Basis für schnelle technische Erholungen und potentiell günstige Kaufgelegenheiten. „Da jedoch Ausmaß und Dauer dieser globalen Rezession kaum abschätzbar sind, ist derzeit höchste Vorsicht geboten“, warnt Dr. Heinz-Werner Rapp, Vorstand und CIO von FERI.

Sowohl ein kurzer Einbruch („V-Form“) als auch eine lange und tiefe Rezession („U-Form“) sind möglich. Die Unsicherheit über den weiteren Verlauf der Entwicklung erfordert vorerst ein Denken in Szenarien.

Szenario 1 – Kurzer Einbruch

Sollte die Pandemie innerhalb weniger Monate wieder abklingen (wofür das Beispiel China spräche), wäre – nicht zuletzt aufgrund der massiven globalen Stimuluspakete – eine deutliche Erholung der Weltwirtschaft bereits im zweiten Halbjahr 2020 zu erwarten. „In diesem Szenario könnten die Aktienmärkte schon bald wieder zu einer scharfen Aufwärtsbewegung ansetzen“, so Rapp. Für Investoren würden sich dann in Kürze außergewöhnlich attraktive Kaufchancen bieten.

Szenario 2 – Tiefe Rezession

Sollte die Eindämmung der Pandemie über die Jahresmitte hinaus massive Maßnahmen erfordern, die zwangsläufig zu einem längeren „Einfrieren“ („Lockdown“) wirtschaftlicher Aktivitäten führten, würden die zahlreichen Hilfsmaßnahmen von Notenbanken und Regierungen zunächst verpuffen.

Dieses Szenario würde nach Einschätzung von FERI in eine tiefe und komplexe Weltrezession münden. Dann wären in der Spitze Kursverluste von 50 bis 70 Prozent möglich, wie zuletzt in der Finanzkrise 2008. „In diesem Fall wäre das Anlagejahr 2020 für Investoren weitgehend abzuschreiben“, betont Rapp.

Blick geht nach Amerika

Die Kapitalmärkte scheinen sich aktuell dem zweiten Szenario anzunähern, das nach Einschätzung von FERI eine Wahrscheinlichkeit von mindestens 45 Prozent habe. Sollte es dabei bleiben, stünden den Anlegern noch weitere Kursverluste bevor, da bislang die Konsequenzen einer lang anhaltenden globalen Rezession noch nicht voll eingepreist seien.

Vieles hänge in den kommenden Wochen davon ab, wie die USA den Herausforderungen durch CoViD19 begegneten. „Die USA könnten aufgrund ihres lückenhaften Gesundheitssystems stärker getroffen werden, als vielfach unterstellt. Auch die lange Ignoranz von Präsident Trump beim Umgang mit dem Coronavirus ist kaum hilfreich,“ warnt Rapp.

Notenbanken zunehmend überfordert

Während die EZB auf den Corona-Schock noch keine wirksame Antwort gefunden habe, sei die FED bereits zweimal mit panikartigen Zinssenkungen vorgeprescht. In beiden Fällen habe der Aktienmarkt jedoch negativ reagiert, was auf eine zunehmende Wirkungslosigkeit geldpolitischer Schritte hindeute.

Im Fokus stünden ab jetzt Maßnahmen der Fiskalpolitik, die weltweit in Vorbereitung seien. Selbst die Trump-Regierung habe inzwischen den Nationalen Notstand erklärt, was den USA nun Raum für weitreichende Gegenmaßnahmen und finanzielle Hilfsprogramme biete.

(FERI Gruppe)

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