Demnach scheint frühe Unterstützung ein entscheidender Erfolgsfaktor – und eben die scheint wahrscheinlicher, wenn es dank niedrigem Finanzierungsziel weniger Zweifel am tatsächlichen Erfolg der Kampagne gibt.
Knapp daneben ist nicht
Fast die Hälfte der Crowdfunding-Kampagnen auf Kickstarter scheitert vollkommen und erreicht weniger als 20 Prozent des Finanzierungsziels. 40 Prozent der Kampagnen wiederum sind erfolgreich. Ein knappes Scheitern ist also die Ausnahme. Dafür ist wohl das Verhalten potenzieller Geldgeber wesentlich mitverantwortlich. Eben dieses Verhalten versuchen die Forscher mit ihrem Modell abzubilden, um somit letztendlich auch Vorschläge zu machen, wie eine Kampagne gestaltet werden sollte.
„Ein Fehlen früher Unterstützung macht später Kommende pessimistisch, was die Erfolgschancen der Kampagne betrifft, und hält sie daher vom Unterstützen ab“, so Mohamed Mostagir, Professor an der Ross School of Business der University of Michigan, und einer der Autoren. Das kann selbst bei tollen Produkten zu einem Scheitern der Crowdfunding-Kampagne führen. Umgekehrt kann frühe Unterstützung dem Team zufolge einen Schneeballeffekt und somit spektakulären Erfolg bedeuten.
Früh viel von wenigen
Da die Unsicherheit über den Ausgang einer Kampagne potenzielle Unterstützer davon abhalten kann, Geld zu geben, ist den Forschern zufolge ein niedriges Finanzierungsziel sinnvoll. Denn da scheint ein Erfolg einfach wahrscheinlicher. Das Team verweist als Praxisbeispiel unter anderem auf die Kühlbox „Coolest Cooler“ , die Ende 2013 am Ziel von 125.000 Dollar zunächst klar gescheitert war. Wenige Monate darauf, mit einem Ziel von nur 50.000 Dollar, konnten die Macher über 13 Mio. Dollar aufstellen.
Allerdings warnen die Wissenschaftler, dass ein künstlich niedriges Finanzierungsziel ebenfalls Probleme mit sich bringen kann, nämlich dann, wenn sie „erfolgreich“ abschließen, aber nicht die höhere, eigentlich benötigte Summe einbringen. „Dann hat der Anbieter die Verpflichtung ein Produkt zu liefern, für dessen Herstellung es nicht genug Mittel gibt.“ In der Praxis gab es eben deshalb schon den Fall, dass eine Crowdfunding-Kampagne abgebrochen wurde, obwohl sie das angebliche Finanzierungsziel bereits deutlich übertroffen hatte.