Wirtschaft

Cyber-Medizin – Künstliche Intelligenz löst eine Revolution in der Gesundheitsversorgung aus

Von Rolando Grandi, Fondsmanager Echiquier Artificial Intelligence, LFDE - La Financière de l’Échiquier

geralt / Pixabay


In rund 40 Jahren könnte es so weit sein: Ab etwa 2060 soll das Programm „Endless“ ermöglichen, die menschliche „Seele“ – die persönlichen Daten einer Person – in einen künstlichen Empfängerkörper zu transplantieren. So lauten die kühnen Pläne der französischen Vorstandsvorsitzenden des digitalen Startups Transparence im gleichnamigen Buch des französischen Schriftstellers Marc Dugain1. Mag diese brillant erdachte Zukunftsvision noch in weiter Ferne liegen, schon jetzt entstehen in der Medizin durch Künstliche Intelligenz (KI) ganz neue Behandlungsmethoden, die die Gesundheitsversorgung revolutionieren. Angesichts der weltweiten Zunahme der Gesundheitskosten, die bis zum Jahr 2022 auf 10.000 Milliarden US-Dollar steigen dürften2, sind digitale Anwendungen in der Medizin überall auf der Welt auf dem Vormarsch. Künstliche Intelligenz gilt als die Hoffnung unserer Zeit – vor allem in der Medizin.

Cyber-Medizin senkt Kosten

Denn hier kann die KI ihr Potenzial in verschiedenen Bereichen entfalten: in der Biotechnologie, der Epidemiologie, bei e-Therapien, beim Einsatz von Chirurgie-Robotern und intelligenten Prothesen, in der pharmakologischen Überwachung und vielem mehr. An allen medizinischen Fronten werden Fortschritte und Durchbrüche erzielt. KI revolutioniert die Effizienz in der medizinischen Forschung und senkt dabei die Kosten. So musste das US-Medtech-Unternehmen Illumina bisher jährlich eine Million US-Dollar für die DNA-Sequenzierung aufwenden. Im Jahr 2019 waren es nur noch ganze 1.000 US-Dollar. Und in den nächsten zehn Jahren dürften diese Kosten auf 100 US-Dollar sinken. Die Generierung flächendeckender und strukturierter Datenmengen ermöglicht die KI-basierte Entwicklung von Medikamenten und personalisierten Therapien für jeden Patienten.

Beschleunigte Therapieentwicklung

Die 2019 erfolgte Gründung des europäischen KI-Startup-Inkubators AI Factory for Health durch Microsoft und den britisch-schwedischen Pharmakonzern AstraZeneca ist äußerst vielversprechend. Betreut werden vor allem Start-ups, die sich auf Onkologie spezialisiert haben, wie beispielsweise Owkin. Dieses von einem Mathematiker und einem Onkologen gegründete, auf „Machine Learning“ für medizinische Anwendungen spezialisierte Start-up mit Sitz in Paris und New York verwendet KI und Big Data, um die Forschung für Krebstherapien zu beschleunigen und gleichzeitig die Vertraulichkeit der Patientendaten zu gewährleisten. Ein revolutionärer Ansatz für KI, der bereits Früchte trägt: Owkin hat im Oktober eine bahnbrechende Entdeckung im Bereich der Tumorbiologie gemacht.

E-Health: Fit und in Hochform

In China mit seinen zwölf Millionen medizinischen Fachkräften für 1,4 Milliarden Einwohner revolutionieren virtuelle Assistenten den Zugang zur medizinischen Versorgung. Gesundheitsplattformen wie WeChat von Tencent oder Good Doctor von Ping An Healthcare & Technology – die ihren Umsatz im ersten Halbjahr 2019 verdoppelt haben – sind stark auf dem Vormarsch. Obwohl Europa den Sprung noch nicht gewagt hat: An Gesundheits-Apps fehlt es auch hier nicht. Qare (Frankreich) ermöglicht zum Beispiel den Zugang zu einer von der Krankenkasse erstatteten Online-Sprechstunde auf dem Smartphone. Könnte das eine Lösung für die medizinische Versorgungswüste sein?

Medizinroboter: Assistenzärzte der Zukunft

Weitere KI-basierte Anwendungs- und Einsatzmöglichkeiten bietet die Robotik, deren Marktvolumen sich 2019 weltweit auf 6,5 Milliarden US-Dollar belief. Dank der Erfolge der Robotikforschung sind Medizinroboter wahrnehmungs- und entscheidungsfähig, führen präzise Handlungen aus und sind daher aus dem Gesundheitssektor nicht mehr wegzudenken: Pflegeroboter animieren ältere und hilfsbedürftige Heimbewohner zu kognitiven Übungen, intelligente Prothesen reparieren oder optimieren den menschlichen Körper, Medizinroboter verbessern die Fertigkeiten von Chirurgen. Ein Beispiel ist das Da Vinci-Chirurgiesystem von Intuitive Surgical, das weltweit bereits fünf Millionen Operationen durchgeführt hat. Zudem hat ein 5G-gesteuerter Roboterarm in diesem Jahr für einen chinesischen Chirurgen die erste Gehirnoperation ausgeführt – in 3.000 Kilometern Entfernung. Eine Premiere.

Die Anwendungsbereiche für KI sind sehr vielfältig und der Markt boomt. Schätzungen zufolge wird die Bruttowertschöpfung des Gesundheitssektors in den Industrieländern 2035 ganze 2.260 Milliarden US-Dollar betragen und nach Berücksichtigung des KI-Beitrags sogar 2.721 Milliarden US-Dollar3. Das ist mehr als das BIP Frankreichs.

(LFDE)

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