Wirtschaft

Der Leverage-Effekt: Wie er zu einer Steigerung der Eigenkapitalrentabilität beitragen kann

Im Finanzwesen ist immer wieder vom Leverage-Effekt die Rede. Manchen ist das dahinterstehende Prinzip womöglich auch aus dem Trading als Hebeleffekt bekannt. Gemeint ist eine Situation, bei der sich durch die Aufnahme von Fremdkapital ein höherer Gewinn erzielen lässt. Unter der Beachtung von gewissen Gesichtspunkten kann der Leverage-Effekt strategisch für die Eigenkapitalrentabilität eingesetzt werden. Wichtig ist aber auch, die Grenzen und Risiken zu kennen.

Was ist der Leverage-Effekt und wann lohnt er sich?

Der Leverage-Effekt, auch als Financial-Leverage-Effect oder Hebeleffekt bekannt, ist eine häufig eingesetzte Möglichkeit zur Erhöhung der Eigenkapitalrendite durch das Aufnehmen und Einsetzen von Krediten (Fremdkapital). Eine Faustregel besagt dabei, dass der Effekt umso größer ist, wenn mehr Fremdkapital zum Einsatz kommt. Die Eigenkapitalrendite und damit Rentabilität wird also durch das Fremdkapital „gehebelt“ und somit gesteigert.  Zu unterscheiden sind jedoch ein positiver und ein negativer Leverage-Effekt. Während der positive Effekt die beschriebene Wirkung zeigt, ist es beim negativen Hebeleffekt anders. Dieser tritt ein, sobald die Zinsen für den aufgenommenen Kredit die Rendite übersteigen. Alternativ wird in einer solchen Situation auch vom Eintreten eines Leverage-Risikos gesprochen. Folgerichtig besteht der positive Leverage-Effekt nur, wenn die Gesamtkapitalrendite eines Unternehmens über dem Zinssatz des Fremdkapitals liegt. Also lässt sich der Effekt nur dann lohnenswert einsetzen, sofern diese Bedingung gegeben ist. Wer von ihm profitieren möchte, der muss deshalb strategisch agieren und Niedrigzinsphasen nutzen. Als seltene, aber durchaus mögliche, dritte Form gibt es noch einen neutralen Hebeleffekt, sobald Zinsen und Rendite sich ausgleichen.

Berechnung des Hebeleffekts

Glücklicherweise muss sich niemand auf sein Bauchgefühl verlassen und darauf hoffen, dass ein positiver Leverage-Effekt eintritt, da sich dieser berechnen lässt. Hierfür sind folgende Kennzahlen nötig:

  • Fremdkapital (FK)
  • Eigenkapital (EK)
  • Eigenkapitalrendite (rEK) = Gewinn / Eigenkapital x 100
  • Gesamtkapitalrendite (rGK) = Ertrag / Eingesetztes Kapital x 100
  • Fremdkapitalzins (i)

Zur Vereinfachung sollte anschließend noch der Verschuldungsgrad (VG) ermittelt werden. Hierfür wird das Fremdkapital (FK) durch das Eigenkapital (EK) geteilt.

Am Ende ergibt sich zur Berechnung des Hebeleffekts folgende Formel:

rEK = rGK + (rGK-i) * VG

Der Hebeleffekt bei Aktien und Wertpapieren

In der praktischen Anwendung bleibt der Leverage-Effekt nicht auf die Kapitalstruktur von Unternehmen beschränkt. Der Effekt ist auch für Anleger interessant, wenn sie den richtigen Zeitpunkt wählen, um Kredite für ihre Investitionen aufzunehmen. Allerdings sollten nur erfahrene Trader, die alle Kennzahlen präsent haben, mit einem Hebel investieren. Die Volatilität am Finanzmarkt sorgt für schnelle und kurzfristige Kursumschwünge. Dies erschwert die strategische Nutzung des Leverage-Effekts zusätzlich, weil das Timing perfekt sein muss.

Auswirkungen auf die Eigenkapitalrentabilität

Eine besonders wichtige Kennzahl ist die Eigenkapitalrentabilität. Sie ergibt sich aus der Eigenkapitalrendite . Von Bedeutung ist sie nicht nur für den Hebeleffekt, sondern auch als wichtige Kennzahl für Kreditinstitute und Investoren. Eine hohe Eigenkapitalrentabilität ist ein guter Hinweis darauf, dass es dem Unternehmen gut geht. Sie zieht schnell Investoren an, die wiederum für eine gesteigerte Liquidität sorgen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang aber vor allem die durchschnittliche Eigenkapitalrentabilität, da es konjunkturbedingt zu Ausschlägen nach oben oder unten kommen kann, die jedoch wenig über die Gesamtsituation des Unternehmens aussagen. Der Leverage-Effekt kann aber dafür sorgen, dass ein Unternehmen mit hohen Schulden eine höhere Eigenkapitalrendite erzielt als ein anderes Unternehmen mit weniger Schulden. Der Grund ist der feste Zinssatz, zu dem das Fremdkapital geliehen wurde. Steigt die Unternehmensleistung und damit der Gewinn, muss dieser auf weniger Kapital verteilt werden, was zu einer höheren Eigenkapitalrendite führt. Für viele Unternehmen ist es deshalb sinnvoll, eine angemessene Verschuldung unter Berücksichtigung der gegebenen Risiken aufrechtzuerhalten, um so von einer positiven Eigenkapitalrendite profitieren zu können.

Grenzen des Leverage-Effekts

Obwohl der Hebeleffekt für Unternehmen potenziell von Vorteil ist, gibt es auch klare Grenzen. Eine solche Beschränkung ist beispielsweise ganz konkret im Hinblick auf die Verschuldungskapazität gegeben. Ein Unternehmen kann nämlich nicht beliebig viel Fremdkapital aufnehmen. Wird die Kapazität überschritten, kann dies zu höheren Zinsen für neu aufgenommene Kredite führen, die wiederum den positiven Leverage-Effekt neutralisieren oder sogar ins Gegenteil verkehren. Auch sollte die Kreditwürdigkeit mit der zusätzlichen Aufnahme von Fremdkapital nicht gefährdet werden. Zudem müssen Unternehmen auch den Hebeleffekt bei Konjunkturumschwüngen berücksichtigen. Ein Unternehmen mit viel Fremdkapital ist nämlich von einer konjunkturellen Abschwächung stärker betroffen als ein Unternehmen mit geringerer Verschuldung. Genau deshalb ist es überaus wichtig, eine angemessene Verschuldung beizubehalten, die das Risiko gering hält und trotzdem die Möglichkeit eröffnet, von einem positiven Leverage-Effekt zu profitieren.

 

 

 

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