Wirtschaft

DER ÖLPREIS UND DIE MARKTVOLATILITÄT

Das kreditfinanzierte und investitionsorientierte Wachstumsmodell, das China nach der globalen Finanzkrise verfolgte, hatte unter anderem zur Folge, dass das Land einen großen Anteil der weltweiten Rohstoffe verschlang, die Preise nach oben getrieben wurden und eine Anpassung der Kapazitäten an den stetig wachsenden Rohstoffmärkten zu beobachten war.

UBP mit neuem Schwellenländer-Anleihenfonds / Bild: shutterstock 643836_640

Doch als China auf die Bremse treten musste und sich zum Ziel setzte, das Kreditwachstum zu drosseln und den Weg zu einem konsumorientierten Wachstumsmodell einzuschlagen, versetzte dies dem Höhenflug der Rohstoffpreise bei sich ausweitenden Kapazitäten einen Dämpfer. Die Folgen bekommen wir gegenwärtig zu spüren, und die daraus resultierenden Konsequenzen machen sich wiederum in verschiedener Hinsicht und insbesondere an den Aktienmärkten bemerkbar.

Der Bank of England zufolge war rund die Hälfte des 2015 verzeichneten Ölpreisrückgangs um 60 % auf das höhere Angebot zurückzuführen. In vielen Regionen, vor allem in Nordamerika, wurden die Produktionskapazitäten ausgebaut, während die Schieferölproduktion und neue Ölfördermethoden vorangetrieben wurden. Die rückläufige Nachfrage zeichnete für weitere 20 % des Ölpreisrückgangs verantwortlich, da sich China von dem investitionsorientierten Wachstumsmodell abwandte. Der Angebotsanstieg hat Konsequenzen für diejenigen Länder, deren Haushalte im Wesentlichen von Öleinnahmen abhängig sind. Für die Wirtschaften vieler Ölproduzenten ist ein Ölpreis von 25 USD pro Barrel absolut ruinös.

Der Preisverfall hat sich stark auf die Inflation ausgewirkt, sodass übermäßiger Pessimismus bei einem leichten Anstieg der Inflation wohl kaum aufkommen dürfte – ein Thema, das für die Zentralbanken weltweit derzeit eine echte Herausforderung darstellt.

Aktuell ist die große Frage allerdings, welche Bedeutung das wachstumsschwache Umfeld für die Märkte hat. Viele fragen sich, ob sich die Ereignisse von 2008 wiederholen könnten. Das Finanzsystem gerät durch den Rückgang der Rohstoffpreise unter Druck und in einigen Sektoren könnten Unternehmen durchaus zu kämpfen haben. Doch das Finanzsystem ist stabil. Der Bankensektor verfügt heute über mehr Kapital. Außerdem sind die Problembereiche, mit denen sich die Märkte konfrontiert sehen, in meinen Augen viel begrenzter als 2008.

Der Rückgang der Rohstoffpreise wird sich dagegen auf das Gewinn- und BIP-Wachstum auswirken. Hinzu kommen die Folgen durch hohe Abschreibungen von Kapital, das in den vergangenen fünf Jahren in die Öl- und Gasförderung investiert wurde, und das zu Sätzen, die inzwischen eindeutig unwirtschaftlich sind.

Ein aktuelles Thema an den Aktienmärkten ist die deutliche Neubewertung, die in den letzten fünf Jahren stattgefunden hat und zu einem großen Teil auf die niedrigen Zinsen im Rahmen der quantitativen Lockerung zurückzuführen ist. In den USA und Europa hat diese Neubewertung maßgeblich zu den mit Aktienanlagen erzielten Renditen beigetragen. Während sich die Anleger nun mit dem schwächeren Wachstum arrangieren, hat an den Aktienmärkten erneut eine Korrektur stattgefunden, um diesen Bedingungen Rechnung zu tragen. Wir befinden uns daher in einer Phase, in der die Märkte mit dem neuen Umfeld zu kämpfen haben.

Doch wir sind noch auf dem Wachstumspfad und können in dieser Hinsicht auch weiterhin positiv gestimmt sein. Die Bewertungen sind angemessen, das heißt die Unternehmen sind weder überteuert noch extrem günstig. Und auch die Dividendenrendite kann sich unserer Meinung nach weiterhin sehen lassen. Darüber hinaus erwarten wir nicht, dass die Zinsen stark steigen werden, sodass die aus Aktienanlagen erzielbare Dividendenrendite noch relativ attraktiv sein dürfte.

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