Als Angela Merkel 2005 Kanzlerin wurde, rangierte Deutschland im Ranking des IMD aus Lausanne unter 63 Ländern auf Platz 21. Es folgte bis zum Jahr 2014 eine Verbesserung bis auf Platz 6, seitdem geht es aber wieder abwärts: Aktuell steht Deutschland in der Zusammenfassung sämtlicher Indikatoren auf Rang 15. Auf der Haben-Seite steht weiterhin die hohe ökonomische Leistungsfähigkeit des Landes. Hinsichtlich der Indikatoren Wachstum, Handel, Beschäftigung und Preisstabilität kommt Deutschland insgesamt auf Rang 3. Dass es in der Gesamtschau deutlich schlechter aussieht, liegt an zunehmenden strukturellen Schwächen, die bereits im Management der Krisen in der jüngeren Vergangenheit sichtbar wurden. In der Steuerpolitik rangiert Deutschland auf Rang 57: Das dürfte vor allem der Untätigkeit der deutschen Regierung in der Steuergesetzgebung geschuldet sein, während viele andere Länder (Unternehmens-) Steuern gesenkt haben. Im institutionellen Rahmen für die Wirtschaft fiel das Land von Platz 7 im Jahr 2015 auf Rang 21 im Jahr 2021 zurück, was vor allem der überbordenden Bürokratie (Platz 36) geschuldet ist. Auch die Möglichkeiten, Firmen zu gründen, und der Umgang mit den damit verbundenen bürokratischen Hürden ist in den vergangenen Jahren nicht besser geworden.
Bei der Digitalisierung nur Durchschnitt
Ausgesprochen schlecht schneidet Deutschland in allen Kategorien ab, die mit Digitalisierung zu tun haben. In der Kommunikationstechnologie fiel das Land in der Amtszeit Merkels von Rang 7 auf Rang 55 zurück. Ähnlich schlecht sieht es mit den digitalen und technologischen Fähigkeiten der Menschen aus (Platz 54). Dies ist nicht nur ein Problem des Regierungshandelns: Auch die Agilität der Unternehmen, generell die Bewertung des Unternehmertums und die Nutzung von Big Data und fortschrittlicher Analysewerkzeuge in den Unternehmen sind in Deutschland bestenfalls internationaler Durchschnitt. Während die Bewertung der kleinen und mittleren Unternehmen nach wie vor Weltspitze ist (aktuell Rang 3), haben die Großunternehmen an Boden verloren und rangieren nur noch auf Rang 19 (2014 war es noch Rang 7).
Auf neue Regierung wartet viel Arbeit
Neben dem Thema Klimaschutz müssen in den kommenden Jahren auch andere strukturelle Herausforderungen in Angriff genommen werden: Ein wettbewerbsfähiges Steuersystem, der Abbau überbordender Regulierung, mehr Unternehmertum und weniger Risikoscheu, bessere Bildungschancen für alle, überhaupt die Gewährleistung gleicher Teilhabechancen, eine angemessene Vertretung von Frauen in Führungspositionen und auch sozialer Zusammenhalt sind letztlich nämlich Voraussetzungen dafür, dass das ökonomische Potenzial des Landes dauerhaft ausgeschöpft werden kann. Das gilt erst recht in einer alternden Gesellschaft – auch in dieser Hinsicht belegt Deutschland eher hintere Ränge, ohne daran zumindest mittelfristig etwas ändern zu können.
Egal, wer die nächste Regierung als Kanzler oder Kanzlerin anführt und welche Farbenkombination sich am Ende am Kabinettstisch wiederfindet: Auf die nächste Bundesregierung wartet deutlich mehr Arbeit, als sich Frau Merkel im letzten Viertel ihrer Amtszeit selbst zumuten wollte.