Wirtschaft

Die befürchteten Einschläge durch Politik der Zentralbanken haben früh begonnen

Das derzeitige Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank endet offiziell erst im September. Dennoch wird bereits heute darüber diskutiert, ob es nach Jahren des Aufschwungs überhaupt noch zielführend ist.

Skepsis gegenüber Kaufprogramm der EZB

 

Die Auswirkungen auf die Kapitalmärkte sind jedenfalls enorm.

EZB Rhetorik – ein Drahtseilakt

Ein großer Paukenschlag wurde befürchtet, erwartet oder vielleicht auch nur erhofft. Erfolgt ist noch nicht einmal ein leiser Gong. Die Rede ist von der letzten Tagung der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Schuld für die Enttäuschung trägt die Notenbank selbst. Hatte sie doch mit der Veröffentlichung ihres Protokolls der vorangegangenen Sitzung Signale über eine frühere Richtungsänderung in der geldpolitischen Ausrichtung angedeutet. Doch Mario Draghi blieb bei dem gleichen Stakkato. So betonte er abermals, dass die Anleihekäufe bis mindestens September 2018 weitergeführt werden. Auch sollen sie im September nicht abrupt enden, sondern über weitere Zwischenschritte langsam auslaufen. Zusätzlich wurde nicht an dem Fahrplan für mögliche erste Zinsschritte gerüttelt. So ist erst lange nach Beendigung der Käufe mit einer Zinserhöhung zu rechnen. Damit rückt diese weit in das Jahr 2019. Insgesamt eine Ode an eine expansive Geldpolitik. Umso größer fällt seither die Kritik an diesen Äußerungen aus, selbst aus den Reihen der EZB. Der Rückhalt für Herrn Draghi schwindet zunehmend, und die Unsicherheit seitens der Marktteilnehmer steigt. Alle schauen nun gespannt auf die kommende Sitzung der Zentralbank am 8. März 2018 und hoffen auf mehr Klarheit.

Renditen – ein lang erhofftes Lebenszeichen

Das Rätselraten um den Fahrplan der EZB hat in diesem Jahr deutliche Spuren an den festverzinslichen Märkten hinterlassen. So sind die Renditen für 10-jährige Staatsanleihen Deutschlands bereits um über 50 Prozent auf rund 0,7 Prozent gestiegen. Ein Niveau, das Anleger zuletzt im Jahr 2015 nutzen konnten. Die Weberbank rät dennoch zu größter Vorsicht: So lange die Spekulationen das Handelsgeschehen dominieren, sind weitere Renditeanstiege zu befürchten. Und diese bedeuten für den Anleger leider Kursverluste. Ein Beispiel: Steigt die Rendite einer 10jährigen Bundesanleihe um 1 Prozentpunkt, bedeutet dies fast 10 Prozent Kursverlust. Diesen gilt es zu vermeiden und sein Pulver trocken zu halten. Die Weberbank erwartet im weiteren Jahresverlauf durchaus Einstiegsmöglichkeiten, aber auf dann hoffentlich noch attraktiveren Niveaus. In der Zwischenzeit favorisiert sie weiterhin das Segment der Schwellenländeranleihen. Nach den zuletzt veröffentlichten positiven Mittelbewegungen wird es lediglich seitens der Privatanleger gemieden. Zu Unrecht, befinden sich die Renditeaufschläge auf attraktiven Niveaus und sollten auch in turbulenten Zeiten einen ausreichen Puffer gegenüber Verlusten bieten.

Aktien – vielversprechende Berichtssaison

Unglaublich, was eine Reform alles bewirken kann. In den USA sind seit der Verabschiedung der Steuererleichterungen die Gewinnerwartungen in die Höhe geschnellt. So werden für dieses Jahr mittlerweile Zuwachsraten von fast 16 Prozent erwartet und damit noch einmal mehr als 2017. Und das war schon ein wirklich gutes Jahr. Rund ein Viertel der 500 Unternehmen des S&P-Indexes haben ihre Zahlen bereits veröffentlicht. Im Durchschnitt lag der Gewinnanstieg im vierten Quartal bei rund 11 Prozent. Dies zusammen mit den verbesserten Aussichten erklärt die Kurssprünge im ersten Handelsmonat des Jahres recht simpel. Dass es zwischenzeitlich auch immer wieder zu kleineren Rücksetzern kommt, sollte die Anleger nicht verwundern. Auf den bereits erreichten Niveaus sind kurzzeitige Gewinnmitnahmen und damit verbundene Konsolidierungen ein typisches Phänomen.

Europa steht erst am Anfang der Berichtssaison. Die Erwartungen müssen sich nicht hinter denen der USA verstecken. So werden ebenfalls zweistellige Zuwächse bei den Profiten erhofft. Hinterfragt wird jedoch der zunehmende Anstieg des Euros gegenüber wichtigen Handelspartnern, was insbesondere für Exporteure ungünstig ist. Wie sehr die Daten dadurch bereits beeinflusst werden, wird sich noch zeigen. Es ist jedoch kein größerer Einbruch an dieser Stelle zu erwarten, da der solide weltweite Konjunkturaufschwung weiterhin unterstützend wirkt. Die zuletzt gemeldeten Vorlaufindikatoren kennen auch kein Halten mehr. So ist beispielsweise der Konjunkturindex der Europäischen Kommission auf ein neues All-Zeit-Hoch gestiegen. Auch wenn diese Vorschusslorbeeren aus Sicht der Weberbank ein wenig überzogen sind, sollte sich das Wachstum der europäischen Wirtschaft weiter fortsetzen und das Vorjahr übertreffen können. Ein gutes Umfeld, in dem die Unternehmen neben den Gewinnen auch ihre Umsätze steigern sollten. Daher trübt auch das aktuelle Durchschnaufen an den europäischen Märkten die guten Aussichten nicht. Im Gegenteil, es sollte für strategische Käufe genutzt werden.

(Weberbank)

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