Um das Thema „Stabilität der Eurozone“ ist es in letzter Zeit sehr ruhig geworden. Ist das die Ruhe vor dem Sturm, oder hat sich die Europäische Einheitswährung tatsächlich stabilisiert?
Der Sturm, welcher in diesem Jahrzehnt über die europäischen Volkswirtschaften und Kapitalmärkte hinweggezogen ist, wird vielfach immer noch als „Staatsschuldenkrise“ bezeichnet. Der Begriff „Krise“ mag durchaus zutreffen, wir sind aber nicht überzeugt, dass Staatsschulden die Ursache der Krise waren.
Die Statistiken des Internationalen Währungsfonds weisen für die Jahre vor der Krise eine irische Staatsverschuldung von 24 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt aus, für Spanien 39 Prozent, im Falle Portugals 69 Prozent und für Belgien 91 Prozent. Basierend auf dieser Kennzahl wäre Belgien unter den genannten Ländern am meisten gefährdet gewesen.
Tatsächlich musste aber Irland als zweites Land nach Griechenland den Rettungsmechanismus in Anspruch nehmen. Eine Sortierung nach der Höhe der Staatsverschuldung war also nicht geeignet, um die in der Krise gefährdeten Länder zu identifizieren.
Die Leistungsbilanzsalden waren hier wesentlich hilfreicher. Irland verzeichnete ein Leistungsbilanzdefizit von mehr als 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, Spaniens Defizit betrug knapp 10 Prozent, bei Portugal waren es 11 Prozent und im Falle Griechenlands sogar 15 Prozent. Belgien hingegen verzeichnete einen Überschuss von etwas unter 2 Prozent des BIP. Dies ist ein klares Indiz dafür, dass die Eurokrise mehr mit Leistungsbilanzsalden als mit öffentlicher Verschuldung zu tun hatte.
Wie haben sich die Leistungsbilanzsalden in den letzten Jahren entwickelt?
Unser „Chart of the Week“ zeigt hier eine durchaus bemerkenswerte Verbesserung: Spanien, das vor der Krise noch ein Leistungsbilanzdefizit von ca. 110 Mrd. Euro pro Jahr aufwies, erwirtschaftet aktuell einen Überschuss von etwa 20 Mrd. Euro. Auch Portugal hat seine Leistungsbilanz in Griff bekommen, während Italien sogar einen Überschuss von 45 Mrd. Euro erzielt. Wir vertreten daher die Ansicht, dass sich der Währungsraum tatsächlich stabilisiert hat. Ist die Verbesserung nachhaltig? Wir werden die Leistungsbilanzsalden jedenfalls weiterhin aufmerksam beobachten.
(Deutsche Asset Management)