Wirtschaft

DIVA-Studie: Mehrheit der Aktiensparer kann sich mit Aktienrente anfreunden

ktoKompetenzen des Staates als Geldanleger werden ambivalent beurteilt

Über 60 Prozent gehen davon aus, dass Aktienrente die gesetzliche Rente stabilisieren wird

Der Koalitionsvertrag der Ampel sieht zur Stärkung der gesetzlichen Rente einen Einstieg in aktienbasierte Finanzierungsformen vor. Die Initiative ist der FDP zuzurechnen, die das Vorhaben unter dem Begriff „Aktienrente“ erstmals in die politische Diskussion eingebracht hat. Vorbilder sind die großen Altersvorsorgefonds in Schweden und Norwegen.

Doch das Projekt scheint ins Stocken geraten zu sein: Die für den Einstieg verabredete Erstbefüllung des Fonds aus Steuermitteln in Höhe von zehn Milliarden Euro findet sich im Haushalt nicht wieder.

Dennoch soll die Aktienrente in diesem Jahr kommen, wenn wichtige Fragen wie die Anschlussfinanzierung sowie die Verteilung der Mittel auf zukünftige Rentner beantwortet sind.

Das Deutsche Institut für Vermögensbildung und Alterssicherung (DIVA) hat Bürgerinnen und Bürger befragt, was sie von der Aktienrente halten. Befragt wurden dabei knapp 1.000 Menschen in Deutschland, die selbst bereits aktienbasiert sparen, also mit den Grundmechanismen dieser Form der Vermögensbildung und Altersvorsorge vertraut sind.

Mehrheit bewertet Aktienrente positiv

Das Primärziel der Aktienrente: Die Erträge aus dem Staatsfonds sollen genutzt werden, um die gesetzliche Rente mitzufinanzieren oder Beitragssteigerungen beziehungsweise Leistungskürzungen abzufedern.

Über 60 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass eine Aktienrente die gesetzliche Rente stabilisieren wird. Und das, obwohl Teile der Politik Aktien für die gesetzliche Rente gerade wegen ihres Risikos ablehnen.

„Die positive Haltung der Bürger zur Aktienrente legt nahe, dass die meisten Bürger die Grenzen einer rein umlagefinanzierten gesetzlichen Rente längst erkannt haben“, sagt Prof. Dr. Michael Heuser, Wissenschaftlicher Direktor des DIVA.

Geringes Vertrauen in den Staat

Geht es um das Vertrauen in den Staat als Verwalter einer aktienbasierten Rente, kommen jedoch Bedenken auf. 51 Prozent der Geringverdiener mit monatlich weniger als 1.800 Euro Netto-Haushaltseinkommen zweifeln an der Expertise und Erfahrung des Staates als Kapitalanleger (44 Prozent bei den mittleren und 47 Prozent bei den höheren Einkommensgruppen).

„Bei der Umsetzung der Aktienrente dürfte es wichtig sein, professionelle Fondsmanager und Kapitalanleger aus Fondsgesellschaften und Lebensversicherungen mit ihren Erfahrungen und Kompetenzen zu berücksichtigen“, sagt Heuser.

Sorge vor Mittelzweckentfremdung groß

Knapp zwei Drittel der Befragten machen sich zudem Sorgen, dass der Staat die Mittel der Aktienrente zur Finanzierung ganz anderer Projekte nutzt.

„Die Skepsis der Bürger vor Zweckentfremdung und Querfinanzierungen kommt nicht von ungefähr“, so Heuser. “Die Aktienrente sollte von Beginn an vor dem Zugriff des Staates geschützt werden, um in der Bevölkerung das notwendige Vertrauen aufzubauen.“

Politik sollte Projekt zügig umsetzen

Insgesamt zeigt sich in der Bevölkerung ein positives Stimmungsbild zur Aktienrente, zumindest bei denjenigen Bürgern, die Erfahrungen mit Aktien haben und deshalb in der Regel das Konzept verstehen.

Dr. Helge Lach, Vorsitzender des BDV Bundesverbandes Deutscher Vermögensberater, hat deshalb auch eine klare Forderung an die Ampelkoalition: „Spätestens nach Ablauf dieser Legislaturperiode schnappt die Generationenfalle zu. Die Aktienrente kommt für die Lösung dieses Problems leider viel zu spät. Zukünftige Generationen werden aber dankbar sein, wenn die Politik das Konzept jetzt zügig umsetzt.“

(DIVA)

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