Wirtschaft

Drei Deutsche, drei Ausländer: Die Dividenden-Flops 2016

Wer im schlechten ersten Quartal 2016 nicht die Nerven verloren, die Brexit-Turbulenzen für Nachkäufe genutzt und anlässlich der US-Wahl einfach mal nichts gemacht hat, konnte 2016 mit Aktien im Schnitt zwei bis drei Prozent Dividendenrendite plus moderate Kursgewinne einfahren.

Finanzgeschäfte

Über 40 Milliarden Euro schütteten allein die 30 DAX-Unternehmen 2016 an ihre Anteilseigner aus. Doch neben zahlreichen Anhebungen und Ausschüttungs-Rekorden brachte das Jahr auch einige bittere Enttäuschungen. Die unabhängige Research-Plattform DividendenAdel hat die sechs Flops 2016 zusammengetragen. Neben der diesjährigen Ausschüttung und der Kursentwicklung war bei die Auswahl auch die Perspektive für 2017 relevant.

Ganz oben auf der deutschen Flop-Liste steht für DividendenAdel RWE. „Eigentlich galt es als ausgemachte Sache, dass auf die Stammaktie mindestens 0,50 Euro gezahlt würden, wodurch der Sorgen-Versorger in allen Rendite-Rankings ganz oben stand. Umso größer war der Schock, als Vorstandschef Peter Terium die Aktionäre im Februar auf Nulldiät setzte“, erklärt Christian W. Röhl, Gründer von DividendenAdel. Für ihn war das mit Blick auf die Situation des Konzerns allerdings „ein längst überfälliger Einschnitt“. Denn: „Ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell sieht anders aus. Nicht ohne Grund hat die Aktie gegenüber dem Zwischenhoch vom Sommer schon wieder knapp ein Drittel verloren“, sagt Röhl.

Per Saldo noch schlechter entwickelte sich Hugo Boss. „Die Modemarke hat ihren Anteilseignern wie im Jahr zuvor 3,62 Euro je Aktie überwiesen. Dennoch kam der Kurs, der schon 2015 knapp 25 Prozent eingebüßt hatte, unter die Räder. Zeitweise kostete die vor eineinhalb Jahren zu 120,00 Euro gehandelte Aktie weniger als 50,00 Euro“, so Röhl. Der neue Boss-CEO Mark Langer müsse nun klassisches Turnaround-Management betreiben: Defizitäre Flagship-Stores schließen, die Marketingkosten für die nach wie vor problematische Damen-Kollektion reduzieren und parallel dem Kerngeschäft rund um den Herrenanzug wieder etwas Glamour verleihen. „Das ist wahrlich keine einfache Aufgabe“, so Röhl. Um eine Dividendenkürzung werde der MDAX-Konzern zwar kaum herumkommen, gleichwohl sei Hugo Boss in einer wesentlich komfortableren Lage als andere zwischen Highend und Masse positionierte Modemarken.

Zu den Deutschland-Flops zählt DividendenAdel obendrein den SDAX-Absteiger Schaltbau. „Nach der beeindruckenden Dividenden-Dynamik der letzten zehn Jahre ist die Ausschüttung dieses Jahr stabil geblieben. Doch für 2017 droht eine saftige Kürzung, wenn nicht sogar eine Nullrunde“, resümiert Röhl und verweist auf die Gewinnprognose, die binnen weniger Monate „scheibchenweise“ von 27,3 Millionen Euro auf 5,4 Millionen Euro nach unten revidiert wurde. „Nachdem dann auch noch der Vorstand die Brocken hingeworfen hat, ist das Standing am Kapitalmarkt nun weitgehend ruiniert“, kritisiert der Investment-Experte: „Der 40prozentige Absturz der Aktie von 50,00 Euro auf aktuell 30,00 Euro spricht Bände.“

Die internationalen Flops

Auch wer sein Geld außerhalb Deutschlands investiert hat, war vor Enttäuschungen nicht gefeit. „Die Aktie des britischen Outsourcing-Spezialisten Capita, der u.a. das Londoner Innenstadt- Mautsystem betreibt, ist seit Jahresbeginn um 60 Prozent eingebrochen. Und da ist dann auch die Dividende nur noch ein Tropfen auf den heißen Stein – auch weil die Perspektive unklar ist“, sagt Röhl. Mit mehr als 25 aufeinanderfolgenden Anhebungen gehöre der 75.000 Mitarbeiter starke Konzern zwar zum ebenso erlauchten wie überschaubaren Kreis der europäischen Dividendenaristokraten, allerdings könne der Brexit diesen fulminanten Track Record durchaus beenden.

Genau das ist bereits bei der HCP passiert, der größten auf Krankenhäuser, Reha-Zentren und Pflegeheime fokussierten Immobilienfirma der USA. „Nach mehr als einem Vierteljahrhundert mit ununterbrochen steigenden Dividenden wurde die quartalsweise gezahlte Ausschüttung von 0,575 US-Dollar auf 0,37 Dollar je Aktie gekürzt – ein Minus von satten 35 Prozent“, sagt Röhl. Dass bei HCP etwas nicht stimmt, habe sich allerdings abgezeichnet: Das als Real Estate Investment Trust (REIT) strukturierte Unternehmen hatte über die letzten drei Jahre mehr als die Summe seiner operativen Erträge (Funds from Operations, FFO) ausgeschüttet und die Dividende trotzdem nur noch marginal steigern können.

Lange vom Erfolg verwöhnt war hingegen die Nummer drei der internationalen Dividenden-Flops: Novo Nordisk. Binnen zehn Jahren konnte der dänische Weltmarktführer für Diabetes-Therapie den Umsatz verdreifachen, den Gewinn verfünffachen und den Börsenwert verzehnfachen. Zudem wurde die Dividende seit 1996 kontinuierlich angehoben. „Aber jetzt dürfte die ganz große Wachstumsstory vorbei sein“, sagt Röhl und verweist auf die durch günstige Nachahmerprodukte für auslaufende Patente verhagelten Margen. Auch dass mehr als die Hälfte der Erlöse in den USA erwirtschaftet würden, mache die Situation nicht einfacher. Entsprechend hart sei das Urteil der Investoren ausgefallen: „Per Saldo stehen für 2016 rund 37 Prozent Verlust zu Buche und bevor die Aktie sich zuletzt etwas erholen konnte, hatte sie sich gegenüber dem Jahresanfang zeitweise halbiert.“ Anders als bei Capita und HCP ist die Dividende der Dänen aber nach Meinung von Dividenden- Experte Röhl nicht „auf Kante genäht“. Eine Rendite von mehr als drei Prozent scheine auf dem aktuellen Kursniveau durchaus gut abgesichert.

(Quelle: Presseinformation von Christian W. Röhl, DividendenAdel)

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