Der US-Präsident erkrankt an Covid-19, die großen Tech-Firmen sehen sich unangenehmen Fragen ausgesetzt und die Märkte blicken auf die bevorstehenden US-Wahlen.
Eoin Murray, Head of Investment bei Federated Hermes:
„Der Markt hat in dieser Woche seinen Schwerpunkt wieder einmal auf die Pandemie gelegt. Im Vordergrund standen dabei die Krankenhaus-Einlieferung des US-Präsidenten, seiner Frau und mehrerer Mitarbeiter des Weißen Hauses, die allesamt positiv auf das Coronavirus getestet wurden – dazu die anschließende Lazarus-ähnliche Genesung von Herrn Trump. Aber die vielleicht interessanteste Entwicklung in Washington war die Veröffentlichung eines 449-seitigen Kartellberichts durch das Weiße Haus, der einige schwerwiegende Anschuldigungen gegen die großen Technologiekonzerne enthielt. Darin wurde die Monopolstellung von Google (89 Prozent Marktanteil) und die Duopolstellung der FaceBook-Gruppe und YouTube innerhalb der sozialen Netzwerke festgestellt. In vielerlei Hinsicht erinnerte mich der Bericht an die kartellrechtlichen Schritte gegen Microsoft vor etwa zwei Jahrzehnten, die zwar keine großen Veränderungen bewirkt hatten, aber Microsofts Erfolg über einen langen Zeitraum hinweg gedämpft haben. Zusammengenommen machen die Tech-Riesen Facebook, Amazon, Apple, Netflix, Google (Alphabet) und Microsoft heute fast 23 Prozent des S&P500 aus und waren eine große Unterstützung für den Markt als Ganzes. Abgesehen von der Trump-Regierung, die unabhängig vom US-Wahlergebnis ein Verfahren gegen Alphabet vorbereitet, stellen wir uns die Frage: Müssen wir für die großen Technologieunternehmen mit unruhigeren Zeiten rechnen?“
Geir Lode, Head of Global Equities, bei Federated Hermes:
„Die großen Technologiefirmen befinden sich plötzlich in unangenehmem Rampenlicht. Der Bericht des Justizausschusses des US-Repräsentantenhauses beschuldigt einige der größten US-Unternehmen einer ganzen Reihe von fragwürdigem Verhalten. Auch wenn dieser Bericht nur wenig Neues enthält, verstärkt er doch die Gefahr, dass sich ein Sieg der Demokraten bei den US-Wahlen negativ auf die Märkte auswirken könnte: Viele Kommentatoren haben begonnen, die Auswirkungen eines Sieges der Demokraten zu thematisieren, aber angesichts ihrer großen Indexgewichte ist es schwierig, die großen US-Indizes ohne die Unterstützung der Tech-Unternehmen voranzubringen.
Der Einfluss der Tech-Riesen, insbesondere der sozialen Medien, wurde in dieser Woche auch an anderer Stelle deutlich: In den letzten zwölf Monaten haben die Investoren den Twitter-Account von Präsident Trump weitgehend ignoriert, da sie erkannt haben, dass er kein zuverlässiger Indikator für die US-Politik ist. Wir haben diese Woche jedoch gesehen, dass seine Tweets den Markt immer noch bewegen können. Die Investoren in den USA setzen einen Großteil ihres Optimismus auf die Möglichkeit weiterer fiskalpolitischer Stimulus-Pakete – und sogar Jerome Powell wies auf die Gefahr hin, hier zu wenig zu tun. Trump hingegen wies diese Warnung scheinbar zurück und forderte ein Ende der Verhandlungen über weitere Stimulus-Maßnahmen, wodurch der Markt geschwächt wurde.“
(Federated Hermes)