Wirtschaft

EMI: Deutsche Industrie konnte Abschwung im November verlangsamen

Die deutsche Industrie ist auch im November geschrumpft. Das lag in erster Linie an einem signifikanten Rückgang der Nachfrage, teilte S&P Global mit

MustangJoe / Pixabay

Der saisonbereinigte S&P Global/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) notierte mit 46,2 Punkten den fünften Monat in Folge in der Schrumpfungszone. Nach dem annähernden 2,5-Jahrestief im Oktober (45,1) bedeutet der aktuelle Wert immerhin eine leichte Verlangsamung des Abschwungs.

„Obwohl der EMI auch im November deutlich unter der 50-Punkte-Referenzlinie geblieben ist, konnten einzelne wichtige Teilindizes wie Produktion, Auftragseingang und Jahresausblick ihren Negativtrend binnen vier Wochen zumindest etwas aufhalten“, betonte Gundula Ullah, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Freitag in Eschborn. Die niedrigeren Einkaufsmengen seien zudem ein Indiz dafür, dass der Druck auf die Lieferketten im November nachgelassen hat. Dennoch dürften die konjunkturellen Aussichten angesichts der weiter angespannten Energieversorgung und der hohen Inflationsrate durchwachsen bleiben.

„Zum Jahresende hellt sich das Klima in der deutschen Industrie laut jüngstem EMI etwas auf. Dies korrespondiert mit unseren Erwartungen einer milden Rezession in Deutschland zum Jahreswechsel. Ab dem zweiten Quartal 2023 sollten wieder positive Wachstumsraten zu beobachten sein“, kommentierte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, am Freitag auf BME-Anfrage die aktuellen EMI-Daten. Die Entspannung auf der Angebotsseite sei wesentlich dafür, dass die Stimmung sich leicht aufhelle. „So ist auch mit niedrigeren Inflationsraten in den nächsten Monaten zu rechnen, was wiederum einen positiven Effekt auf die Unternehmen und die Haushalte haben wird“, fügte die Helaba-Bankdirektorin in ihrem Statement für den BME hinzu.

„Der befürchtete Konjunkturabsturz bleibt wohl aus“, sagte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, am Freitag dem BME.

„Die hohen Energiepreise belastet weiterhin insbesondere die Industrie und drücken die Geschäftsaussichten. Angesichts der hohen Preis- und Kostensteigerungen und der insgesamt trüben Weltkonjunktur gehen die Neuaufträge deutlich zurück“, teilte DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen am Freitag dem BME mit. Immerhin könnten die Unternehmen wieder besser ihre Aufträge abarbeiten, weil Lieferengpässe zuletzt abgenommen hätten. Zenzen weiter: „Besonders bei den Herstellern von Investitionsgütern scheint sich die Lage leicht zu bessern. Während angebotsseitige Risiken aktuell etwas in den Hintergrund treten, wachsen jetzt aber die Sorgen vor einer schwächelnden Nachfrage aus dem In- und Ausland.“

Zur jüngsten Entwicklung des EMI-Teilindex Einkaufspreise gab Dr. Heinz-Jürgen Büchner, Managing Director Industrials, Automotive & Services der IKB Deutsche Industriebank AG, am Freitag dem BME folgende Einschätzung: „Zwar hat sich die Versorgungslage bei etlichen Rohstoffen weiter entspannt, eine normale Marktversorgung ist aber in den seltensten Fällen gegeben. Positiv für große Teile der Industrie wirken sich vor allem die sinkenden Frachtraten und die verbesserte Containerverfügbarkeit aus. Der weltweite Rohölmarkt hat die Kürzung der Fördermengen durch die OPEC besser als angenommen verkraftet, wozu sicher auch die Erwartung von Rezessionen in etlichen Ländern beiträgt. Insgesamt ist aber im Verlauf des ersten Quartals 2023 wieder mit anziehenden Rohstoffpreisen zu rechnen, zumal sich gerade die Lagervorräte an den Börsen bei vielen börsennotierten Metallen auf sehr niedrigem Niveau befinden.“

Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:

Produktion: Das Produktionsniveau schrumpfte im November zwar den sechsten Monat in Folge. Obwohl immer noch kräftig, schwächte sich die Kontraktionsrate gegenüber dem Vormonat allerdings merklich ab, was viele EMI-Umfrageteilnehmer der besseren Materialverfügbarkeit zuschrieben. Im Investitionsgüterbereich wurde sogar ein leichtes Plus verzeichnet, welches allerdings von starken Rückgängen in den beiden anderen Teilsektoren überkompensiert wurde. Insbesondere im Vorleistungsgüterbereich beklagten die Unternehmen die deutlich sinkende Nachfrage.

Auftragseingang: Hier setzte sich der Abwärtstrend weiter fort, wie das achte Minus in Folge bei den Neuaufträgen unterstreicht. Der saisonbereinigte Teilindex verbesserte sich zwar etwas vom 29-Monatstief im Oktober, blieb aber weiter deutlich im negativen Bereich unter 50 Punkten. Die Kombination aus exorbitanten Energiekosten und unsicheren wirtschaftlichen Aussichten schmälerten die Nachfrage, so einige der EMI-Befragten.

Auftragseingang Export: Zum Minus im Gesamt-Auftragseingang trug einmal mehr auch das schlechte Auslandsgeschäft bei. Wie einige Branchenakteure berichteten, ging vor allem der Export nach Asien und Europa zurück. Die Rückgangsrate hat sich gegenüber Oktober zwar etwas abgeschwächt, war aber dennoch die zweitniedrigste der vergangenen zweieinhalb Jahre.

Geschäftsaussichten: Unterm Strich blieben Deutschlands Hersteller auch im November pessimistisch hinsichtlich ihres Geschäftsausblicks binnen Jahresfrist. Mit 34 Prozent der befragten Manager rechnen etwa doppelt so viele mit einem Produktionsrückgang gegenüber denjenigen, die Wachstum erwarten (18 Prozent). Die Hauptsorgen drehen sich dabei um das Thema Energiesicherheit, die hohe Inflation sowie die wirtschaftlichen Bedingungen im In- und Ausland. Die Stimmung ist allerdings nicht mehr ganz so desolat wie im Oktober (2,5-Jahrestief), da einige Befragte in den nachlassenden Lieferengpässen erste Hoffnungsschimmer sehen.

Beschäftigung: Nach Bereinigung saisonaler Faktoren notierte der Teilindex Beschäftigung abermals über der Wachstumsschwelle von 50,0 Punkten und das bereits den 21. Monat in Folge. In den meisten Fällen wurden offene Stellen nachbesetzt. Allerdings schwächte sich die Zuwachsrate auf den zweitniedrigsten Wert in der zuvor erwähnten Wachstumsphase ab.

Einkaufspreise: Die Inflationsrate der Einkaufspreise schwächte sich im November deutlich ab. Die 7,5 Punkte, die der Teilindex im Vergleich zum Vormonat nachgab, entsprachen nicht nur einem der größten Rückgänge in der Umfragegeschichte, sondern beförderten ihn auch auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2020. Laut Befragten waren vor allem die fallenden Rohstoffpreise ein ausschlaggebender Faktor. Nichtsdestotrotz rangiert die Teuerungsrate nach wie vor über dem langjährigen Mittel (seit 1996), was hauptsächlich den exorbitanten Energiepreisen zugeschrieben werden kann.

Verkaufspreise: Auch der Anstieg der Verkaufspreise fiel weniger kräftig aus. Die Inflationsrate ging hier auf ein 19-Monatstief zurück, war aber immer noch höher als zu jedem anderen Zeitpunkt vor Mai 2021. Rund 31 Prozent der EMI-Umfrageteilnehmer gaben an, ihre Preise angehoben zu haben, gegenüber lediglich drei Prozent, die ihre senkten.

(BME)

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