Der saisonbereinigte S&P Global/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) notierte im Berichtsmonat bei 49,1 Punkten und damit etwas schlechter als im Juli (49,3). Zudem blieb der EMI den zweiten Monat in Folge unter der psychologisch wichtigen Referenzlinie von 50,0, nachdem zuvor zwei Jahre Wachstum verzeichnet worden war.
Viele Hersteller reagierten auf den niedrigeren Auftragseingang und drosselten ihre Fertigung, während bei anderen die anhaltende Materialknappheit zu Verzögerungen führte. So schrumpfte die Produktion insgesamt abermals, allerdings weniger stark als im Juli und bei Weitem nicht so kräftig wie die Zahl der Neuaufträge.
„Der EMI hat im August seinen Negativtrend fortgesetzt und ist weiter – wenn auch nur gering – unter die Schwelle von 50,0 gesunken“, betonte Gundula Ullah, Vorstandsvorsitzende des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Montag in Eschborn. Offenbar führe die anhaltende Knappheit bei Rohstoffen und Produktionsmaterial bei einigen Unternehmen immer wieder zu empfindlichen Störungen ihrer Fertigungsprozesse. Gleichzeitig bleibe der Kostendruck in vielen Firmen aufgrund der steigenden Energiekosten hoch.
„Der EMI signalisiert, dass die nächsten Monate in der deutschen Industrie schwierig werden: steigende Kosten, rückläufige Nachfrage – Stagflation wird Realität. Wir erwarten im dritten und im vierten Quartal einen Rückgang des Bruttosozialprodukts um 0,3 Prozent zum Vorquartal“, kommentierte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, am Montag auf BME-Anfrage die aktuellen EMI-Daten. Damit ginge Deutschland in die Rezession. „Dies ist unser Basisszenario. Im Negativszenario mit einem kompletten Gas-Stopp wäre der Rückgang noch deutlicher ausgeprägter“, fügte die Helaba-Bankdirektorin in ihrem Statement für den BME hinzu.
„Wir haben inzwischen kein Angebotsproblem mehr, sondern ein Nachfrageproblem. Alles in allem verdichtet sich das Bild, dass Deutschland in eine milde Rezession rutschen wird“, sagte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, am Montag dem BME.
Zur jüngsten Entwicklung des EMI-Teilindex Einkaufspreise gab Dr. Heinz-Jürgen Büchner, Managing Director Industrials, Automotive & Services der IKB Deutsche Industriebank AG, am Montag dem BME folgende Einschätzung: „Auch wenn es vor allem bei etlichen Stahlsorten und einigen anderen Rohstoffen im August 2002 zu einem weiteren Preisrückgang kam, setzte doch bei einigen anderen wie Kupfer oder Zink eine deutliche Belebung ein. Teilweise ist es zu einer Bodenbildung gekommen, auch weil die unverändert geringen Börsenbestände den Preisverfall begrenzen. Zudem ist bei vielen Rohstoffen keine Versorgungssicherheit gegeben. Unverändert belasten auch Transportprobleme. Insgesamt ist eher ein leichter Preisanstieg bis Jahresende zu erwarten.“
Die Entwicklung der EMI-Teilindizes im Überblick:
Produktion: Der saisonbereinigte Teilindex Produktion notierte auch im August unter der Referenzlinie von 50 Punkten und signalisierte damit zum vierten Mal in den vergangenen fünf Monaten Schrumpfung, wobei sich die Rückgangsrate gegenüber Juli kaum änderte. Das größte Minus wurde im Vorleistungsgüterbereich verzeichnet. Wie schon in den vergangenen Monaten waren vor allem die Materialengpässe sowie die schleppende Nachfrage für das rückläufige Produktionsniveau verantwortlich.
Auftragseingang: Der Abwärtstrend beim Auftragseingang hält weiter an. So ging die Zahl der Neuaufträge zum fünften Mal in Folge zurück, wenngleich sich die Schrumpfungsrate gegenüber dem Vormonat geringfügig abgeschwächt hat. Die massiven Preissteigerungen, die hohen Lagerbestände bei den Kunden sowie die Unsicherheit an den Märkten trugen laut EMI-Umfrageteilnehmern allesamt zum jüngsten Minus bei.
Auftragseingang Export: Der seit Ende des ersten Quartals anhaltende Rückgang der Exportaufträge setzte sich auch im August fort. Zudem sackte der entsprechende Teilindex weiter ab und notierte auf dem tiefsten Stand seit Juni 2020. Alle drei von der Umfrage erfassten Teilbereiche verbuchten deutliche Einbußen.
Geschäftsaussichten: Zum wiederholten Mal bewerteten die Hersteller ihre Geschäftsaussichten mehrheitlich pessimistisch. Viele verwiesen in diesem Zusammenhang auf den enormen Inflationsdruck (insbesondere aufgrund der rasant steigenden Energiepreise) und eine eventuell einsetzende Rezession sowohl im Inland als auch weltweit. Obwohl sich der Teilindex gegenüber den beiden Vormonaten merklich verbessert hat – da einige Befragte von positiven Entwicklungen bei der Materialversorgung berichteten – rangierte er nach wie vor auf vergleichsweise niedrigem Niveau.
Beschäftigung: Der saisonbereinigte Teilindex Beschäftigung notierte komfortabel in der Wachstumszone und signalisierte damit abermals einen soliden Stellenzuwachs in der Industrie. Allerdings schwächte sich die Steigerungsrate den dritten Monat hintereinander ab und gab auf den niedrigsten Stand seit März nach.
Einkaufspreise: Die Inflationsrate der Einkaufspreise, rangierte auch im August deutlich über ihrem historischen Durchschnittswert. Preistreibend wirkten sich abermals in erster Linie das anhaltende – wenngleich nachlassende – Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage sowie die explodierenden Energiekosten aus. Allerdings sorgten die sinkende Nachfrage nach Vormaterialien und die damit verbundene Verbilligung einiger Rohstoffe dafür, dass die Steigerungsrate den vierten Monat in Folge nachgab und auf den niedrigsten Stand seit Januar 2021 zurückging.
Verkaufspreise: Die Weitergabe höherer Kosten durch die Hersteller führte im August zu einem erneut kräftigen Anstieg der Verkaufspreise. Nachdem die Teuerungsrate in den vergangenen drei Monaten vom Rekordhoch im April auf ein 15-Monatstief im Juli zurückgegangen war, zog sie nun wieder etwas an, was vor allem am markanten Anstieg im Konsumgüterbereich lag.
(EMI)