Wirtschaft

EMI: Flaueres Exportgeschäft nimmt Industrie Wind aus den Segeln

Das Wachstum in der deutschen Industrie hat sich im September erneut verlangsamt

jplenio / Pixabay

Der saisonbereinigte IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI) schwächte sich abermals ab und sackte mit 53,7 Punkten im September sogar auf ein 25-Monatstief nach 55,9 im August. Zurückzuführen ist der niedrigere Hauptindex auf langsamere Wachstumsraten bei Produktion, Neuaufträgen und Beschäftigung sowie einer leichten Verkürzung der Lieferzeiten bei den Zulieferern, teilte der englische Finanzdienstleister IHS Markit vergangene Woche mit.

Der PMI spiegelt das Ergebnis der September-Umfrage zur Konjunkturlage in der deutschen Industrie in einem Wert wider. Eine EMI-Notierung unter der Referenzlinie von 50 zeigt an, dass die Geschäfte des Verarbeitenden Gewerbes im Vergleich zum Vormonat schrumpften; Werte über 50 signalisieren Wachstum. Ein Index von 50 bedeutet keine Veränderung zum Vormonat.

„Der deutschen Konjunktur scheint zum Ende des 3. Quartals etwas die Luft ausgegangen zu sein. Offensichtlich hinterlassen die anhaltenden internationalen Spannungen auch bei den deutschen Unternehmen ihre Spuren“, betonte Dr. Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME), am Donnerstag in Eschborn.

„Die Abschwächung der Weltkonjunktur hinterlässt Spuren in der deutschen Industrie. Laut jüngstem EMI ist gerade die Nachfrage aus dem Ausland schwächer und hat unmittelbar Auswirkungen auf die Produktion“, kommentierte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, am Donnerstag auf BME-Anfrage die aktuellen EMI-Daten. Sowohl die taumelnden Schwellenländer als auch Unsicherheit in einzelnen Ländern der Eurozone seien eine Belastung für die deutsche Industrie. Ein unmittelbares Ende dieser Abschwächung sei nach Einschätzung der Helaba-Bankdirektorin nicht in Sicht. Das Wachstum in Deutschland werde 2018 mit 1,8 Prozent geringer ausfallen als im Vorjahr (2,5 Prozent). 2019 sei nur noch mit 1,5 Prozent zu rechnen. Wesentlicher Treiber sei jedoch nicht der Außenbeitrag, sondern die Binnenkonjunktur – gespeist aus dem Bau und dem Konsum.

Stimmung normalisiert sich

„Die Stimmung in der deutschen Industrie normalisiert sich allmählich. Die euphorischen Werte zu Beginn des Jahres waren ein wenig unrealistisch“, sagte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, am Donnerstag dem BME. Erst die kommenden Umfragen würden zeigen, ob der deutschen Wirtschaft wirklich eine deutliche Verlangsamung bevorstehe.

„Im Lauf des September verteuerten sich insbesondere energetische Rohstoffe mit Rohöl an der Spitze, während die Preise vieler börsennotierter Metalle nachgaben oder sich seitwärts bewegten“, erläuterte Dr. Heinz-Jürgen Büchner, Managing Director der IKB Deutsche Industriebank AG, mit Blick auf die EMI-Rubrik „Der Einkauf im September“ (s.a. Angaben zum EMI-Teilindex „Einkaufspreise“). Ursache für den Preisanstieg bei Rohöl seien ein knapp versorgter Markt und ein Absinken der US-amerikanischen Rohölvorräte unter die Marke von 400 Millionen Barrel gewesen. „Zudem belasten die Sorgen vor Förderrückgängen im Iran infolge der ab November stark verschärften US-Sanktionen. Außerdem ließen die OPEC-Staaten bei ihrem letzten Treffen die Förderquoten unverändert. Eine höhere OPEC-Produktion ist aber notwendig, um geringere Fördermengen des Iran ausgleichen zu können“, sagte der IKB-Rohstoffexperte dem BME.

„Es war absehbar, dass sich die hohen Wachstumsraten von Ende vergangenen Jahres irgendwann abschwächen würden. Anhaltende Unsicherheiten auf dem Weltmarkt haben die Geschäftsaussichten spürbar getrübt, was dazu führte, dass viele Unternehmen ihre Erwartungen hinsichtlich des Produktionsniveaus binnen Jahresfrist deutlich gesenkt haben“, äußerte Phil Smith, Principal Economist bei IHS Markit. Positiver Lichtblick sei erneut das kräftige Plus bei der Beschäftigung gewesen, das der Binnennachfrage weitere positive Impulse geben werde. Sollte der Kapazitätsdruck allerdings weiter nachlassen, sei davon auszugehen, „dass wir über die kommenden Monate eine Verlangsamung des Jobaufbaus sehen werden”, so Smith abschließend.

(EMI)

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