Wirtschaft

Erhöhte Inflation und steigende Zinsen: Was ist die Lösung?

Angesichts des schwierigen Anlageumfelds analysieren die Experten von GAM, wie Anleger in einer Welt zunehmender Inflation und steigender Zinsen Anlageerträge schützen und Portfoliorisiken diversifizieren können

mohamed_hassan / Pixabay

Weltweit erreichen die Inflationsraten die höchsten Werte seit mehreren Jahrzehnten, und die Zentralbanken versuchen verzweifelt, darauf zu reagieren. Im März stieg die Inflation in den USA auf 8,5 % und damit auf den höchsten Stand seit 40 Jahren, während die Inflation im Vereinigten Königreich auf vergleichbar hohe 7 % und in der Eurozone auf 7,4 % kletterte. Nach zwei Jahren der Unsicherheit und der durch die Covid-19-Pandemie verursachten Versorgungsengpässe sowie dem Schock des Ukraine-Russland-Konflikts steht die Weltwirtschaft unter dem Druck ständig steigender Preise. Vor diesem Hintergrund ändern die Zentralbanken rasch ihre globalen Wachstumsprognosen und reagieren, indem sie die Geldhähne zudrehen. Die US-Notenbank Federal Reserve erhöhte die Zinsen im Mai um weitere 0,5 Prozentpunkte. Zentralbanken anderer Industrieländer, wie die Bank of England, reagieren ebenfalls. Infolge der galoppierenden Inflation, der Zinserhöhungen und der anhaltenden geopolitischen Unsicherheiten müssen sich die Anleger auf ein Umfeld einstellen, das sich deutlich von dem des vergangenen Jahrzehnts unterscheidet.

Nachrangige Schuldtitel wenig empfindlich bei Zinsveränderungen

Grégoire Mivelaz, Manager der GAM Star Credit Opportunities Strategie: “Während die Aussicht auf steigende Zinsen für Anleihegläubiger im Allgemeinen eine große Herausforderung darstellt, können nachrangige Anleihen, d. h. Anleihen, die für Kapitalunterlegungszwecke und nicht für Finanzierungszwecke ausgegeben werden, durch eine hohe Kreditqualität Kapitalerhalt bieten, hohe und stetige Erträge liefern und weniger empfindlich auf Zinsveränderungen reagieren. Nicht alle Sektoren und Anleihen sind gleich. Nachrangige Schuldtitel werden meist in einem Fixed-to-Floater-Format begeben, was eine geringe Sensibilität gegenüber Zinsveränderungen bietet. Darüber hinaus emittiert der Finanzsektor in Europa, welcher am stärksten von steigenden Zinsen profitiert, die Mehrheit der nachrangigen Anleihen. Wir sind davon überzeugt, dass sich europäische Kreditinstrumente besser entwickeln werden als US-amerikanische, da die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen vermutlich weniger oft anheben wird als die Federal Reserve (Fed).

Aufgrund dieser Faktoren sind wir der Überzeugung: Nachrangige Schuldtitel stellen nicht nur eine Ergänzung zu hochverzinslichen Strategien dar, sondern sind im derzeitigen Umfeld Teil der Lösung. Daher könnte aktuell der beste Einstiegszeitpunkt für diese Assetklasse für die nächsten zwei bis drei Jahren gegeben sein.“

Schwellenländeranleihen: Profiteure der steigenden Rohstoffpreise

Paul McNamara, Investment Director, Emerging Markets Fixed Income: „Schwellenländer werden jetzt interessant, da die globalen Wachstumsmuster begonnen haben, sich zu verschieben. In den letzten anderthalb Jahren haben die Schwellenländer aufgrund langsamerer Impfraten oder anhaltender Abschottung unterdurchschnittlich abgeschnitten, während der US-Dollar stark geblieben ist. Da das Wachstum in den Schwellenländern und in Europa wieder anzieht, stellt die Dollar-Stärke kein großes Hindernis mehr dar, das es zu überwinden gilt. Im gegenwärtigen inflationären Umfeld könnten steigende Rohstoffpreise den Exporteuren in den Schwellenländern – insbesondere den südamerikanischen Ländern – zugutekommen, da die Industrieländer auf die Rohstoffe aus den Schwellenländern angewiesen sind. Darüber hinaus ist Covid-19 zu einem weitaus geringeren Problem geworden, und das Ende der Abschottung wird voraussichtlich das Wachstum weltweit ankurbeln und das Wachstumsungleichgewicht der letzten Jahre verringern.“

Hypothekenbesicherte Wertpapiere: Ist jetzt der ideale Einstiegszeitpunkt?

Tom Mansley, Investment Director bei GAM:  “Hypotheken- und forderungsbesicherte Wertpapiere bieten ein Credit-Engagement, das den Anlegern attraktive Renditen ermöglicht, solange die Kredite solide sind. Hypotheken weisen zwei Verteidigungslinien auf, um in dieser Situation Kapitalrückzahlungen zu erhalten. Nummer eins ist der Kreditnehmer und Nummer zwei ist der Vermögenswert, der hinter der Hypothek steht. Was den Kreditnehmer betrifft, so liegt die Arbeitslosigkeit in den USA aktuell bei unter 4 %. Das bedeutet, dass es einen starken Arbeitsmarkt gibt. Darüber hinaus ist der Einkommensanteil, der für die Bedienung von Schulden wie Hypotheken, Autokredite und Studentenkredite aufgewendet wird, auf einem Rekordtief, seit die US-Notenbank Anfang der 1980er-Jahre mit der Erhebung dieser Daten begann. Infolgedessen sind Zahlungsrückstände und Zwangsvollstreckungen gering.

Darüber hinaus sind die Immobilienpreise erheblich gestiegen. Das bedeutet, dass die Vermögenswerte, die die Darlehen sichern, sehr solide sind. Wir sind davon überzeugt, dass die Preise auch in Zukunft gut fundiert sind, da ein rekordverdächtig niedriger Bestand an Häusern zum Verkauf steht und eine sehr starke Nachfrage nach Häusern vorherrscht. Die Kredite sind also solide und weisen infolgedessen ein sehr geringes Zinsrisiko, eine niedrige Volatilität und eine geringe Korrelation zu anderen Vermögenswerten auf. Da die Spreads aktuell auf einem höheren Niveau liegen als vor der Covid-19-Pandemie, sind wir der Ansicht, dass wir uns an einem attraktiven Einstiegspunkt befinden, um in Zukunft eine hohe Rendite erzielen zu können. Die Inflation wird die Löhne in die Höhe treiben und mit steigenden Löhnen sollte es einfacher werden, Hypothekenzahlungen zu leisten. Darüber hinaus unterstützt die Inflation die Immobilienpreise, sodass der Vermögenswert zusätzlich an Sicherheit gewinnt, was ein Kreditengagement durch Hypotheken sicher macht.“

Versicherungsgebundene Wertpapiere passen sich flexibel an

John Seo, Manager des GAM Star Cat Bond: „Katastrophenanleihen und versicherungsgebundene Wertpapiere sind ihrer Natur und Konstruktion nach Instrumente mit flexiblen Zinssätzen, die sich gut an Zinssteigerungen und Inflation anpassen. Da die Kupons variabel verzinst werden, fließt jeder Basispunkt, um den die Zinssätze am kurzen Ende der Kurve steigen, direkt in den Kupon ein.

Hinsichtlich der Inflation passen die Versicherungsgesellschaften ihre Prämien jedes Jahr sorgfältig an die erfahrene und erwartete Inflation an, sodass das Geschäft per se an die Inflation gebunden ist.

Eine dritte Besonderheit von Katastrophenanleihen und versicherungsgebundenen Wertpapieren liegt darin begründet, dass ein Umfeld voller Angst, Unsicherheit und Zweifel den Absatz von Versicherungen und Rückversicherungen befördert. Es ist eine psychologische Reaktion auf das Umfeld, in dem wir uns befinden, dass die Nachfrage nach Versicherungen und Rückversicherungen deutlich zunimmt und mithin die Bereitschaft, höhere Prämien zu zahlen, steigt.

Der Vorteil der Marktunsicherheit besteht also darin, dass sie die Versicherungsprämien in die Höhe treibt, was aber nicht zwangsläufig mit einem höheren Risiko einhergeht, denn ein Markteinbruch oder selbst ein tragisches Ereignis wie der Krieg in der Ukraine werden nicht zu einem Erdbeben oder einem Wirbelsturm führen.“

(GAM)

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