Dass Camerons »Lohn« nun das jähe Ende der eigenen politischen Karriere ist, mag man als gerechte Strafe erfinden – an den Problemen ändert es wenig. Trost verschafft auch nicht die Tatsache, dass der Brexit den Briten längst nicht so viel nutzen wird, wie die knapp 52 Prozent glauben, die für »Leave« votiert haben. Im Gegenteil: Er wird ihnen im erheblichen Maße schaden – wirtschaftlich und politisch. Es sei denn, die EU würde abermals weich und lieferte den x-ten Nachschlag zum bekannten »Briten-Rabatt« – Sünde Nummer vier übrigens -, der schon über Jahre und Jahrzehnte hinweg den Keil in die Gemeinschaft getrieben hat. Das aber käme einem Selbstmord aus Angst vor dem Tod gleich. Schon jetzt ist die Gefahr, dass andere Länder dem Beispiel der Briten folgen könnten, nicht von der Hand zu weisen. Stellt sich heraus, dass schon die Androhung eines Austritts lohnend sein könnte, hat die EU endgültig ihre Würde verloren. Gerade in der Stunde der Not verbietet sich ein Preisgeben der Regeln, andernfalls pulverisiert sich die Europäische Union selbst.
Die Abgehobenheit weiter Teile der politischen Elite in Brüssel ist – Sünde Nummer fünf – unübersehbar. Eine ernsthafte und glaubwürdige Selbstkritik tut dringend Not. Zugleich aber sind Hasenfüßigkeit und Selbstverzwergung das Letzte, was Europa jetzt hilft. Oder wie es Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble ganz knapp gesagt hat: »Out is out.« Die EU steht am Abgrund, und ein falscher Schritt kann das Haus Europa zum Einsturz bringen. Doch entweder die europäische Gemeinschaft beweist jetzt, dass sie auch ohne Großbritannien funktionieren kann, oder ihr Ende ist nah.