Im Mai dieses Jahres erfolgte letztmalig die Ausgabe von Anleihen der Europäischen Union im Rahmen des SURE1-Programms. Der Gesamtbetrag an EU-Anleihen im Rahmen dieses Programms liegt damit bei 89,637 Milliarden Euro. Die EU hat sich zu einem regelmäßigen Darlehnsnehmer auf den Kapitalmärkten entwickelt. Die Schulden durch offene EU-Anleihen werden auf das 17-fache2 wachsen, von geschätzten 50 Milliarden Euro vor der Pandemie.
Mit der EU-Anleiheemission wird die EU zum zweitgrößten Emittenten3 mit AAA-Rating auf dem europäischen Anleihemarkt. Die Assetklasse könnte ein attraktives Angebot für Anleiheinvestoren sein, denn schließlich sind die EU-Anleihen nicht an die Kreditwürdigkeit eines spezifischen Landes geknüpft. Sie können eine Möglichkeit sein, mit der sich beispielsweise die Volatilität von Staatsanleihen rund um nationale Wahlen umgehen lässt. Darüber hinaus hat das „soziale“ oder „grüne“ Label der neuen EU-Anleihen nach SURE- und den Next Generation EU- (NGEU) Programmen Investoren in noch nie gekanntem Ausmaß angezogen. Denn sie sind zunehmend interessiert, die Kriterien für Umweltschutz, Soziales und Governance (ESG) zu erfüllen.
Was können Investoren künftig erwarten?
Im Jahr 2020 waren die Fremdkapitalkosten für die EU sehr niedrig. Gemeinsam mit dem weltweiten Anstieg der Renditen bei Staatsanleihen sind diese auch in der EU gestiegen. Anleger können mit der historisch gesehen sicheren Anlage potenziell attraktivere Renditen erzielen. Viel Rückenwind erhielt der Renditeanstieg bei Anleihen dieses Jahr aus den Inflationsängsten. Sollte der Inflationstrend also abklingen, wird es 2022 voraussichtlich keine derartigen Bewegungen geben. Die Spuren der Wirtschaft und der Pfad der wirtschaftlichen Erholung in den nächsten fünf bis sechs Monaten wird eine Richtschnur für die künftige Inflation darstellen. Das sorgt für einen weniger nervenaufreibenden Anleihemarkt. Tapering-Gespräche haben zu Ausschlägen bei den Anleiherenditen geführt. Es ist wahrscheinlich, dass die Federal Reserve (Fed) hier die Führung übernimmt und die Europäische Zentralbank (EZB) zunächst abwartet und zusieht. Im Pandemie-Notfallankaufprogramm (PEPP) ist noch etwas Pulver vorhanden, weshalb die EZB keine Eile hat, die Erholung voranzutreiben. Europa holt zwar beim Impfprogramm auf, das Tempo der wirtschaftlichen Erholung hinkt dennoch den USA hinterher. Der Markt sollte deshalb aufmerksam beobachten, welche Signale die Fed gibt, denn das sind Hinweise auf das Verhalten der EZB.
Nachdem die Erholung von der Pandemie aber in vollem Gange ist, ist auch das lange erwartete NGEU-Programm einsatzbereit. Das NGEU-Programm umfasst ein Volumen von 800 Milliarden Euro und Investoren können erwarten, dass jährlich durchschnittlich EU-Anleihen im Wert von rund 150 Milliarden Euro zwischen 2021 und 2026 ausgegeben werden. Mit Laufzeiten zwischen drei und 30 Jahren steht die Kreditaufnahme mindestens bis 2058 auf dem Markt offen – was zeigt, wie dauerhaft diese Assetklasse ist. Nach diesem Präzedenzfall würde es wenig überraschen, wenn die EU dieses Instrument auch künftig beibehält. Die EU ist auf dem besten Weg, ein wichtiger Emittent europäischer Duration zu werden. Für viele Investoren wird das ein attraktives Angebot.
Neue Emissionen im Rahmen von NGEU können sich in fünf Jahren verlangsamen; Investoren werden versuchen, mit der Menge an Angeboten Schritt zu halten, die auf den Markt kommen. Strategien, mit denen Investoren Zugang zum wachsenden Korb an EU-Anleihen erhalten, sind eine einfache Möglichkeit, in diese Assetklasse zu investieren, ohne zu viel Zeit damit zu verbringen, auf den Kapitalmärkten aufholen zu müssen.