Damit können Banken sich nach wie vor zinslos refinanzieren. Für die Institute, die ihr Geld bei der EZB parken, fallen sogar Strafzinsen an. Einziges Ziel der Aktion: Die Banken sollen Kredite vergeben, statt das Kapital zu horten. Gefühlte Leidtragende sind nicht zuletzt die Sparer. Sie müssen sich mit Minizinsen begnügen, die den Namen „Rendite“ eigentlich gar nicht mehr verdienen. „Grundsätzlich ist die Aufregung verständlich. Wir leben, was die Geldpolitik der Notenbanken angeht, sicher in einer außergewöhnlichen und risikoreichen Zeit. Die immer wieder zitierte Enteignung der Sparer, die die aktuelle Niedrigzinspolitik mit sich bringt, ist allerdings kein neues Phänomen. Nur wurde das früher eben über hohe Inflationsraten erreicht. Das Ergebnis für die Sparer war aber dasselbe“, sagt Christian W. Röhl, Gründer der unabhängigen Research-Plattform DividendenAdel.
In der „guten alten Zeit“ fraß die Inflation das Ersparte
„In der vermeintlich guten alten Zeit, als die Notenbanken sich vor allem um die Geldwertstabilität kümmerten, war die Situation für die Sparer nur gefühlt besser, das zeigen die Daten von 1975 bis 2000: Mehr als die Hälfte dieses Vierteljahrhunderts lag die Inflationsrate über den nominalen Sparzinsen. Insofern sind negative Realzinsen und damit Kapitalvernichtung keine neue Entwicklung“, erläutert Röhl. Der Vergleich mit der Vergangenheit zeige allerdings, wie irrational viele Anleger agieren. „Solange die Nominalzinsen hoch sind, scheint alles in Ordnung. Monat für Monat vermehrt sich das auf dem Sparkonto liegende Kapital. Dass es auf der anderen Seite von der Inflation langsam aber sicher wieder entwertet wird, kommt in der Kalkulation oft nicht vor“, so Röhl.
Aktien von Dividendenaristokraten sind ein Mittel gegen die Kapitalvernichtung
Die Lösung des Problems werde von den meisten Privatanlegern nach wie vor nicht gesehen. „Wer der negativen Realverzinsung langfristig ein Schnippchen schlagen will, und zwar unabhängig davon, ob sie nun durch Minizinsen oder durch hohe Inflationsraten verursacht wird, der kommt am Kauf von Aktien nicht vorbei.“, konstatiert Röhl – auch wenn das mit Kursrisiken verbunden sei, die man nicht ignorieren dürfe. „Wer jedoch in Unternehmen investiert, die verlässlich Dividenden zahlen und auch in früheren Krisen ihre Ausschüttung mindestens stabil gehalten haben, kann Schwächephasen entspannter durchstehen – schließlich kommt jedes Jahr, bei US-Aktien sogar jedes Quartal, Geld auf’s Konto“, so Röhl. Dabei liegen die mit Top-Unternehmen wie der Münchener Rück, Unilever, Nestlé oder Coca-Cola erzielbaren Dividendenrenditen trotz der jüngsten Kursanstiege bei drei Prozent p.a. und mehr. „Überdies belegen unsere DividendenAdel-Portfolios, dass Firmen mit hoher Ausschüttungsqualität langfristig eine bessere Wertentwicklung verzeichnen als der Gesamtmarkt“, sagt Finanzexperte Röhl.