Ebenfalls zur Diskussion steht die Frage, wie ein modifiziertes Programm zum Ankauf von Vermögenswerten (APP) das PEPP-Programm ersetzen könnte. In Anbetracht der derzeitigen Unsicherheiten, ausgelöst durch das Auftreten der Omikron-Variante, würde die EZB im Idealfall einige dieser Entscheidungen aufschieben. Daten aus Südafrika deuten zwar darauf hin, dass die Hospitalisierung durch die neue Omikron-Variante milder ausfällt als durch die Delta-Variante. Dennoch sind die Auswirkungen im Euroraum, wo das Durchschnittsalter viel höher ist als in Südafrika, mit großer Unsicherheit behaftet. Darüber hinaus bereiten die Inflationszahlen einigen EZB-Entscheidungsträgern Kopfzerbrechen, da die tatsächlichen Daten die Prognosen in den letzten Monaten immer wieder nach oben hin überrascht haben.
Im Idealfall würde die EZB mit einer Entscheidung über die Zukunft des APP bis Februar oder März warten, da bis dahin die Ungewissheit im Zusammenhang mit Omikron ausgeräumt sein dürfte und die Basiseffekte den EZB-Rat dahingehend zuversichtlich stimmen sollten, dass die Inflation tatsächlich zurückgeht. Es hat jedoch den Anschein, dass die EZB entschlossen ist, an diesem Donnerstag eine Entscheidung über die Zukunft des APP zu treffen.
Eine derartige Entscheidung erfordert die Einkalkulierung der aktuell herrschenden Unsicherheit. In der Vergangenheit ist die EZB längerfristige Verpflichtungen im Rahmen ihres Programms zum Ankauf von Vermögenswerten eingegangen. Eine Wiederholung dieses Vorgehens ist jedoch angesichts der großen Unsicherheit unwahrscheinlich geworden. Stattdessen ist es eher zu erwarten, dass die EZB das monatliche Ankaufstempo von derzeit 20 Mrd. Euro pro Monat auf 40 bis 45 Mrd. Euro pro Monat nach März 2022 erhöhen und diese dann vierteljährlich überprüfen wird. Diese Überprüfung wird es der EZB ermöglichen, das Tempo der APP-Käufe zu erhöhen, wenn sich die wirtschaftliche Lage verschlechtert, aber auch zu verringern, wenn sich die hohe Inflation als hartnäckiger erweist als erwartet.
Ich bin der Meinung, dass die EZB das Tempo der APP-Käufe im vierten Quartal 2022 aufgrund einer starken wirtschaftlichen Erholung im Euroraum wahrscheinlich reduzieren wird (Tapering). Normalerweise würde der Übergang zu einer staatsabhängigen quantitativen Lockerung (QE – Quantitative easing), bei der QE-Zusagen über längere Zeiträume gemacht werden, eher für eine straffere Geldpolitik sprechen, da das Kauftempo bereits im nächsten Quartal reduziert werden könnte. Dies muss auf den Zins- und Devisenmärkten eingepreist werden. In den letzten zwei Wochen gab es jedoch eine Reihe von Leaks zu diesen Ideen, so dass ich der Ansicht bin, dass die politische Option einer staatsabhängigen quantitativen Lockerung wahrscheinlich bereits teilweise eingepreist ist.
(T. Rowe Price)