Wirtschaft

Fed und EZB unter Inflationsdruck

Von langanhaltend niedrigeren Zinsen zu einer deutlichen und globalen Straffung der Geldpolitik

geralt / Pixabay


Während die Welt mit Spannung die Ankündigungen der Zentralbanken der USA und Europas erwartet, bringt die steigende Inflation die seit der Finanzkrise 2008 betriebene Geldpolitik ins Wanken. Mit anderen Worten: Nach mehr als einem Jahrzehnt unkonventioneller Maßnahmen zur Stützung der Weltwirtschaft könnten die Realwirtschaft oder die so genannte „Main Street“ zur treibenden Kraft für die US-Notenbank (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB) werden.

In den letzten Wochen sind die langfristigen Zinssätze in Europa und den USA deutlich gesunken. Das spiegelt vor allem die Aussicht auf einen möglicherweise stärkeren Konjunkturrückgang im Jahr 2022 wider, auch bedingt durch neue Sorgen über die neueste Covid-19-Variante Omikron. Diese Abwärtsbewegung hat sich sogar noch beschleunigt, nachdem der kürzlich neu ernannte Fed-Vorsitzende Jerome Powell seinen Ton in Bezug auf die Inflation plötzlich geändert und bestätigt hat, dass die Geldpolitik früher als bisher erwartet gestrafft werden müsse.

Aufgrund der steigenden Preise müssen sich die Anleger auf ein neues Umfeld einstellen. Innerhalb von weniger als einem Jahr wurde das Umfeld einer scheinbar nicht endenden quantitativen Lockerung und langanhaltend niedriger Zinssätze zu einer Konstellation, in der eine deutliche und globale Straffung der Geldpolitik erwartet wird. Dennoch erfordern die jüngsten Entwicklungen eine tiefergehende und regional differenzierte Analyse.

Konjunktur und Geldpolitik in Europa und den USA driften auseinander

Während die Aussichten für die US-amerikanische und die europäische Wirtschaft zunehmend voneinander abweichen, scheinen sich die Erwartungen der Finanzmärkte für die kommenden Zinsentwicklungen nicht zu unterscheiden. Was die jeweilige Geldpolitik anbelangt, so bestehen unserer Ansicht nach gute Chancen, dass das geldpolitische Umfeld in Europa wesentlich lockerer bleiben wird als in den USA.

Einerseits scheint die US-Wirtschaft gegenüber dem Gegenwind, der den globalen Zyklus im Jahr 2022 voraussichtlich belasten wird, viel widerstandsfähiger zu sein als der Rest der Welt und insbesondere im Vergleich mit Europa. Dazu gehören etwa die neue Covid-19-Welle, der Lebensmittel- und Energiepreisschock oder die Verlangsamung des chinesischen Immobiliensektors. Auf der anderen Seite dürfte die Inflation in den USA sehr viel hartnäckiger sein, was vor allem auf den angespannten Arbeitsmarkt, aber auch auf die weitaus stärkere Gewichtung der Immobilieninflation zurückzuführen ist.

Selbst wenn die EZB das Ende ihres derzeitigen Programms zum Ankauf von Vermögenswerten im Rahmen der Pandemiebekämpfung ankündigt, rechnen wir mit einem weiteren Programm über März 2022 hinaus, wenn auch mit einem geringeren monatlichen Betrag. Im Gegensatz dazu dürfte die Fed ihre Verringerung der Anleihekäufe beschleunigen, um den Weg für Zinserhöhungen zu ebnen, möglicherweise schon Mitte 2022. Dennoch ermutigt uns das derzeitige niedrige Niveau der europäischen Zinssätze, auch hier vorsichtig zu bleiben.

(Carmignac)

print

Tags: , , , ,

ASCORE Auszeichnung

Es gibt viele gute Tarife – für die Auszeichnung „Tarif des Monats“ gehört mehr dazu. Lesen Sie hier, was die ausgezeichneten Tarife zu bieten haben.

Tarife des Monats im Überblick

ETF-News

ETF-News

Aktuelle News zu börsengehandelten Indexfonds.

zu den News

Guided Content

Guided Content ist ein crossmediales Konzept, welches dem Leser das Vergleichen von Finanzprodukten veranschaulicht und ein fundiertes Hintergrundwissen liefert.

Die Ausgaben im Überblick

ESG Impact Investing

In jeder Ausgabe stellt "Mein Geld" ein UN-Entwicklungsziel und dazu passende Investmentfonds vor.

Un-Entwicklungsziele im Überblick

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Mein Geld Newsletter

Melden Sie sich für unseren 14-tägigen Newsletter an.

zur Newsletteranmeldung

25 Jahre Mein Geld
Icon

Mein Geld TV

Das aktuelle Video

-
Welche Neuerungen gibt es zum BAV-Geschäft?

Im bAV Geschäft gibt es immer wieder neue Trends und verbesserte Tarife. Was können Berater und Vermittler für 202472025 erwarten?

zum Video | alle Videos
Icon

Mein Geld Magazin

Die aktuelle Ausgabe

Mein Geld 03 | 2024

Die Zeitschrift Mein Geld - Anlegermagazin liefert in fünf Ausgaben im Jahr Hintergrundinformationen und Nachrichten aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und Finanzen.

zur Ausgabe | alle Ausgaben