Wirtschaft

Finanzmarkt aktuell

Ein Kommentar der Weberbank von Jan Nießen

ETFs weiterhin ausgesprochen beliebt

Der Handelskonflikt, momentan vornehmlich durch die USA und China ausgetragen, geht in die nächste Runde und zieht immer neue Ankündigungen von Zöllen und anderen Handelshemmnissen nach sich. Dies belastet die globalen Aktienmärkte und sorgt für so starke Nervosität, dass viele Anleger vergessen, dass die fundamentalen Kennzahlen der meisten Unternehmen sowie der Wirtschaft insgesamt nach wie vor gut aussehen. Gleichzeitig scheint die Euphorie um die großen amerikanischen Technologieunternehmen vorerst gestoppt, woraus sich aber nicht zwangsläufig eine Trendumkehr ableiten lässt.

Handelskonflikt – Keine Panik, aber ein bisschen Unruhe

Nachdem die Tage rund um das lange Osterwochenende durch zunehmendes Säbelrasseln sowohl durch die USA, als auch durch China geprägt waren, beruhigt sich die Stimmung langsam wieder. Die Ankündigung von Zöllen auf 1.333 chinesische Importprodukte seitens der Amerikaner und die chinesische Antwort im Gegenzug Zölle auf 106 Produkte aus Amerika zu erheben, hat offensichtlich auf beide Seiten genug Eindruck gemacht, um jetzt die offizielle Rhetorik wieder stärker an einer Verhandlungslösung auszurichten. Ob diese Entspannung ausreicht, um einen Handelskrieg endgültig abzuwenden, bleibt abzuwarten. Immerhin scheint sich die Nervosität an den Märkten diesbezüglich ein wenig gelegt zu haben. Außerdem sollte bei all der teilweise aggressiven Rhetorik nicht vergessen werden, dass bislang zwischen China und den USA noch keine der zuletzt angekündigten Zölle auch wirklich erhoben wurden, sondern es sich aktuell nur um Drohgebärden handelt.

Aktienmarkt – Die Wiederauferstehung nach Ostern könnte stattfinden

Somit besteht auch die Hoffnung vieler Anleger auf eine nachösterliche Auferstehung der großen Aktienmarktindizes weiter. Nachdem zu Beginn der Woche noch die Unsicherheit über die weltpolitische Situation den Handel dominiert hat, wovon auf der Rentenseite vor allem erstklassige Staatsanleihen als sichere Alternative zu Aktien profitieren konnten, lässt sich anhand der aktuellen Kursentwicklung eine leicht bessere Stimmung ablesen. So konnte der DAX die psychologisch wichtige Marke von 12.000 Punkten zum Handelsbeginn am Donnerstag wieder überschreiten. Obwohl dies unserem mittelfristig positiven, durch gute Fundamentaldaten gestützten Ausblick entspricht, bleibt Vorsicht geboten. Gerade weil einige Stimmungsindikatoren, wie zum Beispiel der deutsche ifo-Geschäftsklimaindex, seit einiger Zeit rückläufig sind. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass es sich hier noch um eine normale Korrektur handelt, nachdem die Werte im Laufe des letzten Jahres auf sehr hohe Niveaus gestiegen waren. Trotzdem sollte abgewartet werden, ob sich der negative Trend fortsetzt oder ob dieser bei den nächsten Umfragen zur Ermittlung der Stimmungsindikatoren durchbrochen werden kann. Ein positiver Impuls für die Aktienmärkte könnte sich aus der anstehenden Berichtssaison mit den Zahlen zum ersten Quartal 2018 ableiten lassen. Besonders die US-amerikanischen Unternehmen dürften, getrieben durch die zum Ende des letzten Jahres verabschiedete Steuerreform, mit der einen oder anderen positiven Überraschung aufwarten.

Technologieunternehmen – Ist der Trend gestoppt?

Nur wenige Unternehmen schaffen es, sich einem fallenden Markt zu entziehen. Hier bilden auch die großen Technologieunternehmen, die im letzten Jahr in aller Munde und auch in vielen Aktiendepots waren, keine Ausnahme. Dass aber der Abverkauf in diesem Segment besonders massiv erscheint, lässt sich auf zwei Gründe zurückführen. Einerseits neigen Anleger dazu, Aktien von Unternehmen, die besonders starke Kurszuwächse verbuchen konnten, in einem fallenden Markt schneller zu verkaufen, um Gewinne zu realisieren, als solche, deren Kurse seit längerer Zeit eher seitwärts tendieren. Andererseits gab es besonders bei den Branchenriesen Amazon und Facebook individuelle Gründe für die aktuellen Kursverluste. Über Amazon schwebt seit einiger Zeit das von US-Präsident Donald Trump heraufbeschworene Damoklesschwert einer massiven Steuererhöhung und die damit verbundene negative Nachrichtenlage. Dagegen ist der Skandal bei Facebook hausgemacht. Scheinbar wurden während des Präsidentschaftswahlkampfes in den USA im Jahr 2016 große Mengen an Nutzerdaten für kommerzielle Zwecke zur Verfügung gestellt, was den Unmut diverser Politiker und Mitglieder des sozialen Netzwerkes zur Folge hatte. Die aufgeführten Argumente bedeuten nicht zwingend eine Trendumkehr im Technologiesegment und einige ausgewählte Titel werden weiterhin gute Ergebnisse liefern können. Insgesamt gilt aber, dass das Potential des gesamten Sektors aufgrund der starken Kursanstiege der letzten Jahre deutlich gesunken ist und weitere Verluste nicht ausgeschlossen werden können.

(Weberbank)

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