Ein Sieg Marine Le Pens dürfte zu einem sprunghaften Anstieg der Volatilität französischer Vermögenswerte führen. Der Druck infolge der ungewissen Zukunftsaussichten könnte auch die europäischen und globalen Märkte erfassen. Denn gewänne Le Pen die Wahlen, erhöhe dies die Wahrscheinlichkeit für einen Euro-Austritt von Frankreich.
„Daher gehen wir davon aus, dass sich der Abstand zwischen den Renditen französischer Anleihen und deutscher Bundesanleihen deutlich vergrößern würde“, schreibt Mark Burgess, Chief Investment Officer für die Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) sowie globaler Aktien-Chef, in einem aktuellen Marktkommentar.
„2011/2012, auf dem Höhepunkt der Krise im Euroraum, kletterte der Spread auf rund 150 Basispunkte, und es ist durchaus möglich, dass dieses Niveau erneut erreicht wird.“ Analog dazu dürften sich die Spreads anderer Anleihen aus Peripherie- und „Semi-Kernländern“ dem steigenden Risiko für einen Zerfall der Währungsunion entsprechend erhöhen.
„Auf der Aktienseite könnte die Unsicherheit im Hinblick auf die potenziellen Auswirkungen für die EU auf dem europäischen Markt unmittelbar zu einem Kursrückgang von bis zu 10 Prozent führen“, schreibt Burgess.
„Europäische Banken werden wahrscheinlich am stärksten betroffen sein. Deren Aktien könnten um 20 bis 30 Prozent nachgeben, nachdem sie im Anschluss an den Brexit bereits einen Kursverlust von 20 Prozent verzeichnet haben.“
Denn wenn die Länder zu ihren früheren Landeswährungen zurückkehrten, würden sich für Banken bei den nach wie vor auf Euro lautenden Forderungen und Verbindlichkeiten erhebliche Diskrepanzen ergeben.
Um die Folgen eines möglichen Austritts Frankreichs aus der Europäischen Union abzuschätzen, sei ein Vergleich mit den bisherigen Auswirkungen des Brexit auf Großbritannien nicht zielführend. Das britische Pfund brach nach dem Brexit-Votum ein. Da Investitionen im Vereinigten Königreich dadurch attraktiver wurden, trug dies zur Bewältigung des beträchtlichen Leistungsbilanzdefizits bei.
„In Frankreich müssen jedoch in erster Linie die Strukturprobleme auf dem Arbeitsmarkt in Angriff genommen werden, und dies lässt sich durch eine Währungsabwertung nicht bewerkstelligen“, schreibt Burgess. (Colum Th)