Wirtschaft

Gefallene Engel und aufsteigende Sterne

Erfolgreich gegen den Mainstream – ein Kommentar von Adam Choragwicki, Leiter Rentenfondsmanagement bei StarCapital

Mancher Stern steigt auf, mancher Engel hinab


„Bei StarCapital haben wir historisch einen Fokus auf Fallen Angels und Rising Stars. Aufgrund der wirtschaftlichen Abkühlung steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir in Zukunft mehr neue Fallen Angels sehen“, so Adam Choragwicki, Leiter Rentenfondsmanagement bei StarCapital. 
Doch was gilt überhaupt als „Fallen Angel“ und was steckt hinter seinem Counterpart „Rising Star“?

Choragwicki dazu in der neuesten Ausgabe der StarInvest: „Fallen Angels sind Emittenten, die durch eine Ratingherabstufung von ehemals Investment Grade (IG), bis BBB-, in das High-Yield (HY) Segment, ab BB+, absteigen. Rising Stars dagegen sind Emittenten, die aktuell als HY-Anleihen klassifiziert werden, sich aber aufgrund ihrer verbesserten Fundamentallage auf dem Weg Richtung IG-Rating befinden. Das können sowohl Fallen Angels sein, wie auch HY-Emittenten die noch nie ein IG-Rating hatten.“

Profitabel gegen den Strom

Das Risiko eines Kollapses des niedriger gerateten Unternehmensanleihemarktes schätzt Rentenfonds-Experte Choragwicki deutlich geringer ein als viele andere Researcher und Stimmungsmacher: „Wir sagen nicht, dass ein Investment in Fallen Angels ohne Risiken ist. Immerhin haben die Historie von Lehman sowie die Eurozonen- und die Rohstoffkrisen gezeigt, dass es längere Phasen von deutlichen Kursverlusten geben kann. Verlängert man aber seinen Anlagehorizont auf zwei bis drei Jahre, dann wurde man in der Vergangenheit langfristig überproportional entlohnt.“

Der Experte fasst den bisherigen Erfolg zusammen: „Zuletzt haben wir in unseren Rentenstrategien in der Rohstoffkrise 2015 ausgeprägt in Fallen Angels investiert und im Folgejahr überproportional davon profitiert. Es bleibt abzuwarten welche Opportunitäten sich hier dieses Jahr noch ergeben. Wir werden auf jeden Fall näher hinschauen.“

Ratingtrends bei Unternehmensanleihen

In den vergangenen Monaten habe die Skepsis gegenüber dem IG-Unternehmensanleihemarkt deutlich zugenommen. Laut einiger Marktteilnehmer und Analysten sei der stetige Anstieg des Anteils der mit „BBB“-Rating beurteilten Anleihen in diesem Segment besorgniserregend. Dieser ist in den vergangenen zehn Jahren gemäß dem ICE BofAML Global Corporate Index von circa 30 auf rund 50 Prozent angestiegen. Aktuell entspräche es einer Marktkapitalisierung von rund 5.500 Milliarden US-Dollar. StarCapital-Experte Choragwicki dazu: „In der Tat, bei Betrachtung dieser Zahlen kann einem schon angst und bange werden. Zurückzuführen ist diese Rating-Entwicklung mit unter darauf, dass die Ratingagenturen in den vergangenen Jahren eher restriktiver geworden sind und somit mehr Unternehmen herab- als heraufgestuft wurden.“ Zusätzlich seien heute viele Unternehmen, die sich früher direkt über die Banken finanziert haben, in der Lage direkt am Kapitalmarkt Anleihen zu platzieren. Diese seien tendenziell mit niedrigeren Ratings ausgestattet gewesen.

Interessantes Segment

„Fallen Angels“ weisen im Vergleich zum breiten HY-Markt einen Rating-Puffer auf. Meistens erfolgt der Abstieg aus dem IG-Bereich in das HY-Segment durch eine Abstufung von nur einer Ratingstufe. „Diese minimale Ratingveränderung führt bei vielen Fonds und ETFs aus Gründen der Investmentregulatorik zum Zwangsverkauf“, so der Rentenfonds-Experte. Und weiter: „Dieser technische Verkaufsdruck geht oft mit einem höheren Kursverlust einher, als es aufgrund der minimalen Ratingverschlechterung gerechtfertigt wäre.“

(StarCapital)

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