Merkliche Erholung im Frühphasensegment, hingegen Rückgang im Spätphasensegment. VC-Nachfrage auf Rekordhoch, aber VC-Geber beklagen Qualität und Innovationsgehalt.
Das Geschäftsklima auf dem deutschen Beteiligungskapitalmarkt hat sich nach dem Einbruch zum Jahresbeginn im Frühsommer wieder stabilisiert. Der Index des German Private Equity Barometers für das zweite Quartal 2016 steigt leicht um 2,2 Zähler auf 47,6 Saldenpunkte. Wie im Vorquartal entwickelt sich die Marktstimmung im Früh- und Spätphasensegment gegenläufig.
Bei den Frühphasenfinanzierern steigt das Geschäftsklima im zweiten Quartal 2016 um 9,3 Zähler auf 41,3 Saldenpunkte und liegt nach der heftigen Stimmungskorrektur in den Vorquartalen damit wieder deutlich über seinem historischen Mittelwert. Dabei zeigen sich die Urteile sowohl der aktuellen Geschäftslage (+9,4 Zähler auf 42,7 Saldenpunkte) als auch der Geschäftserwartung (+9,2 Zähler auf 39,9 Saldenpunkte) deutlich erholt. Die Frühphasenfinanzierer bewerten das Fundraising- und Exitklima praktisch unverändert gut, den Abschreibungsdruck sehen sie im Normalbereich, die Einstiegspreise bewerten sie dagegen als ungünstig. Die Nachfrage nach Venture Capital-Finanzierung hat zwar ein Rekordhoch erreicht, allerdings sind die Frühphasenfinanzierer mit der Qualität der Nachfrage so unzufrieden wie seit Anfang 2009 nicht mehr. Auch die Bewertung des Innovationsgehalts auf Nachfrageseite fällt deutlich schlechter aus als zuvor, bleibt aber auf insgesamt sehr hohem Niveau.
Im Spätphasensegment des Beteiligungsmarkts hält der Stimmungsrückgang an. Der Geschäftsklimaindikator fällt im zweiten Quartal 2016 zwar nur leicht um 3,3 Zähler auf 51,3 Saldenpunkte, bleibt damit aber nur noch knapp auf einem guten Niveau. Der neuerliche Stimmungsrückgang ist auf eine schlechter bewertete aktuelle Geschäftslage (-9,7 Zähler auf 53,1 Saldenpunkte) zurückzuführen, die Geschäftserwartung (+3,1 Zähler auf 49,5 Saldenpunkte) ist dagegen etwas besser. Fundraisingklima und Abschreibungsdruck werden von den Spätphasenfinanzierern fast unverändert als sehr gut bewertet und auch das Exitklima ist auf ein sehr gutes Niveau zurückgekehrt. Dagegen fallen die Bewertungen der Einstiegspreise sowie der Nachfrage nach Beteiligungskapital in die Nähe ihrer Tiefstände. Ähnlich der Entwicklung im Frühphasensegment bricht zudem die Einschätzung des Innovationsgehalts potenzieller Zielunternehmen förmlich ein.
„Wir gehen im laufenden Quartal von einem anziehenden Geschäftsklima aus“, sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW. „Um das zu nutzen, bleibt es für die jungen innovativen Wachstumsunternehmen entscheidend, ihre Investoren von ihren Wettbewerbsvorteilen zu überzeugen. Zu einer erfolgreichen Strategie zählen realistische Prognoseszenarien genauso wie die richtige Auswahl von Investoren mit Branchenkenntnissen.“ Ulrike Hinrichs, geschäftsführendes BVK-Vorstandsmitglied, ergänzt: „Beteiligungskapital ist bei Gründern und Mittelständlern beliebt, was sich entsprechend auch in einer gestiegenen Nachfrage niederschlägt. Einerseits können die Investoren damit aus einer Vielzahl von Investitionsmöglichkeiten wählen, sie müssen aber auch die erfolgversprechendsten Unternehmen identifizieren können. Dass dies funktioniert, zeigt die rege Investitionstätigkeit insbesondere im Venture Capital-Markt. Ich erwarte deshalb auch wegen der sich wieder verbesserten Geschäftsaussichten eine weitere Stimmungsaufhellung im zweiten Halbjahr.“
Die KfW berechnet das German Private Equity Barometer zusammen mit dem Bundesverband deutscher Kapitalgesellschaften e. V. (BVK) exklusiv für das Handelsblatt. Eine ausführliche Analyse mit Datentabelle und Grafik zum aktuellen German Private Equity Barometer ist unterwww.kfw.de/gpeb abrufbar.