Der weltweite Markt für Online-Spiele explodiert und lässt Anlagechancen im Thema künstliche Intelligenz entstehen. Das ist ODDO BHF Asset Management zufolge nicht nur auf die pandemiebedingt eingeschränkten Möglichkeiten der Freizeitgestaltung zurückzuführen. Vielmehr findet in der Videospielbranche ein Paradigmenwechsel statt.
Dabei gibt es zwei wesentliche Faktoren. Zum einen ergänzen bzw. ersetzen mobile Versionen Spiele, die bisher nur auf Konsolen oder PCs liefen. Daneben sorgt die Verbreitung von Free-to-Play-Versionen dafür, dass Spieler kostenlos spielen, aber während des Spiels Tokens, Gegenstände und Battle Passes kaufen können.
Anzahl aktiver Spieler verdreifacht
In der Folge dürften die Spielerzahlen weiterhin rasant ansteigen und die Branche zum vermehrten Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) bewegen, ist Brice Prunas, Portfoliomanager des ODDO BHF Artificial Intelligence, überzeugt.
So hat sich beispielsweise die Zahl der aktiven Spieler von Call of Duty (COD) durch die Einführung der mobilen und der Free-to-Play-Version verdreifacht. Der globale Markt für mobile Videospiele ist 2020 um 96 Milliarden Dollar gewachsen und macht bereits heute die Hälfte des Gesamtmarkts für Videospiele aus.
Weltweit neue Zielgruppen
Während Videospiele bisher aufgrund der durch den Kauf einer Konsole oder eines PC relativ hohen Einstiegskosten der Mittelschicht in den Industrieländern vorbehalten waren, erreichen sie nun weltweit neue Zielgruppen.
Die Implementierung von 5G, der Anstieg der Investitionen in mobile Blockbuster-Spiele und die Entwicklung mobiler Spiele anerkannter PC- und Konsolenanbieter dürften für weiteres Wachstum des Mobile-Segments sorgen.
Als Beispiele nennt der Portfoliomanager die Erfolge von „PUBG Mobile“ (Karfton, Tencent), „Harry Potter: Magic awakened“ (Netease, Warner Bros) und „COD Mobile“ (Activision, Tencent).
Monetisierung beschleunigen
„Unseren Analysen zufolge wird die Anwendung künstlicher Intelligenz die Monetisierung der zunehmend globalen Nutzerbasis beschleunigen. KI spielt dabei eine entscheidende Rolle in der Abwehr von Bot-Spielern, bei der Abschätzung der In-App-Käufe über den Kunden-Lebenszyklus hinweg und der Identifikation von Spielern, die wahrscheinlich bald nicht mehr aktiv spielen. Anbieter von Videospielen verfügen damit über ein starkes Potenzial zur Steigerung ihres Umsatzwachstums“, erläutert Prunas.
Bestimmte Spiele müssen als neue Formen von sozialen Netzwerken begriffen werden, in denen die Zugehörigkeit zur Spielergemeinschaft und das individuelle Geltungsbedürfnis über die eigenen „Skills“ eine hohe Bedeutung haben. Dadurch ergeben sich neue Absatzchancen, aber auch Vermarktungsmöglichkeiten für Werbetreibende.
„Wir sehen auch im Gaming-Markt eine Entwicklung in Richtung Social Commerce, in der sich soziale Netzwerke und Online-Shopping vermischen und damit einen Weg einschlagen wie TikTok oder Pinduoduo in China oder Pinterest und Instagram in den USA. Die Chinesen haben dieses Modell besser als alle anderen verstanden, mit ihren Live-Streaming-Plattformen.
Audio- und Video-Chat-Plattformen werden künftig immer mehr in die Spiele integriert. Es würde mich nicht überraschen, wenn diese Plattformen in den kommenden Jahren sogar den herkömmlichen sozialen Netzwerken Markanteile streitig machen“, so der Portfoliomanager.
(ODDO BHF AM/Manuela Blisse)