Der Traktor ist eines von rund 600 Exponaten der neuen Wechselausstellung „Hauptsache Arbeit. Wandel der Arbeitswelt nach 1945“. Vom 2. Dezember 2009 bis 5. April 2010 fragt die Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland am Beispiel verschiedener Branchen nach den Veränderungen in der Arbeitswelt, besonders der Entwicklung von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft. Welchen Stellenwert hat Arbeit heute noch für den Einzelnen? Hat sich die gesellschaftliche Einstellung zur Arbeit verändert?
Auch die zahlreichen Medien und künstlerischen Installationen in der Ausstellung machen Wandlungsprozesse erlebbar und regen zum Nachdenken an: Am Beispiel der Produktion eines Mobiltelefons zeigt eine Projektion zur globalen Arbeitsteilung und Vernetzung Beteiligte rund um den Globus nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch im privaten Umfeld; ein Künstlerkollektiv lässt den Besucher in der Ausstellung im Wortsinn auf einem Ergometer arbeiten, um Informationen zum Thema „Arbeit“ zu bekommen. Stiftungspräsident Prof. Dr. Hans Walter Hütter erläutert: „Arbeit geht über die unmittelbare Existenzsicherung weit hinaus. Arbeit ist Teil der menschlichen Identität“.
Rund 50 Zeitzeugen kommen in „Hauptsache Arbeit“ zu Wort: Sie geben Auskunft über ihre Berufsbiografien und berichten über den Wert der Arbeit in ihrem Leben. Die Interviews belegen, dass Arbeit keine abstrakte ökonomische Größe ist, sondern Menschen existenziell berührt.
Diese Lebensläufe sind Bestandteil der neun Ausstellungsbereiche, in denen sich das Thema konkretisiert. Jedes Fallbeispiel veranschaulicht eine andere Branche und dokumentiert strukturelle Veränderungsprozesse: So repräsentiert das Volkswagenwerk in Wolfsburg in den 1950er Jahren den Übergang zur Massenproduktion in der deutschen Automobilindustrie und die daraus erwachsenden Chancen für eine attraktive betriebliche Lohn- und Sozialpolitik. Anfang der 1960er Jahre – lange bevor der Begriff der Globalisierung Allgemeingut wurde – geriet die deutsche Textil- und Bekleidungsindustrie verstärkt unter internationalen Konkurrenzdruck. Dies hatte teils dramatische Konsequenzen für den Produktionsstandort Deutschland – vor allem für die überwiegend weiblichen Arbeitskräfte. Weitere Bereiche in der Ausstellung sind die Entwicklungen in der Landwirtschaft und im Dienstleistungssektor z. B. bei der Deutschen Post, die sich vom Staatsbetrieb zum „global player“ wandelte.
Arbeit in der DDR
Der Gegensatz zwischen der Arbeitswelt in der Bundesrepublik Deutschland und der DDR ist ein weiterer Schwerpunkt der Ausstellung, wobei die Zeitzeugen trotz unterschiedlicher politischer Rahmenbedingungen den Wert der Arbeit für ihr Leben ähnlich einschätzen. Das unter den Bedingungen der Zentralplanwirtschaft seit 1950 neu errichtete Eisenhüttenkombinat Ost (EKO) erlaubt einen Blick in den Alltag eines sozialistischen „Musterbetriebes“, der als Vorzeigeprojekt entstand. Sein voller Ausbau scheiterte jedoch an der einseitigen Ausrichtung des ersten Fünfjahrplans an der Schwerindustrie und an den Ereignissen rund um den Volksaufstand am 17. Juni 1953.
Zukunft der Arbeit
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wandelt sich die Arbeitswelt durch neue Informations- und Kommunikationstechnologien, beschleunigte Rationalisierung, Automatisierung und Flexibilisierung sowie verschärfte internationale Konkurrenz rasant. Die Ausstellung gibt den Besuchern auch Anstöße, über die Zukunft von Arbeit nachzudenken: Welche Auswirkungen hat der demografische Wandel auf die sozialen Sicherungssysteme? Wird es Erwerbsarbeit in den vorhandenen Formen bald nicht mehr geben?
Hauptsache Arbeit. Wandel der Arbeitswelt nach 1945 2. Dezember 2009 – 5. April 2010, Öffnungszeiten: Di-So, 9-19 Uhr, Eintritt frei
Quelle: News Aktuell
Bildquelle: „obs/HDG/Magunia“