Im Juli stieg der Ifo-Index auf einen neuen Rekordwert von 116 Punkten. Bemerkenswert ist dabei, dass die 7.000 befragten Unternehmen nicht nur die aktuelle Wirtschaftslage ausgesprochen positiv einschätzten (die entsprechende Komponente des Index‘ stieg auf einen nie dagewesenen Wert von 125,4), sondern von diesem sehr guten Zustand noch einmal eine Verbesserung über die nächsten sechs Monate erwarteten. Die ebenfalls im Verlauf der letzten Woche veröffentlichten Einkaufsmanagerindizes bestätigten den Optimismus der Unternehmen, wobei Industriefirmen derzeit noch zuversichtlicher sind als Dienstleister.
Komplettiert wurde dieses rundum zufriedene Sommerbild vom GfK-Konsumklima, das sich auf 10,8 Punkte verbesserte. Insgesamt ergibt sich der Eindruck einer kerngesunden Volkswirtschaft, die auf ein Wachstum ihres Bruttoinlandsprodukts von bis zu 2% in diesem Jahr zusteuert.
Allerdings werden die Störgeräusche, welche aus dem Vorzeigesektor der deutschen Industrie in die Öffentlichkeit dringen, immer lauter. Spätestens seit Daimlers Selbstanzeige wegen kartellartiger Absprachen und des Entzugs der Zulassungsgenehmigung für Porsche Cayenne-Modelle ist offensichtlich, dass die Skandale um Deutschlands Autohersteller offenbar weitere Kreise ziehen als bisher angenommen.
Die Folge dürfte sein, dass auf die Unternehmen deutlich mehr Klagen zukommen als erwartet, und dass sich auch die Kosten für Nachrüstung, in vielen Fällen auch Rücknahme von Fahrzeugen, erheblich umfangreicher darstellen dürften als bis dato kalkuliert.
Das Fehlverhalten der deutschen Autobauer
ist eine logische Folge ihrer jahrzehntelang gepflegten Hybris, des Glaubens an die eigene technologische Überlegenheit. Besonders beunruhigend erscheint dabei die immer offensichtlicher werdende Unterstützung durch Bundesbehörden. Sollte sich beispielsweise der Verdacht bestätigen, das Kraftfahrtbundesamt habe frühere Erkenntnisse bezüglich des Dieselskandals jahrelang verschleiert, wäre nicht nur der Ruf der deutschen Automobilindustrie beschädigt, sondern es würde ein Maß an Interessenverquickung zwischen Politik und Industrie offenbar, welches man einem gut sortierten Land wie Deutschland eigentlich kaum zugetraut hätte.
Dies bedeutet nicht nur, dass sich brave Steuerzahler mit unappetitlichen Details von Vetternwirtschaft konfrontiert sehen. Noch schwerer wiegt, dass eine Branche, die nach wie vor Hunderttausende von Arbeitsplätzen verantwortet, offenbar vor schwerwiegenden Veränderungen steht. Denn während man sich auf die vermeintlich führenden Dieselantriebe verließ, wurden Technologien wie Hybrid- und Elektroantrieb kampflos der japanischen und amerikanischen Konkurrenz überlassen.
Die nun notwendigen Forschungs- und Entwicklungskosten dürften, in Kombination mit absehbaren Strafzahlungen, Rückrufaktionen und erzwungenen Fahrzeugrücknahmen, die Autobranche vor erhebliche Kostenprobleme stellen. Wegen ihres Gewichts dürften die Automobilunternehmen auf Sicht die deutschen Indizes mit nach unten ziehen. Ein tiefer Fall für die stolze Vorzeigebranche.
Was bedeutet das für die Anleger?
Anleger sollten daher die positiven Nachrichten, die derzeit von der Berichtssaison zum zweiten Quartal ausgehen, nicht überbewerten. Die Kostenrisiken für deutsche Autohersteller erscheinen derzeit nicht voll eingepreist
Moderate Töne klangen letzte Woche von der amerikanischen Fed herüber. Zu einer weiteren Zinserhöhung noch in diesem Jahr ging man auf Distanz, dagegen wurde eine Verkleinerung der Bilanzsummer für „relativ bald“ angekündigt. Ob und in welchem Umfang die Fed auf ihrer nächsten Sitzung am 20. September entsprechende Maßnahmen beschließt, dürfte unter anderem von den wichtigsten Indikatoren bezüglich ihrer Ziele – Inflation und Beschäftigung – abhängen. Für beide gibt es diese Woche frische Zahlen.
Sollte sich der Kernindikator der persönlichen Konsumausgaben (core PCE) nicht von zuletzt 1,4% wieder erhöhen, und sollte beim Arbeitsmarktbericht am Freitag ein Wert deutlich unterhalb der erwarteten 187.000 neugeschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft herauskommen, gehen wir davon aus, dass die Bilanzverkürzung ab dem Herbst sehr moderat ausfällt. Außerdem dürfte dann die in den Fed Funds Futures eingepreiste Wahrscheinlichkeit von unter 50% für einen weiteren Zinsschritt im Jahr 2017 sich als richtig erweisen. (BR)