„Populisten machen schlichte Aussagen. Die sind meistens falsch, weil die Welt kompliziert ist“, sagte Fuest heute in Brüssel bei der Vorstellung des neuen Berichts der EEAG-Forschergruppe. „Die Pläne des neuen US-Präsidenten Donald Trump für Strafzölle sind typisch dafür: Die negativen Seiten der Globalisierung werden stark überzeichnet, und es wird ignoriert, was wir in der Ökonomie ‚Trade-offs‘ nennen, also Güterabwägung: Wenn ich etwas tue, das an einer Stelle hilft, erzeuge ich Kosten an anderer Stelle“, sagte er.
„Populistische Wirtschaftspolitik ist kurzsichtig und lehnt demokratische Kompromisse ebenso ab wie internationale Organisationen oder die EU, weil sie die nationale Politik an Regeln binden. Genau darin liegt aber ihr langfristiger Vorteil. Diese Bindung ist ein Mittel gegen Populismus.“
Beim Thema Brexit sprach sich Fuest aus für eine kooperative Lösung. „Jeder harte Schnitt, von welcher Seite er auch angestrebt wird, ist zu vermeiden,“ sagte Fuest. „Europa und Großbritannien haben ein gemeinsames Interesse an einer freundschaftlichen Scheidung, nicht an einem Scheidungskrieg, denn der bringt beiden Seiten nur Nachteile.“
Was ist die EEAG?
Die European Economic Advisory Group (EEAG) wurde 2001 gegründet. Die Gruppe besteht aus sieben Volkswirten. Vorsitzender ist John Driffill (Yale-NUS College, National University of Singapore and Birkbeck College). Die anderen Mitglieder sind: Torben Andersen (Universität Aarhus), Giuseppe Bertola (EDHEC Business School), Clemens Fuest (Ifo Institut und LMU-Universität München), Jan-Egbert Sturm (ETH Zürich), Harold James (Princeton) and Branko Urošević (Universität Belgrad). Den Jahresbericht veröffentlicht die CESifo-Gruppe. (ifo)