Allerdings wurde Deutschland im internationalen Vergleich inzwischen von China überholt. Der dortige Konjunktureinbruch hat zu einer Verringerung der Warenimporte für konsumtive und investive Zwecke geführt und somit mehr Einkommen für den Export von Ersparnissen freigemacht.
Treiber der deutschen Entwicklung waren die Warenexporte, bei denen 262 Milliarden Euro Überschuss entstanden, ebenfalls ein Rekordwert. Dienstleistungen und Auslandseinkommen zusammen trugen negativ mit 10 Milliarden Euro bei. Deutschlands Netto-Kapitalexport ist somit im vergangenen Jahr auf 8,3 Prozent der Jahreswirtschaftsleistung gestiegen, nach 7,3 Prozent im Jahre 2014. Die EU hält maximal sechs Prozent für langfristig tragfähig. Damit bleibt Deutschland diesseits und jenseits des Atlantiks der bei weitem größte Finanzier der Schuldenländer.
Angesichts des niedrigen Ölpreises und des schwachen Euro dürfte sich der Leistungsbilanzüberschuss im neuen Jahr weiter erhöhen und wieder über acht Prozent der Jahreswirtschaftsleistung liegen.
Nach Schätzungen des ifo Instituts hat allein die Abwertung im ersten Quartal 2015 den Anstieg der deutschen Ausfuhren im vergangenen Jahr um einen Prozentpunkt erhöht. Außerdem ermöglichte die gute Konjunktur in wichtigen Abnehmerländern wie den USA, Großbritannien, den Niederlanden, Frankreich und Italien den deutschen Exporteuren, mehr zu verkaufen. Obendrein musste Deutschland wegen des Preisverfalls beim Rohöl deutlich weniger für dessen Importe bezahlen. Aus beiden Gründen wurde es möglich, ausländischen Investoren und Konsumenten per Saldo mehr Güterimporte zu kreditieren.
International gesehen dürfte aber China der neue Spitzenreiter unter den Netto-Kapitalexporteuren sein, mit 293 Milliarden Dollar. Deutschland folgt mit umgerechnet rund 280 Milliarden US-Dollar. Damit liegt der deutsche Wert der Kapitalexporte das erste Mal seit 2010 wieder hinter China. Auf Rang drei folgt mit großem Abstand Japan.