Der ifo-Präsident Clemens Fuest hat die Wiederaufnahme der Anleihekäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) kritisiert. „Es ist nicht zu erwarten, dass diese Käufe die Inflationsentwicklung spürbar beeinflussen“, sagte er gestern in München. „Die Käufe verstärken allerdings die Verzerrungen an den Kapitalmärkten. Sie bringen außerdem die Risiken mit sich, dass sich Spekulationsblasen bilden. Die EZB versucht, mit der Brechstange die Inflationsrate anzuheben.“
Zur Bilanz des ausscheidenden EZB-Präsidenten Mario Draghi sagte Fuest: „Er hat die EZB durch schwierige Zeiten geführt und dabei Durchsetzungsstärke gezeigt. Diese hat allerdings teilweise zu umstrittenen Entscheidungen geführt. Mit seiner Zusage, notfalls unbegrenzt Staatsanleihen von Krisenstaaten zu kaufen, hat er das Vertrauen am internationalen Kapitalmarkt wiederhergestellt und die Eurokrise beruhigt. Dafür hat Draghi in Kauf genommen, dass die EZB ihr Mandat überschreitet und eine fiskalpolitische Rolle übernimmt. Die EZB hat sich so als wichtigste Institution zur Krisenbekämpfung in der Eurozone etabliert und die Regierungen aus der Verantwortung entlassen. Die Frage ist heute aber, ob die Geldpolitik mit dieser Aufgabe nicht überfordert ist.“
(ifo-Institut)