„Wir sehen dies bereits bei den Überlegungen der Initiatoren bezüglich der Ausgestaltung des Fremdkapital-Anteils“, sagt Thomas Bayerl, Leiter Illiquid Assets Debt und Renewable Energy bei der MEAG, Vermögensmanager der Munich Re Gruppe. „Stellschrauben wie die Laufzeit oder fixe versus variable Verzinsung werden derzeit intensiv diskutiert.“
Zudem sei zu beobachten, dass Wirtschaftlichkeits-Überlegungen die Höhe der Spreads wieder stärker beeinflussten. Denn steige der Basiszins, würden die Kreditmargen in der Regel leicht sinken. „Somit partizipiert der Fremdkapitalgeber nicht in vollem Umfang am gestiegenen Zinsniveau.“
Minimierung durch Festpreisverträge
Insgesamt betrachtet, kann der Illiquid-Debt-Markt den Inflations- und Zinsanstieg der MEAG zufolge gut verkraften. Zwar gebe es Preisrisiken während der Bauphase von Anlagen, die in besonderem Maße lnflations-Effekten ausgesetzt seien.
„Dies lässt sich durch Festpreisverträge minimieren, was natürlich eine tiefgehende Due Diligence der Bonität der Vertragspartner voraussetzt“, sagt Bayerl.
Das aktuelle Zinsniveau setzt der Experte ins Verhältnis zu früheren Zeiten: „Wir sollten uns vor Augen führen, dass wir noch immer deutlich unterhalb des Zinsniveaus sind, das wir historisch als ,normal‘ betrachtet haben. Auch auf diesem konnten Infrastrukturinvestments erfolgreich finanziert und betrieben werden.“
Auch der Markt für Illiquid Equity dürfte sich der MEAG zufolge weiterhin robust zeigen. Zwar wirke sich das veränderte Marktumfeld auf die relative Attraktivität einzelner Segmente aus, wobei Projekte im Transportbereich wie Autobahnen mit Auslastungsrisiko eher unter Druck gerieten. Denn Rohstoffpreise und geopolitische Risiken seien für viele Bereiche ein wichtiger Faktor.
„Auch das Auslaufen geförderter Tarife im Energiesektor deutet darauf hin, dass die Bewertungsvolatilität mancher Assets zunehmen wird“, sagt Frank Amberg, Leiter Illiquid Assets Equity bei der MEAG. „Dennoch wird der lnfrastrukturbereich von technologischen lnnovationen und klimapolitischen Rahmenbedingungen weiter stark profitieren.“
Insbesondere regulierte Sektoren mit Anpassungsmöglichkeiten oder alternative Formen unabhängiger Energieerzeugung würden stärker gesucht.
Infrastrukturinvestitionen bieten hohen Inflationsschutz
Höhere Kapitalmarktzinsen wirken sich laut Amberg auf den Erfolg von Equity-lnvestitionen aus. „Der Barwert von Projekten wird über Discounted-Cashflow-Modelle berechnet und geht durch den jüngsten Zinsanstieg zurück, sofern die Geschäftsmodelle diese Effekte nicht kompensieren“.
Gleichwohl sei positiv festzuhalten, dass Infrastrukturinvestitionen einen hohen Inflationsschutz böten.
Amberg: „Viele Belastungen können über Tarifanpassungen und Preisgleitklauseln an die Abnehmer von Leistungen weitergereicht werden. Natürlich hat dies Grenzen – gerade hinsichtlich der Belastungsfähigkeit von Verbrauchern. Wir können hier aber schon von einer eingebauten lnflationskompensation sprechen.“
(MEAG)