Wirtschaft

Inflation: eine Frage des Vertrauens

„Wenn die Nutzer des Geldes das Vertrauen in die Währung verlieren, wird aus gewollter Preissteigerung schnell eine zu hohe Inflation.“

Unabdingbar: Vertrauen

In den vergangenen Monaten hat sich die Preissteigerung beschleunigt, das Thema Inflation steht wieder auf der Agenda. Die Gründe sind vielschichtig, die meisten kurzfristig und damit für Anleger gefahrlos.

Doch ein Risiko bleibt: „Wenn die Nutzer des Geldes das Vertrauen in die Währung verlieren, wird aus gewollter Preissteigerung schnell eine zu hohe Inflation“, sagt Ivan Mlinaric, Geschäftsführer der Quant.Capital Management GmbH.

Nachvollziehbare Gründe

In den vergangenen Monaten stiegen die Preise oft aus nachvollziehbaren Gründen: Die Mehrwertsteuersenkung lief aus, CO2 wurde teuer, Krisen weltweit sorgten für Druck auf die Ölpreise, auch die Blockade des Suez-Kanals trug ihren Teil bei.

„Alle diese Treiber waren bekannt, wurden eingepreist und haben die Märkte nicht oder nur kurzfristig beunruhigt“, sagt Mlinaric.

Anders war es schon bei den nicht ganz so offensichtlichen Themen: „Der Nachfragestau infolge der Corona-Krise traf auf leere Lager und heruntergefahrene Lieferketten, was zu Angebotsknappheit bei gleichzeitig steigender Nachfrage führte“, so Mlinaric.

Ein schneller Inflationsschub wurde prognostiziert – und tritt nun ein. „Solange die Zentralbanken sich nicht gezwungen sehen, unerwartet die Zinsen anzuheben, ist dies alles aber nicht weiter Besorgnis erregend“, sagt Mlinaric.

Die bisherigen Entwicklungen ließen sich gut anhand volkswirtschaftlicher Entwicklungen und Daten vorhersehen. Schwieriger wird es da, wo Zahlen ihre Macht verlieren.

Inflation auf reine Zahlengröße reduziert

„Die Inflation ist in den vergangenen Jahren, spätestens seit Einführung des Euro, immer weiter von den Statistikern auf eine reinen Zahlengröße reduziert wurden“, sagt Mlinaric. Es scheint fast so, als wäre Inflation ausschließlich das Ergebnis fassbarer, logischer und in sich schlüssiger Formeln.

„Das funktioniert aber nur so lange, wie die Menschen darauf vertrauen können, dass die Zentralbanken die Kontrolle über den Wert des Geldes haben“, sagt Mlinaric. „Denn der Wert einer Währung beruht auf dem Vertrauen, das die Menschen in sie setzen.“

Vertrauen höchstes Währungsgut

Vertrauen ist das höchste Gut einer Währung. Geht das Vertrauen verloren, verliert die Währung an Wert und irgendwann auch ihre Funktion zur Wertaufbewahrung.

„Wer nicht weiß, dass er morgen noch mit dem Geld auf dem Konto ungefähr so viel kaufen kann wie heute, wird andere Formen der Wertaufbewahrung nutzen“, sagt Mlinaric. Das können andere Währungen sein, aber auch etwa Gold oder Sachwerte.

„Den Notenbanken entgleitet in einer solchen Situation die Kontrolle über den Geldwert, sie verlieren ihren Einfluss auf Währung und damit auf Wirtschaft und Wohlstand“, sagt Mlinaric.

Die derzeit steigende Inflation geht durchaus mit einer Unsicherheit einher, wie lange die Staaten noch die gewaltige Schuldenlast stemmen können, die sie in der Pandemie – und auch zuvor schon – aufgebaut haben.

Aufbau eines realen Risikos

„Diese Unsicherheit kann umschlagen in Vertrauensverlust, mit der Folge, dass der Geldwert schneller sinkt als das der Wirtschaft vor Ort, aber auch weltweit, gut bekommt“, so Mlinaric.

Noch scheint die Eintrittswahrscheinlichkeit für ein solches Szenario eher gering. Nur dürfte sich diese Entwicklung nicht erst mit langem Vorlauf ankündigen.

Wenn Vertrauen verloren geht, kann das schnell gehen – mit dann schmerzhaften Auswirkungen, wie die geschichtlichen Erfahrungen zeigen. „Hier baut sich ein reales Risiko auf, das zumindest in der Szenarioanalyse berücksichtigt werden sollte“, so Mlinaric.

(Quant.Capital Management)

print

Tags: , , , ,

ASCORE Auszeichnung

Es gibt viele gute Tarife – für die Auszeichnung „Tarif des Monats“ gehört mehr dazu. Lesen Sie hier, was die ausgezeichneten Tarife zu bieten haben.

Tarife des Monats im Überblick

ETF-News

ETF-News

Aktuelle News zu börsengehandelten Indexfonds.

zu den News

ESG Impact Investing

In jeder Ausgabe stellt "Mein Geld" ein UN-Entwicklungsziel und dazu passende Investmentfonds vor.

Un-Entwicklungsziele im Überblick

Guided Content

Guided Content ist ein crossmediales Konzept, welches dem Leser das Vergleichen von Finanzprodukten veranschaulicht und ein fundiertes Hintergrundwissen liefert.

Die Ausgaben im Überblick

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Mein Geld Newsletter

Melden Sie sich für unseren 14-tägigen Newsletter an.

zur Newsletteranmeldung

Icon

Mein Geld TV

Das aktuelle Video

Mein Geld Jahresrückblick 2024

Vielen Dank für ein erfolgreiches Jahr 2024 – Auf in ein spannendes 2025

zum Video | alle Videos
Icon

Mein Geld Magazin

Die aktuelle Ausgabe

Mein Geld 05 | 2024

Die Zeitschrift Mein Geld - Anlegermagazin liefert in fünf Ausgaben im Jahr Hintergrundinformationen und Nachrichten aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und Finanzen.

zur Ausgabe | alle Ausgaben