Der deutliche Rückgang der US-Inflationsrate im Oktober hat die Märkte positiv überrascht und sowohl Aktien als auch Rentenpapieren Kursgewinne beschert. Schon macht sich die Hoffnung breit, dass die US-amerikanische Notenbank Fed dazu übergehen könnte, den Leitzins bei ihren nächsten Treffen weniger stark anzuheben als ursprünglich erwartet, sollte der Preisdruck in den kommenden Monaten tatsächlich weiter nachlassen. Die Reaktion der Märkte hat dabei klar gezeigt, wer die Gewinner und wer die Verlierer einer weniger straffen Zinspolitik der Fed sind: Auf der Aktienseite sind bewertungssensitive Segmente wie etwa Technologie- und Wachstumswerte, die zuvor besonders stark unter der restriktiven Geldpolitik gelitten haben, klar im Vorteil. Auf der Rentenseite profitieren Anleihen mit hohen Restlaufzeiten überproportional von einer beginnenden Entspannung bei der Inflationsentwicklung. Der klare Verlierer ist dagegen der US-Dollar. Hier kam es in den vergangenen Monaten durch die im internationalen Vergleich sehr deutlichen Zinsanhebungen der Fed zu einer starken Überbewertung, so dass bereits die Erwartung einer weniger aggressiven Zinspolitik spürbare Kursverluste ausgelöst hat.
Hoffnungsschimmer für europäische Aktien
Europäische Aktien sind die klaren Outperformer der letzten Wochen. Sehr tiefe Bewertungsniveaus haben zuletzt „Schnäppchenjäger“ auf den Plan gerufen. Zudem steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die EZB aufgrund schwacher Konjunkturdaten ihren monetären Straffungskurs deutlich früher beenden muss als erwartet. Auch die spürbar nachlassenden Gaspreise kommen den europäischen Unternehmen zugute. Sollte China auch noch die Null-Covid-Politik lockern und damit die Wirtschaft wieder einen Gang zulegen, käme dies der exportorientierten Industrie in Europa zusätzlich entgegen. Trotz der zahlreichen positiven Signale sollten professionelle Anleger nicht davon ausgehen, dass die zuletzt starke Performance einfach so weiter geht. Das Thema einer sicheren Energieversorgung wird die Wirtschaft auch im nächsten Jahr beschäftigen, da russisches Gas 2023 nicht mehr zur Verfügung stehen wird.
Grundsätzlich bleibt das weltweite fundamentale Umfeld schwach. Der Inflationsdruck dürfte deshalb und auch wegen der statistischen Basiseffekte kurz- bis mittelfristig weiter nachlassen. Das allein reicht jedoch nicht für eine Trendwende an den Märkten. Denn schließlich darf nicht übersehen werden, dass sich die globalen Unternehmensgewinne weiterhin in einem Abwärtszyklus befinden. Spätestens Anfang 2023, wenn die Berichtssaison zum abgelaufenen Quartal beginnt, ist mit weiteren Gewinnenttäuschungen zu rechnen. Daher sollten professionelle Anleger defensive Aktiensegmente in der Asset Allocation prominent gewichten.
(FERI Gruppe)