Wirtschaft

J.P. Morgan AM: Referendum in Italien – Auswirkungen auf Aktien und Anleihen

Die Auswirkungen des Brexit Referendum auf Europa sind nach wie vor unklar – und schon zeichnen sich weitere einschneidende Ereignisse am politischen Horizont ab.

Dolce vita

Das Verfassungsreferendum Italiens am 4. Dezember könnte direkte Auswirkungen auf die politische Zukunft des Landes sowie umfassendere Folgen für Europa im derzeitigen Reformprozess haben. Die Auswirkungen des Referendums werden nach Ansicht der Experten von J.P. Morgan Asset Management auch an den Finanzmärkten spürbar sein.

Die Reform des italienischen Senats ist ein wichtiger Bestandteil im Prozess der institutionellen Erneuerung, sie stellt für die Regierung aber auch eine politische Zerreißprobe dar: Ein Sieg der Reformbefürworter stellt den marktfreundlichsten Ausgang und eine Bekräftigung des ehrgeizigen Reformprogramms der gegenwärtigen Koalition dar.

Tragen die Gegner den Sieg davon, so könnte dies unterschiedliche Auswirkungen haben, die davon abhängen, wie klar der Vorsprung sein wird. Einen geringen Unterschied der Stimmen könnte die gegenwärtige Koalition überstehen, wenn auch ihr Reformmandat weniger eindeutig sein wird. Bei einem nachdrücklichen „Nein“ könnte Regierungschef Renzi zum Rücktritt gezwungen sein, was anhaltende Unsicherheit und eventuell vorgezogene Neuwahlen zufolge haben könnte.

Das Ergebnis des Referendums wird auch auf Europa ausstrahlen. Ein „Ja” sollte die Relevanz von Reformen in Europa unterstreichen. Ein „Nein” wird in anderen europäischen Ländern im Vorfeld wichtiger Wahlen im kommenden Jahr neue Unruhe verursachen. Denn nicht nur in Italien gibt es viele, die sich gegenüber nötigen Veränderungen sträuben.

Aus Anlageperspektive stellen politische Ereignisse derzeit eines der Hauptrisiken in Europa dar. Sie waren für die verhaltene Wertentwicklung europäischer Aktien seit Jahresbeginn mitverantwortlich. Dennoch bieten europäischen Aktien weiterhin Chancen, da sich die makro- und mikroökonomischen Fundamentaldaten bessern.

Die festverzinslichen Wertpapiere der Eurozone wurden dagegen durch die Anleihenkäufe der Europäischen Zentralbank (EZB) gestützt. Dies hat das Volatilitätsrisiko bei den europäischen Staatsanleihen reduziert und Anlegerzuflüsse gefördert. Italien ist der drittgrößte Zielmarkt für das Anleihenkaufprogramm der EZB.

Bei einem Sieg der Gegner und dem Rücktritt des Ministerpräsidenten ist eine deutliche Ausweitung der Spreads zwischen italienischen Staatsanleihen und deutschen Bundesanleihen, wie dies in der Vergangenheit der Fall war, sehr unwahrscheinlich. Dies ist auch für italienische Banken sehr wichtig, deren Portfolios ein zu großes Engagement in italienischen Staatsanleihen aufweisen, sodass sich diese im Fall von erheblicher Volatilität italienischer Staatsanleihen großem Druck ausgesetzt sehen würden.

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