Anleihen bringen nicht mehr die gewohnten Erträge, große institutionelle Anleger müssen umdenken und höhere Risiken eingehen. Was kann Europa davon lernen? „Hier gilt es, rechtzeitig ein Risikomanagement aufzubauen. Die Rekordverluste etwa beim japanischen Pensionsfonds GPIF müssen sich nicht wiederholen“, sagt Ivan Mlinaric, Geschäftsführer der Quant.Capital Management GmbH.
Zinsniveaus von um die null Prozent zwingen auch große institutionelle Anleger zu risikoreicheren Anlagen. Der japanische Government Pension Investment Fund (GPIF) als einer der größten Pensionsfonds der Welt bekam die Auswirkungen seiner riskanteren Ausrichtung jetzt deutlich zu spüren: Im vierten Quartal 2018 verzeichnete der Fonds einen rekordverdächtigen Verlust – auch weil offenbar kein Risikomanagement installiert war. „Das Management des GPIF hielt bis 2014 eine Staatsanleihenquote von rund 60 Prozent“, sagt Ivan Mlinaric, Geschäftsführer Quant.Capital Management. „Als die Renditen in Richtung Null gingen, wurde diese Position ab- und gleichzeitig die Aktienquote von 24 auf rund 50 Prozent aufgebaut.“
„Mehr als neun Prozent Verlust in nur einem Quartal Ende 2018 sind für einen auf Stabilität setzenden Pensionsfonds ein mehr als beängstigendes Ergebnis“, sagt Mlinaric. Der Fonds verwaltet ein Volumen von rund 1.205 Milliarden Euro, die riskantere Ausrichtung ließ gut zehn Milliarden Euro abschmelzen. „Zum Glück für das Management erholten sich die Märkte recht rasch wieder und die Verluste konnten ausgeglichen werden“, so Mlinaric. Von den angestrebten Erträgen allerdings ist der GPIF immer noch weit entfernt.
„Angesichts der bereits recht hohen Bewertungsniveaus der Aktienmärkte sind Zielrenditen von vier bis sechs Prozent ambitioniert“, sagt Mlinaric. Trotzdem kommen institutionelle Adressen nicht an Aktien vorbei, um die Renditen zu erwirtschaften, die für die gesetzten Aufgaben notwendig sind. Noch verfügen die großen europäischen Häuser über einige Staatsanleihen, die noch mit einem einträglichen Kupon ausgestattet sind. „Diese laufen jetzt aber nach und nach aus“, sagt Mlinaric. „Dann stehen die Pensionsfondsmanager auch hierzulande vor der Notwendigkeit, risikoreichere, aber eben renditeträchtigere Anlagen ins Portfolio zu nehmen.“ Hier gilt es jetzt, aus der Situation in Japan zu lernen.
„Ein Emporsteigen der Risikoleiter erhöht die Renditechancen, aber damit eben auch die Risiken“, so Mlinaric. Im GPIF sind die Quartalsrenditen seit 2014 durchaus angestiegen. Allerdings stieg auch die Portfoliovolatilität deutlich. Der im vierten Quartal 2018 verzeichnete Verlust von 9,1 Prozent zeigt aber, dass die Aktienpositionen den Marktturbulenzen schutzlos ausgeliefert waren. „Hätte sich die Korrektur zu einem echten Crash ausgewachsen, wäre die Rente vieler Japaner nicht mehr zu bezahlen gewesen“, sagt Mlinaric.
Daraus ergibt sich: Wenn langfristig anlegende Portfolien in Zukunft deutlich chancenreicher aufgestellt werden müssen, ist dringend darauf zu achten, dass dies mit einem konsequenten Risikomanagement einhergeht. An der „japanischen Krankheit“ sollte keine Rente zugrunde gehen.
(Quant.Capital Management)