Von nun an wird es schwieriger sein, besser als vom Markt prognostiziert abzuschneiden. Denn die Stimmung hat sich insgesamt aufgehellt, Regierungen und Zentralbanken scheinen keine weiteren expansiven Maßnahmen zu planen, und schließlich werden die neuen Lockdown-Maßnahmen, so selektiv sie auch sein mögen, die Erholung bremsen.
Thema des Monats Oktober
US-Technologietitel erleben in der Zeit der Coronavirus-Pandemie einen starken Aufschwung und erregen die Aufmerksamkeit der Anleger. Angesichts der Blase von 2000 fragen diese sich jedoch, ob die Entwicklung von Dauer sein wird. Dabei hält die absolute Vormachtstellung der New Economy seit 30 Jahren an. Die Coronavirus-Krise ist nichts weiter als ein Beschleuniger dieser Entwicklung.
Vergleiche mit der Blasenbildung von 2000 sind 20 Jahre später also ausgesprochen unangemessen. Im Jahr 2000 hatten die TMT-Werte (Technologie, Medien und Telekommunikation) einen Anteil von 40 Prozent am S&P-500-Index erreicht, so viel, wie sie auch heute wiegen. Aber damals erwirtschafteten sie nur 22 Prozent der Gesamtgewinne. Ihre Gewichtung war somit übertrieben.
S&P 500: Gewicht des Sektors IT+Kommunikationsdienste und dessen Gewinnanteil
Seit 2009 lässt sich die Vorherrschaft der TMT-Werte sehr gut dadurch erklären, dass sie mittlerweile in der Lage sind, Gewinne zu erwirtschaften. Ihre Gewichtung innerhalb des Index und ihr Anteil an den erwirtschafteten Gewinnen gingen Hand in Hand. Und: die Coronavirus-Pandemie hat gezeigt, dass die Technologiebranche immer gewinnt, auch wenn wir alle eingesperrt sind.
Investmentausblick im Oktober
Der mittelfristige Ausblick geht angesichts der expansiven Fiskalpolitik und der gegenwärtigen Zinssätze von einer Fortsetzung des weltweiten Aufschwungs aus. Kurzfristig gesehen sind jedoch die Virusausbreitung, die ausbleibende Makrobeschleunigung im vierten Quartal 2020 und die US-Wahlen die Themen, die Anleger im Blick behalten sollten. Die gegenwärtige Phase wird hierdurch in die Länge gezogen. Nach der raschen Erholung stellt sie für die Märkte einen Übergang dar. Wir behalten eine leicht prozyklische Positionierung bei, wobei wir Spread-Anleihen übergewichten und Aktien weiterhin mit neutral beurteilen. Die US-Duration wird ebenfalls mit neutral beurteilt, deutsche Anleihen werden untergewichtet.
Beurteilung der Anlageklassen im Oktober
Staatsanleihen: Neutrale Beurteilung für die US-Duration, negative Beurteilung für Deutschland und die Quasi-Core-Staaten. Die neutrale Bewertung für die US-Duration und die negative Beurteilung für Bundesanleihen und die Anleihen der Quasi-Core-Staaten der Eurozone wird bestätigt. Die Übergewichtung für Non-Core-Titel der Eurozone wird ebenfalls bestätigt.
TMT-.Anleihen-Spreads: Die Spread-Märkte bleiben bei gleicher relativer Gewichtung von Investment Grade, High Yield und Schwellenländern übergewichtet.
Aktien: Angesichts der vorübergehenden Unsicherheiten (Virusausbreitung, ausbleibende Makrobeschleunigung im vierten Quartal, US-Wahlen) und einer bereits raschen Erholung der Märkte in den vergangenen Monaten wird eine neutrale Positionierung bei den Aktien beibehalten. Es gilt weiterhin die folgende geografische Präferenz: (1) USA, (2) Schwellenländer, Japan, Europa, (3) Pazifik ohne Japan.
Währungen: Die Beurteilung für den US-Dollar wird von negativ auf neutral angehoben. Dies geschieht vor dem Hintergrund der folgenden Überlegungen: Nach der Abschwächung der vergangenen Monate scheint der Dollar-Euro-Wechselkurs im Einklang mit der Zinsdifferenz zwischen den USA und der Eurozone zu stehen; die Federal Reserve scheint zögerlich zu sein, neue expansive Maßnahmen zu ergreifen und die EZB hatte angesichts einer zu raschen Aufwertung des Euro erste Bedenken geäußert. Die übrigen Währungen werden mit neutral beurteilt.
(Eurizon/Manuela Blisse/SURPRESS)