Wirtschaft

Maschinelles Lernen

Alexandra Morris, CIO SKAGEN Funds: KI-Phantasien haben Kurse von Technologieaktien beflügelt, jetzt wächst Angst vor einer Blase

Alexandra Morris, CIO SKAGEN Funds

Künstliche Intelligenz hat die Märkte zuletzt zu raschen Kursgewinnen getrieben, und langfristig ist die Macht dieser Innovationswelle sogar noch weitaus größer. Profitieren werden vor allem diejenigen Anleger, die zum richtigen Zeitpunkt einsteigen.

Trotz der holprigen Entwicklung haben sich globale Aktien im ersten Halbjahr sehr gut entwickelt. Der MSCI ACWI stieg seit Jahresanfang bis Ende Juni um 12,8 Prozent, was vor allem auf solide Kursanstiege in den Industriestaaten zurückzuführen ist. US- und europäische Aktien waren besonders stark.

Die meisten Sektoren haben seit Jahresbeginn positive Renditen erzielt, wobei die Kluft zwischen dem stärksten (Informationstechnologie +36,1 Prozent) und dem schwächsten Performer (Energie -4,4 Prozent) über einen relativ kurzen Zeitraum hinweg auffallend groß ist.

Marktgewinne durch ChatGPT

Bemerkenswert ist auch, dass wachstumsorientierte Sektoren trotz der fortgesetzten Straffung der Geldpolitik so hohe Renditen erzielt haben. Typischerweise belasten steigende Leitzinsen gerade Aktien mit längerer Duration.

Dass mit künstlicher Intelligenz (KI) verbundene Aktien einen Großteil der Marktgewinne seit Jahresbeginn ausgemacht haben, ist aber angesichts des Hypes um die Einführung von ChatGPT wenig überraschend.

In den USA haben sieben Unternehmen – Apple, Microsoft, Alphabet (Google), Amazon, Nvidia, Tesla und Meta (Facebook) – den Löwenanteil zum gesamten S&P-500-Anstieg von 15,9 Prozent beigesteuert und dazu beigetragen, die durch die US-Bankenpleiten ausgelösten Verluste im Finanzsektor auszugleichen.

Sie haben auch Kursrückgänge im Bildungssektor mehr als kompensiert, wo das Interesse der Studierenden an ChatGPT zu großen Verlusten bei Anbietern von Studieninhalten wie Pearson, Duolingo und Chegg führte.

Die rasanten Kurszuwächse des US-Technologiesektors haben die Verluste des Jahres 2022 mehr als wettgemacht, aber zugleich die Sorge vor einer Aktienmarktblase neu entfacht. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des US-Technologiesektors von 27x ähnelt dem Niveau vor der Korrektur vor einem Jahr und IT-Aktien machen mittlerweile über ein Viertel des gesamten S&P-500-Index aus. Dieses Konzentrationsrisiko könnte für passive Anleger besonders gefährlich sein. Selten war die Auswahl der richtigen Aktien wichtiger als heute, um Abwärtsrisiken zu minimieren.

KI bietet vielfältige und spannende Anlagemöglichkeiten

Viele der „KI-Gewinner“ finden sich in den Portfolios der SKAGEN-Aktienfonds und haben dazu beigetragen, in diesem Jahr positive absolute und relative Renditen für unsere Kunden zu erzielen.

So hält der SKAGEN Global neben Microsoft und Alphabet auch ASML, den niederländischen Hersteller von Halbleiterausrüstung, der enorm von der schnellen Einführung von KI-Technologien profitieren dürfte. Zusammengenommen haben diese drei Unternehmen im Jahr 2023 17,6 Prozent zur Portfoliorendite beigetragen.

SKAGEN Kon-Tiki besitzt Anteile der beiden weltweit größten Hersteller von Speicherchips, TSMC und Samsung, welche die Hardware für KI-Geräte liefern. Foxconn, einen wichtigen Player bei der Entwicklung von Chinas Machine-Learning-Fähigkeiten, hält der Fonds schon lange im Portfolio. Zusammen haben diese drei Beteiligungen die Rendite des Fonds seit Jahresbeginn um 14 Prozent gesteigert.

KI wird seine disruptive Kraft weit über die Unternehmen hinaus entfalten, die direkt an der Entwicklung dieser Technologie beteiligt sind. ChatGPT hat zwar in letzter Zeit für besonders viele Schlagzeilen gesorgt, aber KI verändert schon länger die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten – etwa in Form von Navigations-Apps und virtuellen Assistenten.

Die längerfristigen Auswirkungen könnten ebenso transformativ sein wie die Erfindung des Internets, die Entwicklung von Mobiltelefonen oder WLAN – autonome Fahrzeuge und neue medizinische Behandlungen sind nur zwei Beispiele.

Unternehmen aller Branchen müssen den durch maschinelles Lernen ausgelösten Paradigmenwechsel annehmen und damit umgehen. Ein 85-prozentiger Anstieg der Erwähnungen von „KI“ bei Analysten-Calls allein in diesem Jahr deutet darauf hin, dass Managementteams den Wandel klar thematisieren.

Für Anleger sind die Möglichkeiten gleichermaßen spannend und vielfältig. Eine aktuelle Studie zu ChatGPT legt nahe, dass die Aktienkurse von Unternehmen mit dem größten Einsparpotenzial durch ChatGPT um 0,4 Prozent besser abschneiden, und das täglich.

Bewertungen mahnen zur Vorsicht

In der Vergangenheit fielen Perioden des technologischen Wandels oft mit historisch hohen Börsenrenditen zusammen, doch die Geschichte zeigt auch, wie wichtig die Bewertungen sind. Es wird deutlich, dass sich Phasen des schnellen digitalen Wandels bei hohen Bewertungen, wie derzeit, nicht in Börsengewinnen niederschlagen.

Das zeigt auch, warum die Auswahl der richtigen Unternehmen zu den richtigen Preisen der wichtigste Faktor für die Anlageperformance ist. Unabhängig davon, wo wir uns derzeit in der KI-Revolution befinden, bleibt die Bewertung der zuverlässigste Indikator für zukünftige Finanzrenditen.

Gesunder Menschenverstand lässt sich nicht ersetzen

Obwohl maschinelles Lernen bereits viele Berufe revolutioniert, übersteigt die konsistent erfolgreiche Auswahl von Aktien scheinbar die Möglichkeiten der KI – zumindest im Moment. Mehrere KI-gestützte Fonds wurden mit dem Ziel aufgelegt, maschinelles Lernen, Sprach- und Sentimentanalysen zu nutzen, um Mehrrenditen gegenüber dem Markt zu erzielen.

Ihre bisherigen Ergebnisse sind durchwachsen, wobei die meisten computergenerierten Portfolios über einen aussagekräftigen Zeitraum von drei Jahren unterdurchschnittlich abschneiden.

Das ist keine Überraschung – Märkte bewegen sich schnell, Prognosen sind schwierig und die besten Anleger kombinieren Finanzanalyse, kreatives Denken und Intuition.

Bei SKAGEN investieren wir nicht nur in die Unternehmen, die KI vorantreiben und dadurch prosperieren. Vielmehr betrachten wir KI auch als ein Instrument, das unserem eigenen Unternehmen und unseren Kunden zugute kommen kann.

KI kann uns einerseits dabei helfen, die Art und Weise, wie wir Unternehmen analysieren und das Anlagerisiko steuern effizienter zu gestalten. Ebenso kommt ein noch individuellerer Kundenservice und noch individuellere Beratung den Anteilsinhabern unserer Fonds zugute.

Als Portfoliomanager werden wir weiterhin langfristig denken, so haben unsere Portfoliomanager das KI-Potenzial von Foxconn bereits im Jahr 2020 erkannt. Besonders wichtig ist es uns, zum Vorteil unserer Kunden den Hype von der Realität trennen. I

n der 30-jährigen Geschichte hat SKAGEN den technologischen Wandel mehr als die meisten anderen angenommen, aber bei der Verwaltung des Geldes unserer Kunden verlassen wir uns lieber auf den gesunden Menschenverstand als auf künstliche Intelligenz.

(SKAGEN Funds / Manuela Blisse / surpress)

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