Mit dieser Einschätzung hat ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser auf die Meldung des statistischen Bundesamtes reagiert, dass die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal 2022 um 0,2 Prozent zurückgegangen ist, nachdem das Statistische Bundesamt zunächst, nach vorläufigen Zahlen, von einem Nullwachstum ausgegangen war. „Nach gängiger Definition muss das Bruttoinlandsprodukt für eine Rezession zwei Quartale in Folge schrumpfen. Im laufenden Quartal ist mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einem weiteren Rückgang zu rechnen, der noch etwas größer ausfallen dürfte. Damit wird die Wirtschaftsleistung wieder niedriger sein als noch vor Ausbruch der Corona-Pandemie im Jahr 2019“, fügt Wollmershäuser an.
Dass der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im Schlussquartal 2022 nicht noch größer ausfiel, dürfte an dem überraschend kräftigen Anstieg der Kfz-Zulassungszahlen am Jahresende gelegen haben. Durch das Auslaufen und Absenken staatlicher Förderprämien für Plug-in-Hybride und Elektrofahrzeuge zum 31. Dezember schnellten die Neuzulassungen um 20 Prozent im Vergleich zum Vorquartal in die Höhe. Dies dürfte für sich genommen den privaten Konsum um etwa 0,8 Prozent ausgeweitet und damit die rückläufigen preisbereinigten Umsätze im Einzelhandel und in anderen konsumnahen Dienstleitungsbereichen teilweise ausgeglichen haben.
„Für das laufende Quartal dürfte es bei den Autokäufen zu einem kräftigen Rückpralleffekt kommen, da die vorgezogenen Käufe nun wegfallen“, sagt Wollmershäuser weiter. Zudem werden die hohe Inflation und steigende Zinsen die übrigen Konsumausgaben und die Bauproduktion weiter sinken lassen. Die hohen Auftragsbestände und nachlassende Engpässe bei Energie und Vorprodukten dürften hingen die Industriekonjunktur stützen. Insgesamt wird die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal 2023 wohl nochmals um 0,4 Prozent schrumpfen und dann im zweiten Quartal stagnieren. Erst im weiteren Verlauf des Jahres dürfte sich die Konjunktur erholen, weil die Inflationsraten spürbar sinken und die Einkommen kräftig steigen werden. „Im Jahr 2023 insgesamt dürfte das Bruttoinlandsprodukt daher nur auf der Höhe des Vorjahres verbleiben “, sagt Wollmershäuser.
(ifo)