Derzeit leben rund vier Prozent aller Arbeitnehmer im Alter von 20 bis 64 in einem anderen Mitgliedstaat der EU. Das schreiben die beiden Volkswirte Cinzia Alcidi und Daniel Gros vom CEPS in Brüssel in einem Papier für das vom ifo Institut gegründete Forschungsnetzwerk EconPol Europe. Demnach war die Ost-West-Wanderung insgesamt ökonomisch positiv für die aufnehmenden Länder. Aber eine größere Abwanderung von gut ausgebildeten Südeuropäern in den Norden könnte sich wirtschaftlich negativ auf die abgebenden Länder auswirken.
Nur ein Prozent der Deutschen im EU-Ausland
Die Durchschnittszahl von vier Prozent verbirgt den Autoren zufolge große Unterschiede zwischen den EU-Ländern. Nur ein Prozent der Deutschen arbeitet im EU-Ausland, 1,1 Prozent der Briten, 1,3 Prozent der Schweden und Franzosen, 1,8 Prozent der Finnen und Tschechen. Dagegen sind es bei den Esten 12,6 Prozent, bei den Portugiesen 13,8 Prozent, bei den Kroaten 13,9, bei den Litauern 14,8 Prozent und bei den Rumänen sogar 19,7 Prozent.
Wanderung angehalten
Die beiden EU-Beitrittswellen 2004 und 2007 haben die Wanderung von Ost nach West am Anfang getrieben; später kamen kleine Wellen aus Südeuropa in den Norden hinzu. Am Anfang haben das Vereinigte Königreich und Irland verhältnismäßig viele EU-Zuwanderer aufgenommen, was das Brexit-Referendum 2016 beeinflusst haben könnte.
Später waren Deutschland und andere nördliche Länder das Hauptziel. Doch eine bessere Wirtschaftsentwicklung in den neuen Mitgliedstaaten hat die Wanderung von Ost nach West mittlerweile zum Halten gebracht, auch aus Polen und den baltischen Staaten.
(ifo Institute)