Die nachfolgende Generation will die Erfolgsgeschichte ihrer jeweiligen Familienunternehmen fortschreiben – aber mit eigener Handschrift: 88 Prozent der Next Generation, kurz: Next Gen, verstehen sich nicht nur als bloße Verwalter des Familienerbes, sondern als deren Gestalter. Auf die Aufgaben, die dieser Anspruch mit sich bringt, blickt die Next Gen zuversichtlich: 91 Prozent sehen dem kommenden Generationswechsel im Unternehmen optimistisch entgegen, sie fühlen sich gut vorbereitet und bringen den nötigen Ehrgeiz mit. Die Entscheider von morgen wollen neue Märkte, Geschäftsfelder und -strategien ausprobieren. Das sind einige Ergebnisse der internationalen Studie „Great expectations: The next generation of family business leaders“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, für die 268 Nachfolger in Familienunternehmen aus 31 Ländern befragt wurden.
Konfliktthemen Übergabe und Industrie 4.0
Doch kein Generationenwechsel verläuft ganz ohne Generationenkonflikte, insbesondere die Unternehmensübergabe kann zu einer schwierigen Aufgabe werden – für beide Seiten. Entsprechend sind 52 Prozent der Next Gen besorgt, dass sie zu viel Zeit aufbringen müssen, um familieninterne Probleme zu bewältigen. 61 Prozent glauben, dass es für die ältere Generation schwierig ist, loszulassen und sich aus dem Unternehmen zurückzuziehen. „Wir empfehlen Familienunternehmen deshalb, die Nachfolge frühzeitig zu planen und sie als Prozess zu begreifen, der die Family und Business Governance beinhaltet“, sagt Dr. Peter Bartels, PwC Vorstandsmitglied und Leiter des Bereichs Familienunternehmen und Mittelstand. Einen weiteren Konfliktpunkt zwischen den Generationen bildet momentan die digitale Transformation. Nur 41 Prozent der Next Gen sind davon überzeugt, dass ihre Digitalstrategie das Geschäftsmodell optimal unterstützt. 29 Prozent bestätigen, dass Familienunternehmen die technologischen Möglichkeiten zögerlicher nutzen als andere Konzerne. Entsprechend fühlen sich 40 Prozent manchmal frustriert, wenn es darum geht, die Elterngeneration von neuen Ideen zu überzeugen. „In puncto Digitalisierung sollte sich die ältere Unternehmergeneration von der jüngeren überzeugen lassen“, so Peter Bartels. „Die technologische Entwicklung wird die Geschäftswelt in den kommenden fünf Jahren von Grund auf verändern. Davon gehen auch 83 Prozent der kommenden Familienunternehmer aus, wie unsere Studie zeigt.“
Ideen sichern die Wettbewerbsfähigkeit
Das sieht auch Christian Weber so, CEO der Karlsberg Brauerei, der in der Studie beschreibt, wie sein Weg an die Spitze des Familienunternehmens aussah. Er ist einer der Next-Gen-Vertreter aus verschiedenen Ländern, die in der Studie einen Einblick in ihre Arbeit bei einem Familienunternehmen geben. Weber sieht die große Chance des digitalen Wandels für sein Traditionsunternehmen in einer besseren Kommunikation und Planbarkeit: „Wie kann es uns gelingen, die Gastronomen der Zukunft zu beliefern, noch bevor sie eine Bestellung aufgeben?“ Für den CEO ist ein Umfeld, das Innovationen fördert, der Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens.
Start der Karriere in einem fremden Unternehmen
Eine gute Ausbildung und der Blick über den Tellerrand sind der nachfolgenden Unternehmergeneration wichtig. Entsprechend arbeiten 70 Prozent erst in einem fremden Unternehmen, bevor sie eine Funktion im Familienunternehmen übernehmen. „Die Next Gen wollen durch diese Außenperspektive einen objektiveren Blick auf das eigene Familienunternehmen gewinnen, in dem sie oft groß geworden sind“, sagt Peter Bartels. „Auch wenn dies zunächst die ‚Ressource Nachwuchs‘ beschränkt, unterstützt die Elterngeneration diesen Plan häufig.“
Führungskräfte von außen werden immer wichtiger
Doch der nächsten Generation geht es dabei nicht allein um die eigene Kompetenz. Für sie ist eine insgesamt gut ausgebildete Belegschaft von Bedeutung. 74 Prozent der Befragten geben diesen Faktor als Top-Priorität an. Dazu gehört zum Beispiel die stärkere Förderung von Frauen. Eine Auskopplung des Surveys mit den Umfrageergebnissen der 73 befragten Nachfolgerinnen zeigt, dass nur 30 Prozent von ihnen Mitglied der Geschäftsführung ihres Familienunternehmens – gegenüber 55 Prozent bei den männlichen Nachfolgern. Außerdem setzt die Next Gen auf Kompetenz von außen: 69 Prozent möchten externe Manager einstellen. „Einen Fremdmanager an die Seite zu holen kann ein sinnvoller Schritt für Familienunternehmer sein, wie auch unsere aktuelle Studie ‚Gemischte Geschäftsführungsteams in Familienunternehmen‘ zeigt“, ist Peter Bartels überzeugt. Drei Viertel der Familienunternehmen wollen so die fachliche Expertise ausbauen, etwa jeweils die Hälfte möchte auf diese Weise das Unternehmen professionalisieren und Wachstum vorantreiben. Mit der Zusammenarbeit sind 90 Prozent der befragten Familienunternehmen zufrieden.