Die Inflations- und Zinsentwicklung bleibt nach Ansicht des globalen Investment-Managers Nuveen das bestimmende Thema für Anleger in der zweiten Jahreshälfte 2023. Zwar sei die Inflation angesichts historischer Zinserhöhungen durch die Notenbanken deutlich gesunken. Sie liege aber nach wie vor weit oberhalb des langfristigen Ziels von etwa zwei Prozent.
„Dies könnte ein Zeichen dafür sein, dass die Inflation strukturell höher geworden ist“, schreiben CIO Saira Malik und das Global Investment Committee von Nuveen in einem aktuellen Ausblick. „Das Anlageumwelt bleibt getrübt.“
Unterdessen blieben die Zinsen ziemlich hoch, und die US-Notenbank Fed mache aktuell keine Anstalten, von ihrem Erhöhungspfad abzuweichen. „Der nach wie vor falkenhafte Ton der Fed führt unter Investoren zu Diskussionen, ob und wann die USA in eine Rezession schlittern könnten. Die Chancen für eine Rezession haben zugenommen.“
Hochfliegende Technologiewerte machen Rally eng
Zudem sorge die bisherige Entwicklung am Aktienmarkt im Jahr 2023 für wachsende Skepsis unter Anlegern. „Die Dominanz einiger hochfliegender Technologiewerte macht die diesjährige Rally aus Investorensicht zu eng, um sich damit wohlzufühlen“, schreibt Malik. „Und sie fördern die Zögerlichkeit, daran teilzunehmen.“
Das unsichere Umfeld ist Nuveen zufolge aber kein Grund, um unentschlossen an der Seitenlinie des Kapitalmarktes zu verharren. „Weiter abzuwarten wäre wahrscheinlich ein Fehler. Aus unserer Sicht ist ein besonnener Ansatz geboten, um das Geld wieder arbeiten zu lassen. Dabei konzentrieren wir uns auf drei Grundsätze.“ Diese könnten Anleger teilweise von erfahrenen Schwimmern übernehmen.
Internationale Gewässer erkunden
Der erste dieser Grundsätze laute, sich langsam ins Wasser vorzutasten, statt direkt voll einzutauchen. „Investoren, die Renditevorteile wollen, ohne voll ins Risiko zu gehen, sollten ausgewählte Segmente des breiten Anleihemarktes in Betracht ziehen, unter anderem US-Kommunalanleihen“, schreiben Malik und das GIC. Für Hochzinsanleihen sind die Experten ebenfalls positiv gestimmt. „Im Kreditbereich könnte Europa wegen der Stärke des Bankensystems gegenüber den USA im Vorteil sein.“
Zweitens könne es sich lohnen, internationale Gewässer zu erkunden. „Wir sehen weiterhin Chancen bei Schwellenländeraktien, angesichts attraktiver Bewertungen, des schwächeren US-Dollars und einer lockereren Geldpolitik in China.“ Große US-Werte sieht Nuveen ebenfalls positiv. „Zudem finden wir weltweit zahlreiche Anlageideen in den Bereichen Infrastruktur, Immobilien und anderen Sachwerten.“
Drittens gilt es Nuveen zufolge, Immobilien nicht über einen Kamm zu scheren. „Die Schlagzeilen zum angeschlagenen Bürosektor haben die Illusion entstehen lassen, dass Anleger von Immobilien generell die Finger lassen sollten. Aber ein genauerer Blick zeigt die wahren Potenziale, speziell im Industrie- und Mehrfamilien-Sektor.“