Erst am vergangenen Mittwochabend hat Staatspräsident Sergio Mattarella dem Juristen Giuseppe Conte den Regierungsauftrag als Ministerpräsident erteilt. Damit soll Conte zukünftig die europakritische Koalition anführen. Die politischen Verhältnisse dürften jedoch aufgrund fehlender Mehrheit der Koalitionspartner weiter schwierig bleiben. Wie bereits in der Vergangenheit, könnte dies das Verabschieden von Gesetzten vor Herausforderungen stellen. Die damit einhergehenden politischen Unsicherheiten bergen Potenzial, den europäischen Finanzmarkt in Atem zu halten.
„Bisher ist die Koalitionsvereinbarung zwischen der Fünf-Sterne-Bewegung und der Lega Nord zwar noch sehr übersichtlich, der Haushaltsvorschlag enthält jedoch bereits jetzt einige Hinweise darauf, in welche Richtung die Koalition marschieren könnte“, sagt Robert Tipp, Head of Global Bonds und Chief Investment Strategist bei PGIM Fixed Income. „Der Vorschlag zur Staatsfinanzierung umfasst beispielsweise eine Grundsicherung von 780 Euro pro Monat für Menschen unterhalb der Armutsgrenze, einen flachen Steuersatz auf Privat- und Unternehmenseinkommen sowie eine moderatere Benzinsteuer. Unserer Ansicht nach könnte die Umsetzung der Vorschläge mehr als 5,5 Prozent des italienischen Bruttoinlandsproduktes ausmachen.
Die politischen Unsicherheiten und die damit einhergehenden makroökonomischen Herausforderungen zeigen unserer Meinung nach bereits Auswirkungen auf Staats- und Unternehmensanleihen sowie den europäischen Hochzinsmarkt:
Staatsanleihen
Die Renditen italienischer Staatsanleihen (BTP) mit 10-jähriger Laufzeit sind am vergangenen Montag auf 2,4 Prozent angestiegen, verglichen mit 1,9 Prozent in der vergangenen Woche. Der Spread zwischen der 10-jährigen BTP und der 10-jährigen Bundesanleihe erreicht ungefähr 187 Basispunkte, die weiteste Verbreiterung seit Juni 2017.
Unternehmensanleihen
Europäische Investment Grade Spreads haben sich in der vergangenen Woche aufgrund der Unsicherheiten in Italien um 4 bis 5 Basispunkte verbreitert. Gleichzeitig haben die italienischen Finanzdaten den Schwung aus dem Ausverkauf genommen, da vorrangige Anleihen der Banca Intesa Sanpaolo sowie LT2-Schuldtitel im Monatsverlauf 35 beziehungsweise 40 Basispunkte breiter gehandelt wurden. Italienische Unternehmen schnitten etwas besser ab, da der Energiekonzern Enel seit Monatsbeginn um 15 Basispunkten höher gehandelt wird.
Hochzinsmarkt
Durch die Zurückhaltung am italienischen Markt hat der europäische Hochzinsmarkt in der vergangenen Woche 23 Basispunkte verloren. Papiere von Wind Italia wurden nur noch für 86 Euro gehandelt, da mehrere Hedgefonds den Mobilfunkanbieter als Proxy für eine Makrowette auf Italien nutzten.“
(PGIM)